Geheimauftrag: Liebe
entscheiden, wie wir am besten weiter vorgehen.« Er wartete, sein Blick ruhte auf Nicholas’ entschlossenen, aber erschöpften Zügen. »Ich verstehe Ihren Wunsch, Ihrem Vater zu helfen, sehr gut, doch Sie sind nicht in der Verfassung dazu. Die lange Reise würde sie für mehrere Tage, wenn nicht länger, ans Bett fesseln.«
»Es ist mein Vater …«
»Genau, aber ich wurde hergeschickt, um mich der Angelegenheit anzunehmen.« Charles wartete einen Moment, bevor er weitersprach: »Sie können es mir ruhigen Gewissens überlassen. Fothergill wird keinen Erfolg haben – und er wird für alles, was er getan hat, büßen.«
»Und du musst dir um deinen Vater keine Sorgen machen, Nicholas, weil ich ebenfalls nach London fahren werde.«
Ihre Stimme klang hell und glockenklar durch den Raum Alle schauten zu ihr hin, doch sie blickte nur Charles an, hielt seinem Blick einen bedeutungsschweren Augenblick lang stand und sagte dann leise: »Entweder mit dir oder alleine – und natürlich werde ich Amberly aufsuchen.« Sie wandte sich an Nicholas. »Was auch immer geschieht, er wird jemanden von der Familie an seiner Seite haben.«
Nicholas schaute verwirrt, sichtlich hin- und hergerissen und zu müde, es zu verbergen. Sollte er Penny dankbar sein und sie unterstützen oder sich auf Charles’ Seite schlagen, wie es sein Ehrgefühl verlangte, damit sie hier zu Hause in Sicherheit war?
Gervase setzte sich anders hin. Jack runzelte die Stirn. Beide waren sich des unterschwelligen Kampfes bewusst, der sich hier gerade abspielte, ohne sich jedoch berechtigt zu fühlen, dazu einen Kommentar abzugeben. Diese Sache ging sie eindeutig nichts an.
Als Nicholas schwieg, schaute Penny wieder zu Charles. Und hob eine Braue. Mit ihm oder alleine …
Keine echte Wahl für ihn.
Er schob das Kinn vor; seine Züge verhärteten sich, doch er nickte, wenn auch ziemlich steif. »Nun gut.«
Obwohl es ihr unmöglich war, in seinen Augen zu lesen, wusste sie, was er dachte. Damit würde sie sich später befassen, immer einen Schritt nach dem anderen.
Sie stand auf, gab den anderen ein Zeichen, Platz zu behalten. »Wenn Sie mich entschuldigen wollen, meine Herren, ich werde jetzt packen.« Sie sah zu Charles. »Nehmen wir meine oder deine Kutsche?«
Er überlegte kurz, dann antwortete er: »Deine.«
Sie wandte sich zum Gehen. »Ich gebe Anweisung, sie zur Abfahrt vorzubereiten. In einer halben Stunde, ja?«
Als sie noch einmal zurückschaute, sah sie, dass seine Lippen schmal wurden und er kaum den Kopf zum Zeichen des Einverständnisses bewegte. Sie unterdrückte ein zufriedenes Lächeln und verließ den Raum.
Charles wartete bereits, als sie aus der Haustür trat, angetan mit einem bequemen Reisekostüm und bereit für eine lange und eher beschwerliche Reise. Er stand mit dem Kutscher und dem Pferdeburschen beisammen und gab seine Anweisungen. Als ihre Stiefel auf dem Kies knirschten, drehte er sich um, ließ seinen Blick über ihre Erscheinung gleiten, um anschließend zu seinen Gesprächen zurückzukehren.
Dann waren sie fertig für die Abreise. Er hielt ihr den Kutschenschlag auf und half ihr beim Einsteigen, bevor er sich neben sie setzte. »Ich bin nicht froh über diese Situation.« Seine Worte waren nicht mehr als ein Brummen.
Sie sah ihn an, fing seinen Blick auf. »Ich weiß. Aber man bekommt nicht immer, was man sich wünscht.«
Den Kopf gegen das Rückenpolster gelegt schaute er zum Kutschendach. »Nun, gewöhnlich gelingt es mir, von Frauen das zu bekommen, was ich will. Bei dir hingegen …«
Sie unterdrückte ein Lächeln und tätschelte seine Hand, die auf seinem Oberschenkel lag. »Mach dir nichts draus.«
Seine Antwort war ein Knurren, ein empörter Laut aus tiefster Seele, voller verletztem männlichem Stolz. Trotzdem öffnete er seine Hand und schloss sie um ihre.
Die Fahrt gestaltete sich, wie nicht anders erwartet, anstrengend, zumal der Kutscher Anweisungen hatte, so schnell wie möglich zu fahren. Die Kutsche war zwar verhältnismäßig neu und gut gefedert, aber das änderte nicht viel. Immerhin sorgte das Wappen auf dem Schlag zusammen mit Charles’ befehlsgewohntem Auftreten dafür, dass sie bei den Stopps in den Gasthöfen entlang der Landstraße immer die besten Pferde erhielten und bevorzugt bedient wurden.
So kamen sie recht gut voran, auch wenn sie bei Eintritt der Dunkelheit das Tempo drosseln mussten. Je weiter die Nacht fortschritt, desto weniger anderen Kutschen begegneten sie auf der
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