Geheimauftrag: Liebe
Belustigung in ihrer Stimme und biss sich auf die Zunge. Er wollte sie nicht unbedingt darauf aufmerksam machen, dass diese drei Damen, die sie seit ihrer Kindheit kannten, vielleicht ganz andere Schlüsse aus ihrem Unwohlsein ziehen würden, anstatt zu bemerken, dass es überhaupt nicht stimmte.
Schlüsse, die am Ende bereits Wirklichkeit waren oder aber es in nicht allzu ferner Zukunft werden könnten.
Würde sie sich unwohl fühlen? Würde sie es genießen, mit seinem Kind schwanger zu sein?
Er hatte sie bislang nicht einmal gebeten, ihn zu heiraten. Er bildete sich zwar nicht ein, den Gedankengängen einer Frau gut genug folgen zu können, um ihre Antwort vorhersagen zu können, doch nach letzter Nacht war er recht zuversichtlich. Und lächerlich glücklich bei dem Gedanken an ein Kind.
Beinahe hätte er darüber vergessen, was ihm in Lady Carmodys Garten aufgegangen war. Aber nur beinahe.
Er fuhr auf den Hof, gab die Zügel einem der herbeigeeilten
Pferdeburschen, half Penny beim Aussteigen und wartete mit ihr, bis Nicholas zu ihnen trat, um gemeinsam mit ihnen zum Haus zu gehen.
»Es war nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte«, erklärte der Cousin. »Wenigstens hielt sich ihre Neugier in Grenzen – sie wollten einfach schlicht und ergreifend wissen, was geschehen ist, und bestätigt bekommen, dass sie nicht auf ein Gerücht hereingefallen sind.«
»Wirklich?« Penny schaute Charles an, als sie das Haus betraten. »Gut, warum mussten wir dann so überstürzt heimfahren?«
Er erwiderte ihren Blick, sah dann Nicholas an. »Könnten wir uns kurz in der Bibliothek unterhalten?«
Nicholas blinzelte verwirrt. »Ja, natürlich.«
Er ging voraus, und Penny fragte sich, was jetzt wohl käme. Sie spürte, dass Charles angespannt war. Verärgert, aber nicht ihretwegen.
Was hatte Nicholas getan?
In der Bibliothek nahm Nicholas hinter dem großen Schreibtisch Platz, während Charles Penny zu einem der Stühle vor dem Kamin dirigierte. »Setz dich«, sagte er halblaut.
Sie tat es.
Er dagegen nicht. Er schritt zum Kamin, drehte sich um und schaute zu Nicholas.
Der erwiderte den Blick mit völlig ausdrucksloser Miene, der perfekte Diplomat. In ihr wuchs die Überzeugung, dass Nicholas etwas getan hatte, was ihr entgangen war.
Nach langem, lastendem Schweigen wandte Charles sich mit harter Stimme an Nicholas: »Sagen Sie mir eines: Sie bieten sich nicht am Ende hier als Lockvogel an, oder?«
Die Miene des jungen Mannes blieb ungerührt, doch seine Gesichtsfarbe wurde schlagartig aschfahl. »Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen.«
Charles schaute ihn an, schüttelte den Kopf. »Ich hoffe sehr, Sie lügen besser, wenn Sie Staatsverträge aushandeln.«
Gereizt antwortete Nicholas: »In diesen Fällen sind meine Gesprächspartner Diplomaten.«
»Allerdings, aber ich bin nun mal kein Diplomat. Trotzdem haben Sie es jetzt mit mir zu tun.«
Nicholas seufzte und schloss die Augen. »Was ich mache, geht Sie nichts an.«
»Wenn es in irgendeiner Verbindung zu den Morden an Gimby Smollet und Mary Maggs steht, dann geht es mich sogar eine Menge an.«
»Ich weiß genauso wenig wie Sie, wer von den fünf Herren der Mörder sein könnte und ob es überhaupt einer von ihnen ist.«
Seine Worte klangen müde, jedoch entschieden.
Penny schaltete sich ein. »Was hat er denn getan?«
Charles blickte sie an, und sie las Empörung in seinen Augen. »Er ist zwischen ihnen hin und her gehüpft und ihnen vor der Nase herumgetänzelt, als wollte er den Mörder herausfordern, ihn sich als nächstes Opfer zu greifen.«
Penny sah zu Nicholas. »Das war nicht klug.«
»Nichts von alledem war klug«, entgegnete Nicholas.
Ihnen beiden entging nicht, dass er nicht nur auf die Teegesellschaft anspielte.
»Ich glaube zu wissen, von welchem Kaliber dieser Mann ist«, sagte Charles. »Glauben Sie mir, Sie sollten sich nicht mit ihm einlassen.«
»Nein, da haben Sie völlig recht. Das tue ich auch nicht.« Nicholas holte tief Luft. Er öffnete die Augen, schaute Charles an. »Aber ich weiß nicht, wer er ist, und ich kann Ihnen nichts sagen. Ich bin nur froh, dass Sie hier sind – wenigstens ist so Penny sicher. Leider … gibt es nichts mehr, was Sie tun können und ich auch nicht.«
Charles’ Augen wurden schmal. »Sie meinen«, erklärte er mit gefährlich harmloser Stimme, »dass wir einfach dasitzen und darauf warten müssen, dass er etwas unternimmt.«
Nicholas nickte.
Sie beobachtete gespannt, was Charles als
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