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Geheimauftrag: Liebe

Geheimauftrag: Liebe

Titel: Geheimauftrag: Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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sein, das tiefer geht und sich um etwas ganz anderes dreht.«

    Er versuchte Entschuldigungen zu finden, um sie aufzurichten, damit sie sich nicht so restlos verraten vorkam von Vater und Bruder. Es tat weh, als habe ihr jemand ein Messer in die Brust gestoßen. Charles gab sein Bestes, ihren Schmerz zu lindern, aber … Sie nickte benommen.
    Teilnahmslos schaute sie zu, wie er die Yacht wieder abdeckte und die Plane verschnürte. Sie war dankbar für die Dunkelheit, dankbar für die Stille. Sie fühlte sich entsetzlich. Sie hatte einen Verdacht gehabt, und zwar schon seit Jahren, doch erst in den vergangenen Monaten kamen immer mehr Anhaltspunkte hinzu, die Vater und Bruder in einem zunehmend üblen Licht erscheinen ließen.
    Irgendwo im Hintergrund war sie sich der Tatsache bewusst, dass ihre entschiedene Ablehnung und ihre unerbittliche Reaktion auf ihre Empfindungen für Charles zurückgingen. Der Gedanke, dass ihr Bruder und ihr Vater zu ihrem eigenen Nutzen Dinge getan hatten, die Charles und Männer wie ihn in zusätzliche Gefahr brachten, erschütterte sie bis ins Mark. Es war ein Gefühl, das tief reichte – das machtvoll und zerstörerisch zugleich war. Nicht zu vergleichen mit Wut oder Verachtung.
    »Komm«, sagte Charles, nahm ihr die Flaggen ab und fasste sie am Arm. »Lass uns heimgehen.«
    Er meinte die Abbey, und dafür war sie dankbar. Wallingham Hall mochte ihr Zuhause sein, doch die verstörenden Gedanken an ihren Vater und Granville würden sie dort nicht zur Ruhe kommen lassen.
    Sie erreichten die Pferde. Charles befestigte die Signale hinter seinem Sattel, hob Penny auf ihre Stute und ritt voraus den Fluss entlang, bis sie zu einer breiteren Straße kamen, die zurück nach Lostwithiel führte.
    In den frühen Morgenstunden erreichten sie die Stallungen der Abbey. Wieder gab Charles dem Stallmeister ein Zeichen
weiterzuschlafen und führte beide Pferde in den Stall, brachte sie in ihren Boxen unter.
    Als Penny ihre Stute absatteln wollte, merkte sie, dass sie am ganzen Körper zitterte. Offenbar war es eine Sache, sich Sorgen zu machen und Spekulationen anzustellen, Ermittlungen durchzuführen, aber eine völlig andere, sich mit einem Mal mit handfesten Beweisen für die Verstrickung ihres Vaters und Bruders in Landesverrat konfrontiert zu sehen und überdies auf einen ermordeten Tatbeteiligten zu stoßen.
    Ihr Kopf fühlte sich leicht benommen, seltsam abgehoben an. Sie holte tief Luft und zwang ihre Hände, den Gurt zu lösen und den Sattel vom Rücken ihrer Stute zu ziehen. Dann begann sie das Tier abzureiben.
    Charles schaute sie an, sagte aber nichts.
    Als er mit seinem Pferd fertig war, kam er, um ihr zu helfen, nahm wortlos das Stroh aus ihren Händen und rieb das Fell ihrer Stute trocken. Sie überließ ihm dankbar die Aufgabe, überprüfte noch Futter und Wasser, bevor sie sich an die Seitenwand des Stalles lehnte und wartete.
    Er hatte das Bündel mit den Signalflaggen oben auf der Trennwand liegen lassen. Zwischen den Stoffstücken lugte das Selborne-Wappen hervor und schien sie zu verspotten. Penny wandte sich ab.
    Nachdem Charles seine Arbeit beendet hatte, kam er zu ihr, nahm die Flaggen und fasste ihre Hand. Gemeinsam gingen sie zum Haus und betraten es durch die Gartentür. In der Eingangshalle zog er sie von der Treppe weg. »Komm mit in die Bibliothek.«
    Sie folgte, war zu erschöpft, um sich auch nur zu wundern. Nachdem er die Flaggen in einer Schublade versteckt hatte, holte er zwei Gläser und eine Karaffe mit Brandy, schenkte ein und drückte ihr ein Glas in die Hand. »Trink.«
    Sie starrte es an. »Ich trinke keinen Brandy.«

    Er nahm einen Schluck, fing ihren Blick auf. »Wäre es dir lieber, wenn ich ihn dir die Kehle hinunterschütte?«
    Sie fragte sich, ob er bluffte, aber das tat er nicht, und so nippte sie vorsichtig. Verzog das Gesicht und hielt das Glas naserümpfend weit von sich. »Das ist widerlich.«
    Er kam näher.
    Ihre Augen schleuderten Blitze, doch sie hob das Glas gehorsam wieder an die Lippen und trank ein wenig, während er wartend dastand, bis sie den letzten Tropfen geschluckt hatte.
    »Gut«, sagte er und stellte beide Gläser beiseite, um nach ihrer Hand zu greifen.
    Sie ließ alles willenlos geschehen, und diese Fügsamkeit bereitete Charles Sorgen. Er wusste, was sie glaubte, wusste, was an ihr nagte. Es gefiel ihm nicht, sie in dieser Verfassung zu sehen – so unendlich verletzlich, als ob etwas in ihr jeden Augenblick zu zerbrechen drohte.

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