Geheimbund der Vampire
auf die andere Seite.
Es war glatter Lehmboden, über den er sich schob. So verursachte er kaum ein Geräusch und hoffte, daß der Vampir nichts merkte. Suko war bereit, sofort zu feuern, wenn es die Situation erforderte, und er spähte vorsichtig in alle Richtungen.
Sein Plan ging auf.
Plötzlich entdeckte er ein paar Hosenbeine und den Saum des langen Ledermantels. An der Haltung der Beine erkannte der Inspektor, daß Meyer stehengeblieben war. Das rechte Bein ein wenig vorgesetzt, das andere zurückhaltend. Er lauerte.
Für einen Moment huschte ein kaltes Lächeln über das Gesicht des Inspektors. Wenn der Vampir noch für einen Moment so blieb, würde er ihn zu packen kriegen.
Kaum ein Geräusch war zu hören, als sich Suko weiterschob. Er brauchte zum Glück nicht unter einer Achse herkriechen und sich deshalb nicht so flach auf den Boden zu legen.
Noch eine gute Armlänge trennte ihn von dem Vampir, als ihm ein anderer einen Strich durch die Rechnung machte. Der Bürgermeister. Suko vernahm dessen Schritte, und die näherten sich der Tür. Wahrscheinlich hatte es Mirca vor lauter Angst nicht mehr ausgehalten. Er wollte das Spritzenhaus verlassen.
Der Bürgermeister bewegte sich auf die Tür zu. Er lief schnell, aber der Vampir konnte eine Flucht nicht zulassen.
Er startete in dem Augenblick als Suko Zugriff. Und er war um eine Idee schneller, so daß die Hand des Inspektors ins Leere faßte und er mit den Fingerspitzen nur noch den Hosenstoff berührte.
Dann war Meyer verschwunden. Auch Suko wurde schnell. Er robbte unter dem Wagen hervor, wollte retten, was noch zu retten war, und rannte hinter dem verfluchten Blutsauger her. Ein Schrei schreckte ihn auf.
Mirca hatte ihn ausgestoßen, und Suko vernahm auch ein dumpfes Geräusch, das entsteht, wenn jemand gegen eine Wand gewuchtet wird. So mußte es dem Bürgermeister ergangen sein.
Seine Stimme war schrill, als er rief: »Neiiinnn…neinn…«
Da hatte Suko freie Bahn. Er wandte sich sofort nach rechts, denn in dieser Richtung lag die Tür.
Vor ihr, fast noch in dem grauen Ausschnitt, sah er die beiden Gestalten. Sie lagen am Boden. Der Vampir über dem Bürgermeister. Der Ledermantel glänzte, und er bot für Suko auch ein Ziel. Wenn er Mircas Leben retten wollte, mußte er schießen.
Suko feuerte.
Das Echo des Knalls rollte noch durch das Spritzenhaus, als der Blutsauger zusammenzuckte. Er hatte das geweihte Silbergeschoß voll nehmen müssen. Seinen Körper bäumte er in die Höhe, er warf auch die Arme hoch und fiel langsam auf die Seite.
Schräg zu den ausgestreckten Beinen des Bürgermeisters blieb er liegen und rührte sich nicht mehr. Vorbei…
Mirca aber schluckte. Er stieß zudem jammernde Laute aus, wischte über sein Gesicht und schüttelte mehrmals den Kopf. Suko blieb neben ihm stehen. »Das hätte ins Augen gehen können«, sagte der Inspektor.
Der Bürgermeister nickte. Sprechen konnte er nicht. Er stand unter einem Schock.
Suko bückte sich und faßte nach dem Arm des Rumänen »Himmel, was hast du dir da nur bei gedacht?«
Mirca stand zwar, doch seine Knie zitterten. Er strich durch sein Gesicht, murmelte Worte in seiner Heimatsprache, die Suko nicht verstehen konnte.
Er zog den Mann tiefer in das Spritzenhaus und damit auch weg von dem erledigten Vampir.
Als Suko noch einen Blick auf ihn warf, sah er nur das bleiche Gesicht, in dessen Stirn jetzt wirr das fahlblonde Haar des Mannes hing.
»Ich… ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist«, erklärte Mirca.
»Es überkam mich plötzlich. Da mußte ich einfach weg. Tut mir leid, es wird nicht wieder vorkommen. Ich war so fertig daß dieser Funktionär ein Vampir ist…« Er hob den Kopf und schaute Suko an. »Sag mal, wie ist das überhaupt möglich?«
»Er muß überfallen worden sein.«
»Sehr richtig Chinese, überfallen!« Die kalte Frauenstimme klang an der Tür auf, und Suko drehte sich gedankenschnell herum, ließ jedoch die Hände von den Waffen, denn Lady X hielt die Maschinenpistole auf ihn gerichtet.
Breitbeinig hatte sie sich aufgebaut. Umrahmt wurde sie von drei Kapuzen tragenden Männern, die nicht nur eine Leibwache bildeten, sondern den Geheimbund der Vampire…
***
Es war nicht mehr weit bis Petrila, und der Weg wurde jetzt etwas besser. Weniger Schlaglöcher, die dem Wagen zu schaffen machten, nur noch hin und wieder Querrinnen. Ab und zu sah ich auch ein einsam stehendes Gehöft oder einen alten Schuppen, der sich von der freien Fläche
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