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Geh auf Magenta - Roman

Geh auf Magenta - Roman

Titel: Geh auf Magenta - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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und den letzten Stand, dass er derzeit auf Reisen sei, mit einer anderen . Ebert machte sich eine schnelle Notiz, blickte sie dann wieder fest an. »Und ich vermute, dass Sie damit ein Problem haben?«
    »Ja.«
    Der feste Blick hielt an: »Glauben Sie, dass er mit dieser anderen schläft?«
    Sie starrte ihn an. »Was?«
    »Was? Nun, ganz einfach – ob er sie fickt. Mit seinem Schwanz. Stöhnen, all das – sich sagen, dass man sich liebt, dass man weiterficken will, die ganze Nacht durch, so etwas. Das meine ich.«
    Sie sah schluckend auf die Grafiken an der Wand, Thomas hatte ihr bereits gesagt, dass Ebert manchmal sehr drastisch sein könne. Nur hatte sie es sich nicht so drastisch vorgestellt.
    »Bin ich Ihnen zu drastisch?«, fragte er.
    »Nein. Es ist nur – ich kann mir das nicht vorstellen, dass er so etwas –«
    »Aber was glauben Sie denn, weshalb er sich eine weibliche Reisebegleitung ausgesucht hat? Oder sind die beiden wirklich rein freundschaftlich unterwegs, also ohne – ficken zu wollen?«
    Wieder schluckte sie, nein, so gut sei er nicht mit ihr befreundet, aber sie wüsste das auch nicht so genau, er habe das immer so heruntergespielt, sie seine kleine Schwester genannt und so. Ebert hob die Augenbrauen, seine kleine Schwester, das sei interessant, wirklich sehr interessant. Um seiner nächsten Frage zuvorzukommen, betonte Mel, dass sie Bastien nun wirklich gut kenne und dass man von pädophilen Neigungen bei ihm nicht sprechen könne, was Ebert ein wenig zu enttäuschen schien. Dennoch blieb er hartnäckig und fragte noch einmal, ob sie glauben würde, dass er mit dieser kleinen Schwester Sex habe.
    »Ich glaube das – ein bisschen«, sagte sie.
    »Aber Sie hoffen es nicht, natürlich, das ist nachvollziehbar.«
    Aber man solle in einem Zustand wie diesem immer vom Exzess der menschlichen Agitation ausgehen, das läge in der Natur der Sache, wahrscheinlich hätte er mit ihr auf dieser Reise jetzt durchgehend Sex. »Harten Sex«, fügte er ernst hinzu. »Gut. Wir sollten zuerst das Wesentliche klären. – Was möchten Sie, das ich für Sie tue?«
    »Ich dachte, Sie helfen mir, dass ich –«
    »Was genau? Für was soll ich Ihnen helfen?«
    Seine Stimme war professionell-provokativ.
    Sie überlegte kurz, die Frage war gut. »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Natürlich. Wie könnten Sie auch? Sie sind offensichtlich verletzt und suchen nach Erklärungen – für die nächsten Schritte, für Ihr eigenes Verhalten, Ihnen selbst gegenüber, ihm gegenüber. Aber sicher sind Sie sich nur in der Überzeugung, dass Sie jetzt etwas tun müssten. Ja?«
    Sie nickte.
    »Und da gibt es die folgenden Möglichkeiten: A – Sie beschließen, ihm diese Verletzung zu verzeihen und sich auf seine Wiederkehr zu freuen, ob er nun Sex mit dieser Frau hatte oder nicht, und B – Sie beschließen das Gegenteil. Sie verzeihen nicht. Unter solchen Umständen wäre eine Trennung vielleicht sinnvoll. Möchten Sie sich trennen?«
    Sie zuckte zusammen. Das Wort hatte etwas Fremdes, Disharmonisches, Untrainiertes. Das war noch schlimmer als ficken . Er lächelte sie weiter an, sein Blick blieb kurz auf ihrem Oberschenkel haften, sie übersah das, er blickte wieder hoch: »Diese beiden Möglichkeiten bewirken mein Tun, verstehen Sie? Ich kann Sie zum Ersteren bewegen oder mit Ihnen das Vorgehen in Hinsicht auf eine Trennung besprechen. Sie müssen mich aufstellen. Für das, was Sie wollen.«
    Sie schaute ihn verwundert an und sagte, dass ihr das nicht bewusst gewesen sei, dass ein Therapeut quasi als Waffe diene, was ihn zum Lachen brachte.
    »Das heißt, ich muss zuerst einmal wissen, ob ich mich trennen will oder nicht?«, sagte sie zögerlich.
    »Das wäre gut.«
    Wieder ein hohes Lachen, in gewisser Weise ein Quieken, schien es ihr. »Aber ich weiß es nicht.«
    »Dann finden wir es heraus. Jetzt. – Bitte.«
    Sie erzählte von den vorherigen Verletzungen, die er ihr bereitet hatte, von dieser scheiß Galeristin , von den nächtlichen Weinkrämpfen, von ihrer generellen Unzufriedenheit mit ihm, seinem mangelnden Familienbewusstsein, seiner manchmal misanthropischen Art, sie brauchte mehr als fünfzehn Minuten, um alles aufzulisten; als sie endete, schwieg er einen Moment lang bedeutungsvoll, schrieb noch einige Bemerkungen in sein Buch und legte den Stift sehr langsam beiseite. »Ich denke, Sie sollten sich von Ihrem Mann trennen.«
    Wieder zuckte sie zusammen und sah ihn unverständig an, unbeirrt fuhr er fort: »Im Grunde

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