Geheimauftrag: Liebe
erwartet hätte, alles würde ohne ein gewisses Maß an Schmerzen ablaufen.«
»Ein beträchtliches Maß an Schmerzen.« Seine Wangenmuskeln traten so stark hervor, dass sie sich wunderte, kein Knacken zu hören.
Betont gleichgültig zuckte sie die Achseln. »Wie immer man Schmerzen misst.« Zugegeben, es kam schlimmer als erwartet, aber das war nicht der Grund für ihre »Verletzung«. »Egal, es hat keine Narben hinterlassen und mir auch keine dauerhafte Angst eingejagt, lass mich dir das versichern.«
Seine Augen blieben schmal, bohrten sich in ihre. »Du warst gekränkt, durcheinander – du hast fast geweint.« Was sie nur ganz selten tat. »Wenn es nicht um den Schmerz ging, was zur Hölle war es dann?«
Als sie nicht antwortete, breitete er die Arme aus. »Um Himmels willen, was habe ich getan? «
Die Qual in seinen Augen, die vor Jahren nicht da gewesen war, raubte ihr den Atem, hielt sie davon ab, ihm eine heftige Antwort entgegenzuschleudern.
Sie presste die Lippen zusammen und erwiderte seinen dunklen Blick. Sie konnte ihm nicht die Wahrheit sagen. Wenn er je erfuhr, dass sie ihn liebte, dann drängte er sie unter den gegenwärtigen Umständen womöglich am Ende noch zur Ehe. Würde sich auf der einen Seite als Ehrenmann verpflichtet fühlen, und es auf der anderen Seite als passende Verbindung betrachten. Was es in vielerlei Hinsicht tatsächlich wäre. Bis auf eine.
Sie liebte ihn immer noch, aber ihn zu heiraten ohne die Gewissheit, dass er sie ebenfalls liebte, das wäre für sie die Hölle auf Erden. Sie hatte ihre anderen Verehrer abgewiesen, eben weil keine Liebe im Spiel war. Nun, nach jahrelanger Unabhängigkeit, kam es erst recht nicht mehr infrage, ohne Liebe zu heiraten – und schon gar nicht Charles …
Ohne den Blick abzuwenden, sagte sie ruhig: »Es war nichts, was du getan hast.«
Er schaute sie an, erkannte die Wahrheit in ihren Worten, und Verwirrung erfasste ihn. Nach all diesen Jahren war er immer noch ahnungslos. Er hatte es damals nicht verstanden, und begriff es auch heute nicht.
Nur dass er sich nicht noch einmal zurückziehen würde. Er ließ die Arme sinken, sah ihr forschend in die Augen, hoffte darin die Auflösung zu finden, um was es denn eigentlich ging. Die Erklärung für alles, die er so dringend brauchte, um die Zukunft planen zu können.
Schließlich sagte er ruhig: »Du hast meine Frage bisher nicht beantwortet.«
Penny blinzelte verwirrt, doch dann brach es empört aus ihr heraus: »Was denkst du denn? Dass das, was in der Scheune geschehen ist, mein Leben ruiniert hat?«
»Kannst du mir schwören, dass das, was auch immer an jenem Tag geschehen ist, dich nicht davon abgehalten hat, mit anderen Männern zusammen zu sein?«
»Ja!« So streitlustig wie er hartnäckig war, stellte sie sich ihm. »Ich schwöre beim Grab meiner Mutter, dass die Ereignisse jenes Tages meine Entscheidungen bezüglich anderer Männer oder einer Heirat nicht im Geringsten beeinflusst haben.« Ihr Temperament ging jetzt mit ihr durch. »Du bist so verdammt eingebildet! Es interessiert dich vielleicht zu erfahren, dass Sex und Männer nicht mein Leben bestimmen. Ich entscheide, was ich will und was nicht. Anders als du brauche ich zu meinem Glück nicht regelmäßig Sex.«
Charles konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal diese Genüsse gekostet hatte, doch er biss die Zähne zusammen und verkniff sich eine Antwort.
Sie starrte ihn an, winkte dann ab und wirbelte herum. »Wenn du darauf bestehst, dich schuldig zu fühlen, weil du
mir an jenem Tag wehgetan hast – bitte. Aber wage es nicht vorauszusetzen, irgendeine Verantwortung für irgendeinen anderen Teil meines Lebens zu übernehmen. Meine Entscheidungen waren und sind meine, mein Leben gehört und gehörte immer schon nur mir.« Sie kam zurück, fing seinen Blick auf und reckte ihr Kinn. »Ich entscheide, von wem ich mich verführen lasse.«
Er erwiderte ihren Blick einen Moment lang, dann griff er nach ihr, zog sie an sich und küsste sie.
Wie immer loderte sogleich Verlangen in ihnen auf. Die Flammen der Leidenschaft entzündeten sich und wurden zu einem verzehrenden Feuer. Penny wusste zwar, weshalb er jetzt so handelte, aber auch für sie zählte im Moment nichts als seine berauschende Gegenwart. Sie schmiegte sich an ihn und überließ sich dem Kuss, erwiderte ihn voller Hingabe – etwas anderes zu tun, das kam ihr nicht in den Sinn.
Er brach den Kuss ab, hob den Kopf gerade genug, um ihr in die Augen zu
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