Geh Ich Auf Meine Hochzeit
Stühlen. In ihrem Zimmer hätte sie leben und in der Sonne baden können, die offenbar den größten Teil des Tages hier hereinschien. Es kam ihr vor wie ein Boudoir in einer Traumvilla - tatsächlich war es das eleganteste und luxuriöseste Haus, in dem Evie sich jemals aufgehalten hatte. Von dem Augenblick an, als sie aus dem Auto gestiegen und den Duft der üppigen roten Blumen, die den gesamten Vorgarten bedeckten, eingeatmet hatte, kam sie sich vor wie in einem Märchenland.
Von der Fahrt hierher war sie immer noch ganz benommen, als ob die sprühende, lebhafte Person auf dem Beifahrersitz des Seat Toledo neben Max eine vollkommen Fremde sei. Sie war ganz und gar nicht die normale Evie Fraser gewesen, daran bestand kein Zweifel. Sie hatte sich entspannt, glücklich und selbstsicher gefühlt. Es war, als pulsierte eine Droge durch ihre Adern und machte sie zu einem anderen Menschen. Vielleicht war Max diese Droge. Und dann hatten sie dieses wunderschöne Haus inmitten der Hügel hinter der Stierkampfarena von Puerto Banus erreicht. Das Anwesen lag hinter einer hohen Mauer mit einem Tor aus Holz und erinnerte sie an die Häuser der Prominenten in Hollywood, die sie in Dokumentarfilmen über Los Angeles gesehen hatte.
Hinter dem Tor bot sich ein unglaubliches Bild: eine Veranda führte rings um das gesamte Gebäude, hier und dort standen Liegestühle und große Töpfe mit exotischen Pflanzen herum. Ein Pool und ein blühender Garten erinnerten an Evies Tagträumereien. Ein offener Raum erstreckte sich über das gesamte Erdgeschoss, wozu ein erhöhter Essplatz, eine Marmorküche und eine tiefer gelegene Sitzecke mit weit ausladenden, mit blumengemusterten Sofas, hölzernen Kaffeetischen und einem imposanten Steinkamin gehörten, falls einem kalt werden sollte.
»Als ob so was passieren könnte!«, hatte Rosie beim Anblick des Kamins ausgerufen. »Stellt euch mal vor, in Spanien zu frieren!«
Ölgemälde hingen an den Wänden, Keramik und Silberwaren verzierten die einzelnen Tischchen. Alles strahlte eine geliebte und gelebte Atmosphäre aus. Evie erinnerte sich an das Einzimmerapartment, das sie, Rosie und Cara sich vor vielen Jahren geteilt hatten. Dort tummelten sich reichlich Kakerlaken, und die Küche war lediglich für allereinfachste Bedürfnisse ausgerüstet. Verblüfft sah sich Evie in der Villa Lucia um. Dieses Haus musste Max ein Vermögen gekostet haben. Wie, in aller Welt, konnte sie sich revanchieren?
Sie hatte geglaubt, dass sie in ein kleines, nettes Häuschen ziehen würden, in dem sie, Rosie und vermutlich Cara ein Zweibettzimmer teilten mit einem zusätzlichen Feldbett. Dieses Haus aber war in der Tat ein Palast!
Sie zog sich die von der Reise verschwitzte Kleidung aus. Dann stellte sie sich unter die Dusche und befreite sich von dem Reststaub. Die durchsichtige rosa Seife, die sie sich in einem der örtlichen Supermärkte gekauft hatte, roch leicht nach Moschus. Fast zog sie es ihrem Pampelmusenduschgel vor. Und obwohl sie auch ihr Lieblingsshampoo mit Apfelduft vermisste, gefiel ihr das gekaufte mit dem Mandelgeruch fast genauso gut.
Sie wickelte sich in ein riesiges, cremefarbenes Handtuch, setzte sich auf den Balkon und zog die letzten Sonnenstrahlen ein. Evie genoss das Gefühl der Sonne auf ihren Lidern, saß mit geschlossenen Augen und nach hinten gebogenem Hals eine Ewigkeit lang da. Plötzlich merkte sie, dass sie nur noch eine Viertelstunde hatte, um sich fertig zu machen. Wie auf Kommando rauschte Cara mit mehreren Kleidungsstücken im Arm herein. Alles hätte ein Bügeleisen nötig gehabt.
»Mehr kann ich nicht bieten«, entschuldigte sie sich und sank mit ihrem zerknüllten Angebot auf das Bett.
Evie legte eine knallrote Bauernbluse beiseite, weil die Farbe viel zu grell war. Dann hob sie ein seegrünes Seidenhemd hoch und verzog das Gesicht.
»Darin sehe ich aus, als ob ich einen Kater hätte«, stöhnte sie.
Cara lachte. »Dann sollte ich es morgen lieber nicht anziehen, denn ich habe vor, einen richtigen Kater zu bekommen.«
Und ihr Stil bei Tops war puritanisch. Jede Menge hochgeschlossene, übergroße Sachen. Ihre Hosen wiesen denselben Schnitt auf, betont weit und geräumig. Da Evie aber so viel kleiner war und eine vollkommen andere Figur hatte, würde ihr Caras Ausrüstung überhaupt nicht passen. Sie würde wie ein Kind aussehen, das sich Erwachsenenkleidung angezogen hatte - mit viel zu langen Ärmeln und Säumen.
Als einziges Kleidungsstück, in dem sie nicht
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