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Geh auf Magenta - Roman

Geh auf Magenta - Roman

Titel: Geh auf Magenta - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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war. Mel verbrachte die meisten Stunden auf dem Balkon und schrieb fragmentarische Sätze in ihren Reisebericht, während Thomas sich im Bett unruhig hin- und herwälzte.
    Am nächsten Morgen stand dann der Landrover bereit, und Yassin und Hilal winkten ihnen zu, jetzt komme der wirkliche Höhepunkt des Ausflugs, die Fahrt durch das Wadi Hadramaut bis nach Tarim, wie Hilal sagte, der Stadt der Paläste und der dreiundfünfzig Meter hohen Al-Muhdar-Moschee, der höchsten im Jemen. Während der Fahrt beschrieb er ausgiebig die Region; sie seien hier auf der legendären Weihrauchstraße, die seinerzeit Shibam und Tarim passierte, weiter westlich befände sich auch Marib, die Hauptstadt des alten Königreiches Saba. Sie nickten beide, natürlich, Saba und die Königin. Der Weg entpuppte sich als mühsam, nicht selten musste der Fahrer anhalten, um Gesteinsbrocken zur Seite zu räumen. Sie passierten einige Seitentäler, die sich in überraschendem Grün präsentierten, Hilal erklärte ihnen, dass man dort besonders ertragreiche Ernten für Tamarinden, Datteln, Henna und Myrrhe erhalte, das sei dem fruchtbaren Boden des Wadis zu verdanken und natürlich der Sonne, davon hätte man hier ja mehr als genug.
    Die Luft roch angenehm nach Kräutern und Blumen, und die Tageshitze hatte noch nicht eingesetzt. Ein idyllisches Tal nach dem anderen öffnete sich seitlich der Straße, sie hätte nie gedacht, dass dieser Jemen ein so liebliches Land sei. Das da drüben sei bereits Al-Jol, die Hochebene, sagte Hilal, dann irgendwann käme das Arabische Meer, das seien nur ein paar hundert Kilometer, wenn sie Lust auf etwas Baden hätten. Alle lachten, selbst Yassin grinste leicht. Aber bis Tarim wäre es nicht mehr weit, höchstens noch zwei Stunden, sagte Hilal, am besten, sie würden einfach die schöne Landschaft und das Wetter genießen, in cold and grey Germany sähe das jetzt ja wohl anders aus.
    Thomas legte seinen Arm um ihre Schultern und lächelte sie an.
    »Sag mal, wie bist du eigentlich darauf gekommen?«, fragte sie.
    »Worauf?«
    »Na, ausgerechnet hierher zu fahren?«
    Ein Kunde hätte ihm einmal davon erzählt, sagte er, der sei mit einem Jeep mutterseelenallein hier durch die Wüste gefahren, ein toller Kerl. Er hätte die Landschaft auch genauso beschrieben, wie sie die jetzt sehen würden, einfach gnadenlos schön.
    »Ganz allein?«, fragte sie.
    »Ja. So ein Abenteurertyp eben.«
    »Wirklich ein Kunde von dir?«
    »Manchen Leuten sieht man es eben nicht an«, sagte er. »Die ziehen das durch, und immer alleine.«
    Das sei aber nichts für sie, sagte Mel, es gäbe ja niemanden, mit dem man das dann teilen könnte, die Momente eben, so wie der Anblick dieser Berge da drüben. Thomas nickte, er wüsste jetzt schon, dass er auf jeden Fall wieder herkommen würde, bestimmt schon ganz bald, diese urtümliche Landschaft hier, das sei schon sein Ding. Urtümlich und verlassen, das war es wirklich, dachte Mel; auf der Straße war jetzt weit und breit kein Auto zu sehen, ebenso nahmen die Anzeichen von Besiedlungen und Landwirtschaft ab. In wenigen Kilometern käme schon die Straße nach Sunah, sagte Hilal, sie würden aber weiter linker Hand dem Wadi folgen. Er berichtete dann von historischen Begebenheiten entlang dieser berühmten Straße und spickte sie hier und da mit lustigen Anekdoten von allzu geldgierigen Scheichs und naiven Europäern. Schließlich lag die Kreuzung vor ihnen, und Mel blickte entmutigt auf die Straße zwischen den endlosen Tafelbergen, die in ein vor Hitze flimmerndes Nichts zu führen schien. Tarim sei nun nicht mehr weit, versicherte Hilal, aber etwas Geduld brauche man in diesem Lande schon. Der Fahrer umfuhr eine verlassene Straßenbaustelle und gab dann Gas, hier war mit Gegenverkehr nicht mehr zu rechnen; auch Hilal schwieg nun, vielleicht, weil sein Repertoire an Erzählungen erschöpft war. Mel schloss die Augen und fiel in einen gnädigen Halbschlaf.
    Das Quietschen der Bremsen weckte sie. Der Wagen stand still. Hilal sprach mit dem Fahrer, der sichtlich aufgeregt war und mit der Hand nach vorne wies. Auf der Fahrbahn stand ein LKW quer, eine Gruppe von rund zehn Männern stand um ihn herum und begutachtete die hintere Achse; offenbar hatte man eine Reifenpanne oder einen Achsenbruch gehabt, was bei den unzähligen Schlaglöchern der Straße keine Seltenheit war. Ein Umfahren des LKWs war nicht möglich, links und rechts der Straße befanden sich Sandverwehungen und Geröll. Hilal deutete

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