Geheimbund der Vampire
dazu brauchte sie den Geheimbund der Vampire.
So hatte sie ihn genannt. Es war eine Allianz aus vier Menschen, die allesamt aus Rumänien stammten. Exilrumänen, die in anderen Städten Europas eine neue Heimat gefunden hatten, ohne zu wissen, daß sie den Vampirkeim in sich trugen. Sie alle hatten in ihrer Jugend eine Begegnung mit den Blutsaugern gehabt, waren allerdings nur »angebissen« worden und konnten entkommen.
Der Keim jedoch blieb. Und Lady X, die ja nicht faul war, sondern sich mit ihnen beschäftigt hatte, wußte, daß sie irgendwann dem Trieb ihres Blutes gehorchen mußten.
Sie allein bestimmte den Zeitpunkt, und sie hatte sich entschlossen, daß es nun soweit war.
Ein günstiger Zeitpunkt lag vor ihr. Andere Dämonen hatten mit sich selbst zu tun. Der Spuk, Asmodis und seine Helfer waren darauf fixiert, die Großen Alten abzuwehren, und Lady X sah sich als lachende Dritte. Sie hatte keine Angst vor den Großen Alten. Wenn sie kamen, sollte ihre Streitmacht so groß sein, daß die Großen Alten durch die gestoppt werden konnten. Noch war dies Zukunftsmusik, zunächst einmal mußte der Plan in die zweite Phase gehen.
Phase eins lag hinter ihr. Die vier Männer wußten Bescheid. Sie waren ihrem und dem Ruf ihres Blutes gefolgt und befanden sich nicht nur in Rumänien, sondern auch an dem Punkt, wo alles seinen Anfang nehmen sollte.
In Baron von Leppes Schreckensschloß.
Er selbst lebte nicht mehr. Der Baron war gepfählt worden. Von dem letzten Marek, der den Beinamen der Pfähler trug und in den Karpaten ein bekannter Mann war. Viele Menschen vertrauten auf den Pfähler, der dieses Erbe von seinen Vorfahren übernommen hatte, und er steckte voller Haß auf die Blutsauger, denn dem Baron von Leppe war es gelungen, ihm die Frau zu nehmen.
Er hatte Marie Marek zu einer Vampirin gemacht, als ihr Mann nicht im Hause war und einen anderen Blutsauger jagte. Auch Marie Marek war gepfählt worden. John Sinclair, dem Geisterjäger, war nichts anderes übriggeblieben, als dies zu tun.
Marek hatte sich schrecklich an von Leppe gerächt. Beide waren in das Grab des alten Vampirs gestürzt, und dort hatte ihm Marek den Eichenpfahl in die Brust gestoßen [2]
Von Leppe war gepfählt und begraben!
Seit dieser Zeit war der alte Mann noch verbitterter geworden. Für ihn gab es keine Freunde mehr, kein Lachen, sein Lebensziel war das Aufspüren und Jagen der Blutsauger.
Lady X wußte davon und sah der Sache gelassen entgegen. Marek war für sie kein Gegner. Sie wollte und würde ihn gewissermaßen nebenher ausschalten.
Es zählten allein die vier Vampire, die ihren Geheimbund gründen sollten.
Als Lady X daran dachte, begann sie zu grinsen. Ja, sie hatte es geschafft. Lady X fühlte sich stark. Sie war die Frau, die Bestie, die Blutsaugerin, die alles in die Wege leitete. Ihre Pläne gingen immer auf, und selbst der Satan konnte sie nicht stören…
Mit diesem Gedanken blieb sie in der kalten, düsteren Schloßhalle stehen und lachte.
Es war ein schauriges gellendes Lachen, ein unheimliches Versprechen, und es hallte von den kahlen Wänden wider, wobei es sich wie in einem Netz fing und in die Ohren der Blutsaugerin dröhnte. Tod, Vernichtung Grauen und Blut!
All dies wollte sie. Und sie würde ein Reich errichten, vor dem die Menschen zitterten. Wenn sich ihre Pläne erfüllten, dann würde Rumänien wieder ein Land der Vampire werden. Jeder Mensch sollte die schreckliche Bluttaufe erleben, keiner würde entkommen, und der Vampirkeim würde sich in Windeseile fortpflanzen, sich über das Land ausbreiten, in dem sie bald Königin war.
Von hier aus konnte der Siegeszug über die Welt beginnen. Rumänien zuerst, danach die Nachbarländer. Europa würde unter die Kontrolle der Blutsauger geraten.
Ihr Hunger nach Macht war nicht zu stillen, und kein anderer Dämon war in der Lage, sich ihr in den Weg zu stellen. Sie wollte alles zerstören. Der Anfang war gemacht.
Die vier befanden sich bereits im Schloß. Sie warteten auf ihre Herrin in den unheimlichen, weit verzweigten Kellerräumen des düsteren Baus, wo das Grauen eine Heimat gefunden hatte.
In der Vergangenheit waren in den Kellergewölben schreckliche Dinge passiert. Baron von Leppe hatte dort gehaust und grausam gewütet. Zahlreiche Menschen waren ihm in der Vergangenheit zum Opfer gefallen.
Wenn die Pläne der Scott aufgingen, wollte sie noch härter zuschlagen als der alte Vampir-Baron.
Mit diesen Gedanken schritt sie die Treppe hinab. Es war
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