Geheimbund der Vampire
eine breite Treppe, ebenso alt wie das Schloß. Die Stufen bestanden aus Stein, über die geisterhaft das Licht der in den Wänden steckenden Fackeln zuckten.
Ihr Widerschein traf auch die Fenster. Wer von draußen auf sie schaute, konnte das Gefühl haben, als würden rotgelbe Geister einen makabren Totenreigen tanzen.
Schon bald führte die Treppe in einem Bogen weiter und verschwand in der Tiefe.
Sie wurde auch schmaler, die Mauern noch düsterer und älter, dazu feuchter, und der graugrüne Schimmel wuchs auf ihnen wie eine zweite Haut.
Ein normaler Mensch hätte sich kaum getraut, die Treppe hinunterzugehen oder eine ungeheure Angst bekommen Für Lady X jedoch war diese Atmosphäre Balsam. Sie liebte das Morbide, die Düsternis, den Verfall und den lautlosen Schrecken. Ihre Schritte waren kaum zu hören.
Sie selbst paßte sich in ihrem Aussehen der Düsternis an. Ihr Gesicht sah bleich aus. Die Oberlippe hatte sie zurückgeschoben. Die Zähne schimmerten hell, wie spitze Messer schauten sie hervor, und sie waren an ihren Enden ein wenig nach innen gebogen.
Die ehemalige Terroristin hatte sich in der Tat zu einer Horror-Gestalt entwickelt.
Stufe für Stufe schritt sie hinab. Hier unten war die Luft stickiger. Die Flammen der Fackeln bekamen nicht soviel Sauerstoff wie oben, deshalb brannten und loderten sie auch nicht so hell. Sie lagen manchmal waagerecht, und die Zungen waren wie gierige Hände, die nach der Umgebung zu tasten schienen.
Hier unten lagen nicht nur die ehemaligen Folterkeller, die Lady X wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zuführen wollte, sondern hier begannen auch die Geheim-und Verbindungsgänge, die unter der Erde herliefen und auch den Friedhof berührten, wo die uralten Gräber lagen. Zumeist waren die von Leppes dort verscharrt worden, aber es gab auch andere Menschen, die unter der feuchten Erde Transsylvaniens ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten.
Diese Gänge waren für sie ungemein wertvoll. Sie hatten sie ausgekundschaftet und sich auch für den Fall der Fälle einen Fluchtweg geschaffen. Vor einer Tür blieb sie stehen.
Sie bestand aus Holz. Es war alt und dick Eine Schimmelschicht lag darauf. Rechts und links der Tür leuchteten zwei Fackeln, deren zuckendes Spiel aus Licht und Schatten über das Holz tanzte. Lady X mußte einen schweren Riegel zurückschieben, um die Tür öffnen zu können.
Ein gänsehauterzeugendes Knarren ertönte, als die ehemalige Terroristin die Tür aufzog. Für sie war dieses Geräusch Musik, denn es paßte zu der gesamten Atmosphäre aus Angst und Grauen. Hinter der Tür lag der größte Raum. Auch er wurde durch Fackeln erhellt, und er war im Gegensatz zu den anderen Verliesen nicht leer. Man wartete auf Lady X.
Kaum hatte die ehemalige Terroristin die Tür aufgedrückt, als sich ihr vier Gesichter zeigten. Das waren ihre Diener!
Die Scott betrat den Raum. Zwei Schritte hinter der Tür bleib sie in ihrer lässigen Haltung stehen, die Maschinenpistole über der Schulter, den Würfel des Unheils am Gürtel, ein abschätzendes, kaltes Grinsen um beide Mundwinkel und die Augen zu leichten Schlitzen verengt. So schaute sie auf die Männer.
Sie hatte schon kurz zuvor mit ihnen gesprochen und wollte nun dafür sorgen, daß sie die echte Vampirtaufe bekamen. Sie sollten zu Blutsaugern werden.
Jeden einzelnen schaute Lady X an, wobei sie kein einziges Wort sprach.
Ganz rechts von ihr stand Kovacz. Ein dunkelhaariger Mann mit dicken, schwarzen Augenbrauen. Er machte stets einen düsteren Eindruck war behaart fast wie ein Tier, und selbst auf seinen Handrücken wuchs der dunkle Haarflaum.
Blasek der Glatzkopf, stand neben ihm. Seine Augen blickten starr. Er selbst schleppte Übergewicht mit sich herum, und seine Hände zitterten. Blasek stand voll unter Dampf. Er konnte es kaum erwarten, dies war ihm anzusehen.
Der dritte im Bunde hieß Dranic.
Ein älterer Mann mit halblangen, grauen Haaren, der immer leicht gebückt ging und kaum etwas sagte. Er war als der große Schweiger bekannt.
Nicht weit von ihm und links der Lady X stand Zarkuc. Ein Heißsporn, Killertyp, denn ihn hatte die Widerstandsbewegung eingesetzt, wenn es galt, Feinde lautlos zu töten. Zarkuc lebte normalerweise in Oslo, dort hatte ihn auch der Ruf erreicht, und er war diesem sofort gefolgt. Der Mann sah von den Vieren am gefährlichsten aus. Er war durchtrainiert, und seine Bewegungen erinnerten an die eines Tigers, wenn er ging.
Kowacz kam aus London, Blasek aus
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