Geh Ich Auf Meine Hochzeit
hätte sie sie sich über den Kopf gestülpt.
Max nahm direkt neben ihr Platz und lächelte sie breit an. »Das Essen hier ist vorzüglich, und die Leute, denen das Restaurant gehört, tun viel für die Atmosphäre.«
Wenn sie sich nicht so unangemessen gekleidet und sich so daneben vorgekommen wäre, hätte Evie es tatsächlich genossen. Das Restaurant musste einem einfach gefallen. Die Wände waren zwischen Pfirsich und Terrakotta gehalten, überall standen Blumen, üppige Topfpflanzen und wunderschöne Gefäße herum. Außerdem gab es jede Menge nostalgische Fotografien von Filmstars. Evie allerdings versteckte sich hinter der überdimensionalen Karte und studierte sie eingehend. Als eine wunderschöne Blondine in einem Hosenanzug von Gucci den ganzen Tisch mit der Aufzählung der Tagesgerichte unterhielt, senkte Evie ihre Deckung nur ein ganz klein wenig. Die Blondine wechselte von Englisch zu perfektem Italienisch, wenn sie von einem italienischen Gericht sprach, und dann ins Spanische, wenn es sich um eine spanische Spezialität des Landes handelte.
»Hier gibt es mehr Tagesgerichte als Gerichte auf der Karte.« Max lachte und wandte sich wieder seinem Menüstudium zu. »Du suchst dir etwas aus, und dann zählen sie dir noch fünfzehn andere wunderbare Dinge auf, für die du dich gerne entscheiden würdest.«
Trotz all der exotisch klingenden Speisen verspürte Evie nicht mehr den leisesten Hunger. Sie blickte sich um und sah, wie eine Brünette mit einem traubenfarbenen, sehr knappen Seidenkleid ihren Aperitif entgegennahm: er wurde in einem hübschen, dreieckigen Glas mit ein paar Oliven darin serviert.
Das war die Lösung - sie würde sich einen Martini bestellen. Das Getränk hatte Klasse und war sehr elegant. Keiner würde sie mehr für eine Klofrau halten, wenn sie erst einmal an ihrem Martini nippte.
»Wodka oder Gin?«, erkundigte sich der Ober höflich, als sie ihm winkte.
»Wodka«, bestätigte Evie auf gut Glück. Wenn sie auch nur einen Augenblick lang zögerte, würden alle annehmen, sie glaube, ein Martini käme direkt aus der Flasche. Mixte man Wodka damit? Sie erinnert sich, dass James Bond immer einen mit Wodka verlangt hatte.
»Mit Oliven oder gespritzt?«, lautete die nächste Frage.
»Mit Oliven.« Sie lächelte, denn sie war sich nicht ganz sicher, womit der Martini hätte gespritzt werden können. Als die Getränke serviert wurden, unterhielt Vida die ganze Runde mit Geschichten von ihrer ersten Auslandsreise mit ihrem ersten Mann, wo sie in Griechenland Wasser aus dem Hahn getrunken hatte und prompt drei Tage lang krank geworden war. Evie nippte wie beiläufig an ihrem eleganten Martini und wäre beinahe erstickt. Himmel noch mal! Das schmeckte wie Wodka pur.
»Ich hatte dich gar nicht als eine Martini-und-Wodka- Dame eingeschätzt«, murmelte Max leise.
»Meine Hausmarke«, erwiderte Evie mutig und nippte noch einmal an dem ätzenden Getränk. Die feurige Flüssigkeit wirkte: wie flüssige Lava breitete sich die Hitze erst in ihrem Magen, dann über ihren ganzen Körper aus. Als sie das Glas erst halb geleert hatte, wollte sich Evie - die sonst nie mehr als ein oder zwei stark verdünnte Gin Tonics zu sich nahm - noch einen bestellen.
Falls Max dies überraschte, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Cara ihrerseits war nicht so rücksichtsvoll. »Evie, du trinkst doch sonst auch nie so ein Zeug«, meinte sie.
»Und ob ich das tue«, erwiderte Evie ausgelassen. »Vielleicht leihe ich mir morgen von dir das T-Shirt mit dem Kater drauf!« Sie brach in Kichern aus, leerte ihr Glas zur Gänze, kaute die Oliven und begann sofort mit dem nächsten.
Nicht einmal die leckere Risotto-Vorspeise konnte mit der Wirkung des Wodkas mithalten. Schon sehr bald war sie echt betrunken. Jetzt kratzte es sie nicht mehr, wie uninteressant und schäbig sie wirkte. Sie winkte den Ober abermals herbei und hielt ihm ihr leeres Glas entgegen.
»Möchtest du wirklich noch einen?«, erkundigte Max sich sanft. »Vielleicht solltest du lieber ein Glas Wein trinken?«
Evie hob überheblich die Augenbrauen. »Ich kann meine Entscheidungen alleine treffen. Kein Mann sagt mir, was ich zu tun und zu lassen habe. Hier kommt noch ein Drink her, basta!«
Max nahm den Finger, mit dem sie auf ihn gezeigt hatte. »Schon in Ordnung, gnädige Frau, aber bitte spießen Sie mich nicht auf. Ich wollte nur vermeiden, dass du morgen früh einen Kater hast.«
Evie senkte die Wimpern und blinzelte. »Warum
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