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Geheimakte Proteus

Geheimakte Proteus

Titel: Geheimakte Proteus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson , Matthew J. Costello
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Mimik das tun? An seinem Genotyp ist nichts Besonderes.«
    Jetzt war es geschehen. Ein Schluchzen platzte aus Lani heraus, ehe sie es zurückhalten konnte.
    »Sie Mistkerl! Es – er – war für mich etwas Besonderes!«
    Sie ließ sich in den Sessel fallen und vergrub das Gesicht in den Händen. Der Schmerz war immer noch da – zwei Monate waren jetzt vergangen, seit man seine Leiche in die Bottiche gebracht hatte, und es tat heute noch genauso weh wie damals.
    Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter und zuckte zusammen. Sie blickte auf, und da stand der Mimik über ihr, starrte sie mit ihren eigenen Augen an – es war seltsam.
    Ein Augenblick der Desorientierung – sich selbst vor sich stehen zu sehen … wie in einem Traum … einer Phantasievorstellung. Sich selbst gegenüberzustehen.
    Das war ihre Hand, was da auf ihrer Schulter lag, und doch war es nicht ihre Hand.
    »Erzählen Sie mir von ihm«, sagte der Mimik. »Bitte.«
    »Warum?« Sie wischte sich über die Augen und riss ihm Trevs Holo weg. Langsam verdrängte die Wut ihre Angst und ihr Leid. »Damit Sie ihn besser mimiken können?«
    »Nein.« Wieder … diese Andeutung von Unsicherheit. »Weil hier etwas nicht stimmt. Ich hätte für den Einsatz in Flagge eine Kompositmasque bekommen sollen – und unter keinen Umständen das Genom eines vor kurzem ermordeten Bürgers von Flagge. Das ergibt einfach keinen Sinn.«
    »Und ausgerechnet das von Trev.«
    »Ja«, sagte der Mimik leise, seine Augen starr in die Ferne gerichtet. »Ausgerechnet.« Plötzlich wandte sein Blick sich wieder ihr zu. »Trev … heißt – hieß er so?«
    Der Mimik schien sich unbehaglich zu fühlen.
    Sie nickte. »Ist etwas mit dem Namen nicht in Ordnung?«
    »Nein, keineswegs. Es ist nur so, dass ich bisher noch nie eine Masque mit einem Namen getragen habe.«
    Eine Masque … das war alles, was Trev für dieses Geschöpf war. Und dabei war er doch so viel mehr gewesen … Eine plötzliche Aufwallung drängte sie, ihm alles über Trev zu sagen. Dieser Mimik musste es wissen. Aber zuerst …
    »Wie ist Ihr Name?«, fragte sie. »Ich kann nicht Lani zu Ihnen sagen, und Trev werde ich auch nicht sagen. Also -«
    »Tristan.«
    »Tristan.« Sie ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen. Ein Mimik, der einen Namen hatte, war für sie etwas ebenso Fremdartiges, wie es für ihn ungewöhnlich sein musste, dass eine seiner »Masquen« eine Identität hatte. »Was für ein seltsamer Name.«
    »Ich habe ihn mir nicht ausgesucht.«
    »Wer dann?«
    Der Mimik zuckte mit den Achseln. »Meine Mutter jedenfalls nicht, so viel steht fest«, sagte er mit einem schiefen Lächeln. »Und mein Vater auch nicht.«
    Ist das mein Lächeln?, fragte sie sich. Oder seines? Und dann erfasste sie plötzlich die ganze Tragweite dessen, was er gesagt hatte: Mimiks hatten keine Eltern. Wer hatte ihn großgezogen?
    Sie hatte eine flüchtige Vision von endlosen Reihen kleiner Mimiks, Mimikkinder, die auf ihren Betten saßen, alle in einer kalten, riesigen Halle aufgereiht, einer gelangweilten Stimme lauschend, die sie aufforderte, sich jetzt hinzulegen, weil in einer Minute das Licht ausgeschaltet werden würde … einer Minute … einer Minute.
    Sie schüttelte das Bild ab. Wo war das jetzt hergekommen?
    O ja, von Trev. Er hatte es ihr erzählt. Als er schließlich geschafft hatte, dass sie ihm zuhörte.
    Er hatte ihr auch andere Dinge über Mimikkinder gesagt – wie man die gesündesten von ihnen, diejenigen, die die Kriterien für Intelligenz und Willfährigkeit erfüllten, im Alter von acht Jahren mit Interfaces ausstattete. Diejenigen, deren mDNS die beste Reaktionsfähigkeit zeigte, wurden weitergeschult, wurden Agenten, Gladiatoren, spezialisierte Arbeiter. Die übrigen … die übrigen wurden auf der ganzen Welt für den Einsatz als Testpersonen für neue Medikamente, Spleißexperimente und dergleichen verkauft. Ein kurzes, häufig von Schmerzen erfülltes Leben, und dann ab in die Bottiche, aber sie waren immerhin noch besser dran als jene, die man Off-World schickte, wo die Arbeitsbedingungen noch schlimmer waren. Es gab sogar Berichte von Bergwerken auf dem Mars, die man geschlossen hatte, und wo die Gesellschaften die Mimiks einfach zurückgelassen hatten, wie gebrauchte Maschinen, sie zum Sterben zurückgelassen hatten.
    »Also gut, Tristan. Ich will Ihnen von Trev erzählen.«
    Sie starrte Trevs Holobild an, während sie das sagte, beabsichtigte, dem Mimik ein paar Einzelheiten zu sagen, aber nicht

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