Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)
Zeit einen wesentlichen Bedeutungswandel. Bis zum späteren 11. Jahrhundert bezeichnete er die Mönche, die ihren Kampf gegen Laster und Übel führten, um stellvertretend für die anderen ein vorbildliches Leben zu führen; danach beschrieb er die Kämpfer im Namen Christi, die sich auf einen päpstlichen Aufruf hin gegen die Feinde der Christenheit wandten. Kirche und Krieg gingen so eine enge Verbindung ein.
Während zahlreiche Teilnehmer des Ersten Kreuzzugs nach der Einnahme Jerusalems und der Errichtung der Kreuzfahrerstaaten (1099) in ihre Heimat zurückkehrten, mussten die neuen Strukturen etabliert und gegen muslimische Angriffe verteidigt werden. In dieser Situation entstanden beim Patriarchen von Jerusalem, dem geistlichen Oberhaupt des Königreichs, wie sich plausibel vermuten lässt, drei geistliche Gemeinschaften mit zentralen Aufgaben.An erster Stelle waren dies die Chorherren vom Heiligen Grab, die für die Seelsorge und die liturgischen Pflichten in der Grabeskirche zuständig waren. Dazu kamen die Johanniter, die insbesondere die kranken und armen Pilger versorgten. Eine dritte Gruppe bildete sich aus den Rittern, die sich gegenüber dem Patriarchen oder den Chorherren als «Ritterschaft des Heiligen Grabes» . («militia Sancti Sepulchri») auf kürzere oder längere Zeit zum Kriegsdienst im Heiligen Land verpflichteten (dabei ist oft von «Rittern auf Zeit» – «milites ad terminum» – die Rede). Besondere Dringlichkeit hatte dabei der Schutz der nun regelmäßig zu den Heiligen Stätten reisenden Pilger, die auf ihren Wegen im Heiligen Land immer wieder Angriffen ausgesetzt waren. Wahrscheinlich gab dies den Anstoß dafür, dass sich eine kleine Gruppe von Rittern enger zusammenschloss und sich verpflichtete, nach geistlichen Normen in Keuschheit, Gehorsam und persönlicher Armut zu leben. Folgt man Berichten aus dem späteren 12. Jahrhundert, erhielt diese Gruppe die Erlaubnis, sich einen eigenen Leiter zu wählen, und erfuhr bald weitreichende Förderung durch den Patriarchen, den König und die Großen des Königreichs Jerusalem.
Vermutlich kam es im Januar 1120 zur Anerkennung der jungen Gemeinschaft. König Balduin II. übergab ihnen einen Teil seines Palastes, des «palatium» oder «templum Salomonis». Darunter verstand man die in Gemächer unterteilte Al-Aksa-Moschee, und so ergab sich die Bezeichnung als «Ritterschaft vom Tempel (Salomos)» . («militia Templi» bzw. «militia Templi Salomonis»). Zugleich spiegeln sich die auch im Siegelbild, der Darstellung zweier Ritter auf einem Pferd, fassbaren einfachen Anfänge in der Selbstbezeichnung als «arme Mitstreiter Christi» . («pauperes commilitones Christi») wider, selbst wenn ein «pauper» nicht unbedingt arm sein musste, sondern diese Kennzeichnung auch nur für eine demütige Haltung stehen konnte. Zu den ersten Brüdern zählten Hugues de Payns und Geoffroi de Saint-Omer. Hugues, der zum ersten Leiter der Gemeinschaft wurde, kam wahrscheinlich 1114 ins Heilige Land und blieb dort, als die anderen Pilger zurückkehrten.
Siegel der Templer
Zu den ersten Belegen für ihr Wirken zählt eine Urkunde aus der Zeit um 1125, in der hervorgehoben wird, dass die Pilger nun durch den Einsatz der Templer «sicherer zu den Heiligen Stätten aufbrechen können». Dennoch muss es bald zu Schwierigkeiten gekommen sein. Auch wenn die in späteren Zeugnissen genannte Zahl von neun Rittern im Jahre 1127 sicherlich zu niedrig ist, scheint die Gemeinschaft anfangs nur wenige neue Mitglieder angezogen zu haben. Als sich der als Erbe König Balduins vorgesehene Graf Fulk von Anjou im Heiligen Land aufhielt, mit den Templern in Kontakt kam und ihnen danach regelmäßig finanzielle Hilfe leistete, dürfte im lateinischen Westen die Akzeptanz der Templer eingesetzt haben. Dennoch fehlte noch eine breitere Unterstützung, und der besondere Charakter der Gemeinschaft – als Verbindung von Mönchtum und Rittertum – scheint vielfach Zweifel an der Legitimität der neuen Institution geschürt zu haben.
Die Templer in der «Öffentlichkeit»
Nachdem die Templer sich bisher nur der «Öffentlichkeit» der Großen des Heiligen Landes präsentiert hatten, suchte Hugues de Payns nun die Unterstützung des Adels, der Herrscher und der Kirche im Westen. 1127 schloss er sich mit einigen Brüdern einer Gesandtschaft Balduins II. an Fulk von Anjou an, die diesen in die Kreuzfahrerstaaten holen sollte. Ihr erstes Ziel war Nordfrankreich, wo sie
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