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Geh auf Magenta - Roman

Geh auf Magenta - Roman

Titel: Geh auf Magenta - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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höre?«
    Eine einfache Taktik. Je mehr sie ihm unterstellte, umso besser konnte ihre Geschichte mit Thomas in den Hintergrund rücken. Er ging darüber hinweg: »Noch mal, da ist nichts. Und du weißt das. Im Gegensatz zu dir, oder?«
    Der Rand des Glases wies eine feine Ziselierung auf, etwas altertümlich, aber doch schön. Sie erinnerte sich, dass sie damals drei dieser Gläser auf dem Flohmarkt gekauft hatten.
    »Bist du glücklich?«, fragte er.
    Sie nickte mehrmals hintereinander. Diesen Flohmarkt gab es immer samstags, am Ebertplatz. Die Kinder waren dabei gewesen, und sie hatten ihnen irgendeinen bunten Kleinkram gekauft. Eine Plastikmaus für Zoe, die damals fast noch ein Baby war, ein Stofftier für Debbie, etwas in der Art.
    »Dann sollte ich dir jetzt alles Gute wünschen, nicht? Alles Gute für dein neues Leben mit – Thomas. Für die nächsten langen Jahre«, sagte er langsam und sah ihren verwunderten Blick dabei.
    »Obwohl ich nicht in deiner Haut stecken möchte«, fügte er hinzu.
    »Warum?«, fragte sie.
    »Du weißt schon, was ich meine.«
    Das saß offenbar, sie blickte jetzt starr auf das Glas. Bestimmt, dachte er, würde sie jetzt an ihre endlosen Nächte am Küchentisch denken, Nächte, die es so mit diesem Typen nicht gab, nicht geben konnte. Vielleicht würden sie auch die Abende vor dem Fernseher verbringen, das würde eher zu ihm passen, zu diesem netten Kerl , der er war. Nett und ein Kontroll-Freak ohne Tiefgang, das würde auch Mel inzwischen wissen. Sie bewegte das Glas hin und her, er betrachtete ihre Hand dabei; der Ring an ihrem Finger, mit einem eingelassenen roten Stein darin, die bläulichen Adern, die sich unter der Haut abzeichneten. Die Falten an den Knöcheln.
    »Aber ich liebe ihn«, sagte sie.
    Er zuckte kurz zusammen. Sie sah das. »Ich weiß, was das für dich bedeutet«, sagte sie.
    »Aber ich kann es nicht ändern, verstehst du? Ich kann es nicht ändern!«
    »Und wenn du es ändern könntest, würdest du es tun?«, fragte er leise.
    »Es ist doch ein – Gefühl. Ein besonderes Gefühl. Wie oft hat man das im Leben, dreimal, viermal? Auf jeden Fall nicht sehr oft, deshalb hat es seinen Wert und ist besonders. Das sagt einem doch etwas, auch über sich selbst. Und keiner kann so etwas ändern.«
    »Hast du es versucht?«
    Sie sagte nichts, schüttelte anstatt dessen wieder mit dem Kopf.
    Die Ziselierung war wirklich sehr schön. Die Linien zogen sich in Wellenform um das Glas herum, in regelmäßigen Abständen reichten einige bis an den Stiel hinunter; sie fuhr mit den Fingern leicht darüber. Es war ein sonniger Herbsttag gewesen, sie hatten das Auto unter einem Baum geparkt, und als sie zurückkamen, war es von Blättern bedeckt. Zoe hatte versucht, sie wegzupusten.
    Sie hatten gelacht.
    Und die Gläser und den bunten Kleinkram nach hinten gelegt, zwischen die Kindersitze. Die beiden hatten alles während der Fahrt festgehalten, wie einen Schatz, sie konnte sie im Rückspiegel sehen, diese glücklichen Kindergesichter und die in Papier gepackten Dinge. Auf Debbies Anorak hatte sich eines der Blätter verfangen, aber sie hatte nur Augen für das neue Stofftier gehabt.
    »Aber wenn du es ändern könntest, würdest du es tun?«, wiederholte er die Frage.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. Nach einer Pause fügte sie ein Ja, vielleicht hinzu.
    Wieder ihre Knöchel, die Finger, wie sie über den Glasrand fuhren, vertraute Finger, die jeden Zentimeter seines Körpers kannten; Finger, die gestreichelt hatten, Knochen, Adern, Falten, die er gespürt hatte.
    Der rote Stein hatte einen Kratzer an der Seite.
    Eigentlich hatte sie immer diesen Ring getragen, schon als er sie kennengelernt hatte, so ein großer Ring fiel eben auf, mit seinem doppelten Kreis erinnerte er an Saturn. Den hätte sie ganz einfach vom Secondhand, hatte sie ihm gesagt, da würde man immer etwas Besonderes finden, so etwas wie diesen Ring eben.
    Er hatte jetzt einen Kratzer.
    Was hieß dieses Ja, vielleicht , bedeutete es ein Es ist nicht zu spät?
    »Es ist also nur ein – Moment?«, sagte er leise und spürte eine Prise von dem, was man ein neues Selbstvertrauen nennen mochte.
    »Ich glaube schon, ja. Es ist anders als mit dir, ganz anders«, sagte sie.
    »Anders? Ist er etwa schlecht im Bett?«
    »Er ist gut im Bett.«
    »In seinem Alter? Hätte ich ihm gar nicht zugetraut.«
    »Spinner.«
    »Warum Spinner? Ich halte doch nur fest, dass die Potenz im Alter nachlässt. Ab Mitte vierzig. Das ist

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