Geheimcode Makaze
hätte fortan Angst, dass auch er vom Schatten des Todes heimgesucht werden könnte. Sobald die Seuche erst einmal ausgebrochen war, würden nur mehr wenige auf das politische Weltgeschehen achten. Und wenn auf der anderen Seite des Globus der alte Verbündete Südkorea von seinem totalitären Nachbarn im Norden überrannt wurde, könnte ein darniederliegendes Amerika bis auf einen ohnmächtigen Protestschrei nur wenig dagegen unternehmen.
39
Inmitten der modernen Frachter und Containerschiffe, die sich im Hafen von Inchon tummelten, wirkte die chinesische Dschunke wie eine Antiquität. Vorsichtig steuerte Cussler das Segelschiff vom hohen Achterdeck aus durch das Gewusel der Handelsschiffe und dann in einen kleinen, privaten Yachthafen, der zwischen zwei großen Verladekais lag. Eine seltsame Mischung aus abgehalfterten Sampans und teuren Wochenend-Segelbooten war rundum vertäut, als er die Teakholzdschunke unter Motorkraft zu einem Anleger für Transitreisende lotste und festmachte. Er klopfte kurz an die Tür der Gästekabine, um die schlafenden Bewohner zu wecken, dann setzte er in der Kombüse eine Kanne Kaffee auf, während ein Hafenangestellter die Dschunke mit Diesel betankte.
Summer, die den Dackel auf dem Arm hatte, torkelte in den Sonnenschein auf dem Achterdeck, gefolgt von Dirk, der ein Gähnen unterdrückte. Cussler drückte jedem eine Tasse Kaffee in die Hand, verschwand dann unter Deck und kehrte kurz darauf mit einer Eisensäge zurück.
»Wäre vielleicht nicht schlecht, wenn wir die Handschellen abnehmen, bevor ihr an Land geht?«, sagte er grinsend.
»Die Armbänder würde ich nur zu gern loswerden«, pflichtete Summer bei und rieb sich die Handgelenke.
Dirk warf einen Blick auf die benachbarten Boote, dann wandte er sich an Cussler. »Ist uns jemand gefolgt?«, fragte er.
»Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass wir allein waren, als wir hier eingelaufen sind. Ich habe genau aufgepasst und bin zur Sicherheit ein paar Mal Zickzackkurs gefahren. Ich hatte nicht den Eindruck, dass uns jemand folgt. Jede Wette, dass die Jungs immer noch auf dem Han herumkurven und euch suchen«, sagte er lachend.
»Das will ich doch hoffen«, sagte Summer, erschauderte leicht und kraulte den kleinen Hund, als suchte sie bei ihm Trost.
Dirk nahm die Eisensäge und machte sich über Summers linke Handschelle her. »Sie haben uns das Leben gerettet. Können wir das irgendwie wieder gutmachen?«, fragte er, während er das Sägeblatt ruhig über die Kante der Handschelle zog.
»Ihr schuldet mir gar nichts«, erwiderte er. »Haltet euch weiteren Ärger vom Hals und überlasst diese Ganoven der Regierung.«
»Wird gemacht«, erwiderte Dirk. Nachdem er auch Summers andere Handschelle durchgesägt hatte, ruhte er sich aus, während sie und Cussler sich bei der Arbeit an seinen ablösten. Als die letzte Schelle aufgesägt war, setzte er sich auf und trank den restlichen Schluck Kaffee.
»Im Restaurant des Yachthafens gibt’s ein Telefon, mit dem ihr die amerikanische Botschaft anrufen könnt, wenn ihr wollt. Hier, nehmt ein paar koreanische Won. Damit könnt ihr telefonieren und euch eine Schale Kimchi kaufen«, sagte Cussler und reichte Summer ein paar Geldscheine in der hiesigen Währung.
»Danke, Mr. Cussler. Und viel Glück auf Ihrer Reise«, sagte Dirk und schüttelte ihm die Hand. Summer beugte sich zu dem alten Segler und küsste ihn auf die Wange. »Sie sind ungemein liebenswürdig«, säuselte sie, dann tätschelte sie den Hund zum Abschied.
»Passt auf euch auf. Man sieht sich.«
Dirk und Summer standen am Anlegesteg und winkten ein letztes Mal, als die Dschunke auslief, lächelten dann, als Mauser am Bug einen Abschiedsgruß bellte. Dann stiegen sie eine Reihe ausgetretener Betonstufen hinauf und betraten ein verblichenes gelbes Gebäude, das eine Mischung aus Yachthafenbüro, Kramladen und Restaurant war. An den Wänden hingen die üblichen Hummerfallen und Fischernetze, mit denen tausende Fischrestaurants in aller Welt dekoriert sind. Nur dass es hier so roch, als ob die Netze noch mit Seewasser getränkt wären.
Dirk entdeckte an der hinteren Wand ein Münztelefon, und nach mehreren Fehlversuchen bekam er eine Verbindung mit der NUMA-Zentrale in Washington. Trotz der späten Stunde an der Ostküste musste er kaum große Überredungskünste aufbieten, damit ihn der NUMA-Telefonist mit Rudi Gunns Privatanschluss verband. Gunn hatte sich gerade schlafen gelegt, nahm aber beim zweiten Läuten ab
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