Geheimbund der Vampire
gesorgt, daß er stumm blieb. Und zwingen konnte ich den Mann nicht.
Ich ließ ihn los. Mit dem Rücken prallte er gegen das Schnapsregal hinter dem Tresen, hob den Arm, gleichzeitig auch in einer um Verständnis bittenden Geste die Schultern und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß aus dem Gesicht. »Sie war ein Vampir, nicht?« fragte ich.
Seine Augen rollten plötzlich in den Höhlen, und er bewegte nickend den Kopf, während hinter mir einige Leute scharf die Luft ausstießen. Ich wandte mich um.
Die Gesichter der Männer waren ängstlich verkniffen. Sie alle stammten aus Rumänien, dem klassischen Vampirland, und sie wußten, wie gefährlich die Blutsauger waren. Vielleicht gab es einige unter ihnen, die bereits schlechte Erfahrungen mit diesen Bestien gemacht hatten Ich konnte ihnen diese Angst nicht einmal verdenken.
Aus dem Hintergrund löste sich ein alter Mann. Er trug einen offenen Staubmantel, ging gebeugt, und sein graues Haar hing zu beiden Seiten des Kopfes strähnig nach unten. Die anderen schufen eine Gasse, damit er hindurchgehen konnte.
Vor mir blieb er stehen. Dabei schielte er auch zu Suko hinüber, bevor er seinen schmallippigen Mund öffnete. »Ja, sie war ein Vampir, Mister«, berichtete er mit einer rauhen Stimme, die mir einen Schauer über den Rücken jagte. »Sogar ein sehr gefährlicher Vampir. Der Fluch unserer Heimat verfolgt uns bis in die Fremde…«
»Was wollte sie?«
»Nichts von uns, sondern von Kovacz.«
»Wer ist das?«
»Einer der unserigen. Er lebt nicht weit von hier. Gehen Sie nach rechts! Das zweite Haus, dort lebt er unter dem Dach.«
»Danke«, sagte ich. »Sie wissen nicht, was sie von diesem Kovacz wollte?«
»Nein« Er schüttelte hastig den Kopf. »Sie sagte nur, daß es jetzt soweit ist.«
Mehr erfuhren wir auch nicht, als wir nachhakten. Die Männer gaben sich verschlossen.
Was hatte der Alte noch gesagt? Der Fluch unserer Heimat. Da konnte er recht haben. Und was war soweit? Verfolgte Lady X einen bestimmten Plan, den sie mit Hilfe dieser Exilrumänen verwirklichen wollte? Darauf deuteten die Aussagen hin.
Wir verließen die Gaststätte, und niemand trauerte uns nach, das sahen wir den Blicken an.
Draußen atmete ich die kühle Nachluft ein und preßte mir ein Taschentuch in die Nackenwunde. »Habe ich mich eigentlich schon bei dir bedankt, Suko?«
Mein Partner winkte ab. »Laß es! Suchen wir lieber das Haus, wo dieser Kovacz stecken soll.«
Wir gingen nach rechts. Dabei passierten wir noch das Lokal. Hinter den Scheiben sahen wir schemenhaft die Gesichter der Gäste. Sie waren froh, uns nicht mehr da zu haben.
»Dann hatte der Spitzel recht gehabt«, murmelte Suko. »Was eine Fahndung doch alles ausmachen kann.«
»Da sagst du was.«
Das Haus, das wir suchten, befand sich neben der Pizzabude. Im oberen Drittel der Tür sahen wir einen sich schnell drehenden Ventilator, der den Geruch aus dem Lokal ins Freie wirbelte. In der Pizzabude war einiges los. Wir hörten den Stimmenwirrwarr bis auf die Straße. Nebenan wohnte Kovacz.
Zur Haustür führten drei Stufen hoch. Die Tür selbst lag in einer Nische, die von sich bewegenden Schatten ausgefüllt war. Unser Mißtrauen schwand sehr bald, als wir das Pärchen erkannten, das sehr intensiv beschäftigt war.
Selbst durch mein Räuspern ließen sich die beiden kaum stören, und wir mußten sie tatsächlich zur Seite schieben, um vorbeigehen zu können. In der Mauer entdeckte ich ein Klingelbrett, das ziemlich lose im Gestein hing.
»Zu wem wollen Sie denn?« fragte der junge Mann.
»Kovacz.«
»Der ist nicht da.«
»Wissen Sie das genau?«
»Ja.«
»Trotzdem möchten wir uns seine Wohnung einmal ansehen. Wir sind von der Polizei.«
»Habe ich mir fast gedacht. Warten Sie, ich schließe Ihnen die Haustür auf. Kovacz wohnt übrigens ganz oben. Einen Lift gibt es nicht.«
»Wir sind das Laufen gewohnt.« erwiderte ich.
Das Treppenhaus schien auch noch Geruch von der Pizzastube mitzubekommen, jedenfalls stank es nach Essen. Das Licht war mehr als trübe, und die Treppe hätte ruhig einmal geputzt werden können Wir stiefelten die Stufen hoch, gelangten in die dritte Etage und suchten nach der Wohnungstür.
Drei standen zur Auswahl. Das Licht hier oben taugte überhaupt nichts mehr. Die nackte Glühbirne unter der Decke klebte voller Staub. Ich schaltete meine Bleistiftlampe an, während Suko schon an den Türen herumsuchte.
»Hier wohnt er«, sagte der Chinese. Es war die Tür in der
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