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Geh nicht einsam in die Nacht

Geh nicht einsam in die Nacht

Titel: Geh nicht einsam in die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Westoe
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Rollercoasters nach einem Auftritt in einem Beatclub in Åbo aus dem VW-Bus gestohlen worden. Das war im September gewesen, und Ariel und der Ladenbesitzer, ein routinierter Hehler namens Stenman, waren sich einig, dass die Gitarre keine heiße Ware mehr war. »Aber das Ding ist wahrscheinlich eine Spezialanfertigung«, sagte Stenman, »die haben meistens eine braune Schattierung.« »Du hast da draußen noch eine andere Hagström, eine K-Kent«, sagte Ariel. Er wollte zwar eigentlich die Impala kaufen, aber auch keinen Ärger bekommen, denn der Gitarrenkauf war für seine Verhältnisse eine riesige Investition. »Die Kent ist legal«, erwiderte Stenman. »Alex Karjagin von Instinct ist letzte Woche mit ihr vorbeigekommen, er war mit drei Monatsmieten im Rückstand.« Stenman kratzte sich den graumelierten Bart und zögerte kurz: »Ich würde sie dir schon verscherbeln, aber ehrlich gesagt möchte ich sie noch ein paar Tage behalten. Alex war sehr unglücklich, ich hoffe, er treibt irgendwo die Kohle auf, um sie sich zurückzuholen.« Ariel traf seine Entscheidung. »Ich n-nehme die Impala«, sagte er und fand sich edelmütig. Er hatte soeben einem Schicksalsgenossen, einem Musikerkollegen, die Chance gegeben, sein geliebtes Instrument zurückzukaufen.
    Stenka Waenerbergs Northern Light Records lag auf der anderen Seite des Häuserblocks, und Ariel wollte seine Neuerwerbung präsentieren, bevor er nach Hause gehen und üben würde. Der Laden hatte geöffnet, aber als Ariel eintrat, saß Stenka mutterseelenallein darin und rauchte. Erdiger Chicago-Blues schallte aus den Boxen, und der Manager grinste anerkennend, als Ariel die Gitarre aus dem Futteral hob. »Das Ding macht sich bestimmt gut auf Fotos!«, meinte Stenka, warf Ariel einen amüsierten Blick zu und ergänzte: »Die ist nicht zufällig über Åbo in die Stadt gekommen?« Ariel überhörte die Bemerkung und erkundigte sich stattdessen, ob Adriana schon vorbeigekommen sei: Sie hing fast täglich im Northern Light herum. »Nee, seit wir letzte Nacht aus dem Bulevardia gekommen sind, hab ich sie nicht mehr gesehen«, erwiderte Stenka. Ariel war enttäuscht. Er brannte darauf, seine Gitarre auch Addi und Jouni zu zeigen, aber ihre nächste Probe würde erst wieder am Dienstag sein.
    Als er an den folgenden Tagen in seinem Zimmer saß und auf der Impala spielte, gestand Ariel sich ein, dass eine gewisse Logik darin bestand, wenn er sich eine Gitarre kaufte, die Diebesgut war. Er wusste ja, wie er sein Geld verdient hatte. Er hatte an der Ecke Albertsgatan und Rödbergsgatan Schnaps vertickt und für Hullu-Hurme und die anderen Gangster des Viertels kleinere Aufträge, meistens Warenlieferungen, übernommen. Den bestbezahlten Auftrag hatte er kurz nach Hurmes Freilassung aus dem Gefängnis bekommen. Ariel hatte in seinem Zimmer für ein paar Tage einen großen, aber nicht sonderlich schweren Pappkarton versteckt und ihn anschließend zu einem Verwandten Hurmes gebracht. Hurme hatte ihm genaue Anweisungen gegeben. Ariel sollte den Karton in sein Zimmer bringen und wieder fortschaffen, ohne dass Lydia und Björk ihn sahen, die Zimmertür sollte während dieser Zeit immer abgeschlossen sein, weder Lydia noch Björk noch sonst jemand durfte in seine Nähe kommen, und wenn Ariel den Karton öffnete – er war mit Klebeband versiegelt –, würde Hurme ihn umbringen. Ariel konnte der Versuchung trotzdem nicht widerstehen. Als er an einem Vormittag alleine zu Hause war, öffnete er den Karton mit Hilfe eines Brotmessers. Er war mit reichlich Zeitungspapier gefüllt, aber zwischen dem Papier befand sich auch eine große Zahl von Schachteln mit Pectus-Halspastillen, bestimmt zweihundert Stück. Die Schachteln waren nicht unangetastet geblieben, sondern zunächst geöffnet und anschließend mit gewöhnlichem Tesafilm zugeklebt worden. Ariel öffnete eine der versiegelten Schachteln. Die richtigen Pastillen waren rosa und rund, diese hier waren platt und weiß. Er entnahm der Schachtel vier Stück, wickelte sie in ein Taschentuch und versteckte das Päckchen im Kleiderschrank unter einem Stapel Unterhosen. Anschließend ging er zu einem Eisenwarengeschäft und kaufte Packband und Tesa, kehrte zurück, klebte die Schachtel zu, legte sie in den Karton, verschloss ihn, so gut es ging, und zog anschließend mehrere Runden Packband um das Ganze. Am nächsten Tag bekam er von Hurme das Startzeichen, rief ein Taxi und brachte die Kiste zu einem Haus in der Svalbogatan.
    Von diesen

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