Geheimagentin Nikki Price
und stürmte aus dem Raum. Kurz darauf kam er in Jeans, T-Shirt und Lederjacke aus seinem Zimmer.
Nikki sprang auf und folgte ihm. "Wo willst du hin?"
Scott ging zur Hintertür hinaus. "Weg."
"Wohin weg?"
"Wo ich niemanden sehen und mit niemandem sprechen muß." Er eilte zur Garage.
Nikki blieb ihm dicht auf den Fersen. "Scott, bitte nicht!" Sie stieß eine Verwünschung aus, als er das Motorrad aus der Garage rollte, und versperrte ihm den Weg. "Du darfst nirgendwo hinfahren."
Der wilde Ausdruck auf seinem Gesicht hätte eine andere Frau eingeschüchtert. Aber Nikki hielt seinem Blick ohne einen Funken von Angst stand.
"Mein Leben ist nichts mehr wert" ,stieß er heftig hervor.
"Meine Existenz wurde bedroht, meine Tochter terrorisiert, mein Auto in die Luft gesprengt, mein Gästezimmer ruiniert und ich von meiner Arbeit ausgeschlossen. Ich hatte immer das Gefühl, daß Renee meine Unterlägen nicht gestohlen hat, und jetzt hast du auch noch Anhaltspunkte dafür, daß sie getötet wurde." Er setzte sich den Helm auf.
"Ich komme mit."
"Verdammt, Nikki, willst du es nickt verstehen? Ich will dich nicht bei mir haben. Ich will allein sein." Er schob das Motorrad an ihr vorbei. Ohne sie anzublicken, stieg er auf und raste davon.
Nikki rannte zurück ins Haus, griff zum Telefon und wählte Harveys Nummer, um Scott aufgreifen zu lassen. Dann knallte sie den Hörer zurück auf die Gabel und überlegte, ob sie ihn einholen könnte. Aber welche Richtung sollte sie einschlagen?
Sie schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. Wahre und
eingebildete Probleme schössen ihr durch den Kopf. "Oh, Scott, ich hoffe nur, deine Flucht ist es wert."
Je länger Nikki nachdachte, desto mehr fügte sich alles zu einem einheitlichen Bild zusammen. Sie holte ihr privates Adreßbuch aus dem Gästezimmer und lief zurück zum Telefon in der Küche.
"Hallo, Brad, ich bin's. Ich brauche deine Hilfe", sagte sie, sobald sich ihr Bruder am anderen Ende meldete.
"Nik, du warst fünf Jahre weg und hast kein Wort von dir hören lassen. Glaubst du wirklich, daß ein Anruf genügt, damit ich dir helfe?"
"Du mußt mir helfen zu beweisen, daß Renee Carter sich nicht umgebracht hat. Ich glaube auch zu wissen, wer dahintersteckt."
"Der Fall ist nicht nur abgeschlossen, sondern liegt auch außerhalb meiner Zuständigkeit. Versuche es bei jemand anderem."
Nikki ignorierte seinen Einwand. "Ich will mit dem Pathologen sprechen, der die Autopsie vorgenommen hat. Und ich will einen unabhängigen Gerichtsmediziner befragen. Die Diagnose lautet Tod durch Gift, aber es ist kein toxikologischer Befund vorhanden."
"Warum wendest du dich nicht an Harvey? Das ist doch sein Gebiet. Er kann dir im Nu beschaffen, was du brauchst."
"Er wäre nicht einverstanden mit dem, was ich tue. Er ist davon überzeugt, daß er recht hatte. Ich brauche jemanden, der unbeteiligt ist."
"Und was ist mit Dad? Er hat wesentlich mehr Kontakte als ich."
"Ich bitte nicht den Admiral darum, sondern dich. Außerdem bist du mir noch etwas schuldig."
"Ich schulde dir gar nichts."
"Wer hat die Schuld für das zerbrochene Wohnzimmerfenster auf sich genommen?"
"Das war vor zwanzig Jahren!"
"Wer hat geschworen, mir dafür irgendwann zu helfen?"
beharrte Nikki.
Brad stieß einen Fluch aus. "Ich weiß nicht, ob ich verrückt bin oder du. Hast du ein Faxgerät?"
"Dr. Carter hat eins."
"Okay, dann faxe mir die Papiere rüber, und ich rede mit einem vertrauenswürdigen Gerichtsmediziner. Und ich versuche herauszufinden, wo der Pathologe steckt." Er gab ihr eine Faxnummer.
"Versprichst du mir, mit niemandem darüber zu sprechen?"
"Ja, verdammt. Ich verspreche es. Und versprich du mir, daß du dich nicht wieder ohne ein Wort davonmachst."
"Als ich die Marine verließ, wurde ich auch aus der Familie entlassen."
"Nur, weil du es so wolltest. Entschuldige, aber ich muß jetzt auflegen. Faxe mir die Papiere, und ich werde sehen, was ich tun kann."
Sie blinzelte, als Tränen in ihren Augen brannten. "Danke."
Nikki brachte die Papiere hinunter in Scotts Labor. Daß die Tür verschlossen war, hielt sie nur etwa vier Minuten auf, denn sie knackte das Schloß mühelos. Sobald sie die Papiere an Brad gefaxt hatte, fühlte sie sich, als wäre ihr eine große Last abgenommen worden.
Sie setzte sich auf Scotts Stuhl und schlang die Arme Um die angezogenen Beine. Sie ließ das Kinn auf den Knien ruhen und murmelte vor sich hin: "Mir ist der größte Fehler unterlaufen, den ein Bodyguard machen
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