Geh Ich Auf Meine Hochzeit
immer noch speiübel. Heute Vormittag habe ich bereits acht Gläser Wasser und nicht eine einzige Tasse Kaffee getrunken.«
Während sie das Weihnachtssonderangebot im O‘Dwyer‘s verspeisten, bemitleidete Cara Zoë wegen ihrer Ferienpläne. Zoë hasste es, über Weihnachten nach Hause zu fahren; denn tagtäglich würden mindestens drei Streite zwischen ihrer Brüderschar und ihrem Vater ausbrechen.
»Du hast es gut, du hast nur eine Schwester«, meinte Zoë und schob lustlos ein Rosenköhlchen über den Teller.
Cara hob die Brauen. »Evie und ich verstehen uns nicht sonderlich gut. In letzter Zeit ist sie so empfindlich geworden. Ich kann nichts mehr sagen, ohne dass es nicht das Falsche wäre. Außerdem erwartet sie von mir, dass ich die Werbegruppe bereits leiten sollte. Sie kapiert einfach nicht, weswegen ich noch kein Spitzengehalt beziehe und keinen Firmenwagen fahre.«
»Hast du ihr denn nicht klargemacht, dass Bernard vollkommen verrückt ist?«, erkundigte Zoë sich.
»Das wäre sinnlos.« Cara seufzte. »Sie selbst hat so vieles erreicht, dass sie von allen anderen Ähnliches erwartet. Erklärungen sind... nun... sie akzeptiert sie einfach nicht.
Ihrer Meinung nach arbeite ich lange genug bei Yoshi, um mich die Karriereleiter mit meinen eigenen Fingernägeln hochgezogen zu haben.«
»Andererseits aber steht sie ja auch nicht gerade Goldmann Sachs vor, oder?«
»Das nicht. Aber wenn Evie ein College besucht hätte, würde sie vermutlich eine Firma leiten.«
»Es geht ja wohl kaum auf dein Konto, dass sie geheiratet und ein Kind bektommen hat und nicht aufs College gehen konnte«, meinte Zoë ruhig.
»Ich weiß.« Cara schob ihren leer gegessenen Teller beiseite und nahm das Glas Mineralwasser. »Sie ist nur einfach nicht sonderlich zufrieden mit mir zur Zeit. Irgendwie scheint sie sich von mir im Stich gelassen zu fühlen. Als ich klein war, war sie wie eine Beschützerin für mich. Nach dem Tod meiner Mutter hat sie diese Rolle ganz und gar übernommen. Doch der Altersunterschied von neun Jahren hat sich mittlerweile zu einem Generationenproblem ausgewachsen. Sie erwartet einfach, dass ich ganz Herausragendes in meinem Leben leiste...«
Betrübt brach sie ab. Evies hohe Erwartungen zu erfüllen war nie einfach gewesen und die letzten Jahre über immer schwieriger geworden. Ihre Schwester konnte nicht begreifen, was Cara von einem lebenslustigen Mädchen in eine verschwiegene, auf Abstand bedachte Frau mit einem kämpferischen Ausdruck in den Augen verwandelt hatte. Die Nähe, die sie nach dem Tod ihrer Mutter gegenseitig verspürt hatten, hatte sich verflüchtigt. Für die damals noch nicht siebenjährige Cara war Evie eine Art Lebensretterin gewesen, eine sie vergötternde und überbehütende Ersatzmutter.
»Aber was will sie denn?«, hakte Zoë nach. »Dass du dich für das Präsidentenamt bewirbst? Tut mir Leid, Cara, aber Evie sollte dir nicht ihre eigenen unerreichten Ziele aufbürden.« Zoë warf einen kurzen Blick auf ihre Uhr und nahm den Mantel von der Rückenlehne des Stuhls. »Abgesehen davon wird ja ihr Freund, Entschuldigung, ihr Verlobter dieses Mal mit dabei sein. Dann wird sie nicht viel Zeit haben, dir vorzuhalten, dass dein Leben aus dem Ruder läuft.«
Cara kräuselte die Lippen, dann leerte sie ihr Glas. »Simon kommt nicht über Weihnachten, ich werde also ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit genießen. Um genau zu sein, Papa und ich werden uns ihre Aufmerksamkeit teilen müssen«, fügte sie noch hinzu. »Ihm sagt sie auch gerne, was er zu tun und zu lassen hat.«
Das war noch milde ausgedrückt, wie Cara genau wusste. Sie dachte daran, wie Evie wie ein Wirbelwind durch das kleine Haus in Ballymoreen fegte, die Regale aufräumte, die Möbel umstellte und Listen von den Dingen anfertigte, die sie für ihren Vater in Dublin besorgen musste.
»Papa, du kannst nicht einfach alles bei neunzig Grad in der Waschmaschine waschen, ohne einen Weichspüler zu verwenden«, würde sie lamentieren, während sie die verblichenen Handtücher befühlte, mit denen man einen Elefanten hätte abschmirgeln können.
Hingegen er ertrug ihre Ratschläge geduldig. Er saß mit der Zeitung in seinem alten Sessel, während sie die Wohnung ihren Vorstellungen entsprechend veränderte. Cara hielt sich da eher zurück, denn ihr Vater meisterte das alles bestens. Schließlich verfügte er über genügend Erfahrung. Seine Frau war vor fast zwanzig Jahren gestorben.
Das Problem mit Evie war, dass
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