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Geh auf Magenta - Roman

Geh auf Magenta - Roman

Titel: Geh auf Magenta - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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(erst dann rufst du zurück).
    5 Du schaust nach vorne.
    Genau, es konnte jetzt nicht darum gehen, der Vergangenheit hinterherzuheulen, sofern sie denn eine war; wenn Mel es nicht anders wollte, bitte, dann musste sie jetzt mit allem klarkommen, mit allem , zum Beispiel auch damit, dass er sich von jetzt an mit sämtlichen Frauen treffen würde, die er kannte. Daran würde sie einiges zu schlucken haben, dachte er wütend.
    Er kramte sein Telefon aus dem Rucksack und tippte Sonias Nummer unter Favoriten an, die Mailbox war zu hören. Wahrscheinlich packte sie ihre Koffer aus, sortierte die mitgebrachten Souvenirs, stand unter der Dusche oder war einfach nur froh, wieder unter ihresgleichen zu sein. Um dann von einer ziemlich langweiligen Asientour mit einem komischen Typen ohne Tischmanieren zu erzählen, wahrscheinlich traf das Letztere zu, er schenkte sich wieder nach.
    Auch Kirsten war unter Favoriten gespeichert. Es würde sie zwar wundern, dass er sie sofort nach seiner Rückkehr anrief, aber kurz entschlossen drückte er auf ihren Namen, sie meldete sich sofort: »Wieder da? Wie war’s?«
    In wenigen Sätzen fasste er die Qualität der thailändischen Küste, den Anblick des Meeres und die überall vorzufindenden Palmen vorbildlich zusammen. Kirsten war schließlich eine manisch Reisende und durchaus in der Lage, über so ziemlich jeden Winkel dieser Welt einen tausendseitigen Reiseführer zu verfassen, zudem war sie in mindestens einem Dutzend Reiseportalen aktiv. So fragte sie auch diffizil nach seiner Einschätzung, ob Ko Phi Phi Don denn wirklich so überrannt sei, wie alle es behaupten würden, und überhaupt, ob er denn auch in einem dieser neumodisch-grausamen Hotels dort übernachtet hätte, vierstöckig, mit Pool, so etwas würde gar nicht gehen. Er verneinte und verwies auf den Long Beach, der ja noch eine Ahnung vom Paradies in sich trüge, und eigentlich wäre es nicht so schlimm, wie man behaupten würde. Sie fragte, wie es ihm denn in der Zeit ergangen sei, immerhin wären es ja zwei Wochen gewesen, so ganz allein. Er betonte, dass das herumgehen würde wie nichts, auch wenn man vollkommen auf sich gestellt wäre. Zwei Wochen seien einfach viel zu kurz, um sich wirklich neu zu sortieren, auch was das Leben in Berlin anbelangen würde.
    »Was meinst du?«, fragte sie schnell.
    Die anschließende, ebenso kurze Pause verlieh seiner dann folgenden Stimme den gewünschten Effekt; er sei zu dem Schluss gekommen, dass es besser sei, wenn er und Mel nicht mehr zusammen wären; mit etwas Abstand zu den Dingen käme man eben zu einer gewissen Klarheit.
    In allem.
    Das läge vielleicht an der Weite des Meeres und an der Einsamkeit.
    Ihr abruptes Schweigen überraschte ihn nicht sonderlich, wusste er doch um ihre Gefühle für ihn. Sie kannten sich jetzt seit über vier Jahren, unterhielten das, was man eine gelegentliche Liebschaft nannte, und die emotionale Situation beschrieb sich so: Es lag etwas in der Luft, zumindest von ihrer Seite. Er hatte das immer wohlwollend wahrgenommen, schließlich war Kirsten das, was man einen echten Kumpel nennen würde, auch attraktiv, aber er wusste um das Gefährliche der Situation; wären sie sich noch näher gekommen, hätte sie ihn immer vor die Wahl gestellt, Mel oder sie, und sie wäre durchaus zu Gefühlsausbrüchen in der Lage gewesen. Ein unberechenbarer Faktor, der erst jetzt seinen Schrecken verlor, siehe Punkt 5.
    »Du willst dich trennen?«, fragte sie leise.
    »Absolut. Ich werde mich trennen«, entgegnete er fest. Und natürlich würde er sich über ihren Besuch freuen, zum Beispiel morgen Abend, falls sie spontan vorbeikommen könne.
    Ein kurzes Husten. Sie sagte, dass der Abend eigentlich ganz gut passen würde, schließlich sähe der darauf folgende Tag noch ganz entspannt aus. Bastien schlug vor, dass sie ihn sich am besten doch ganz freinehmen solle, was sie mit einem Lachen beantwortete, auch daran könne man denken, und alles Weitere dann morgen. Sie verabschiedeten sich, er drückte die Taste. Ein kurzer Schluck direkt aus der Flasche, er hörte Musik im Raum nebenan, Nick Cave, offenbar war Rob im benachbarten Atelier und arbeitete.
    Eine sanfte Musik, gut zum Einschlafen, er schloss die Augen.
    Das könnte man auch im Weltraum hören, manche Dinge blieben eben gut, auch im 23. Jahrhundert, dachte er, vielleicht wäre Nick Cave eine gute Untermalung zu der sich anbahnenden Schlacht im vierten Quadranten, in der er die Schiffe der Anderen in einem

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