Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
anders gewesen. Aus ihrer beschützenden und assistierenden Funktion wurde zusehends ein partnerschaftliches Verhältnis. Daran war Narwick nicht ganz unschuldig, denn er zog es vor, auch mit seinen Leibwächterinnen intime Verhältnisse zu hegen und zu pflegen. Juliette war in seinem Bett gelandet und nach deren Tod sehr bald auch Veranita.
Narwick schob die Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf die Darstellung auf dem Bildschirm. Die grünen Punkte waren noch immer weltweit verstreut, doch zweien von ihnen galt Narwicks besondere Aufmerksamkeit. Er hatte Ingas Route von den Vereinigten Staaten über Kuba nach Marokko verfolgt. Derzeit befand sie sich offenbar in der Türkei, wenn er den Anzeigen trauen durfte, direkt im Mittelmeer, offenbar auf einem Schiff oder einem Boot.
Narwick zählte eins und eins zusammen. Türkei. Mittelmeer. Tartus. Aber die Spur war schon einmal ins Leere verlaufen. Genau wie die Generäle hatten auch G-Dawns Agenten das frühere Antaradus auf der Suche nach der mysteriösen Datenbank des untergegangenen Volkes auseinandergenommen. Sie waren nicht fündig geworden. Tartus war eine kalte Spur. Was auch immer Inga und Hannigan dorthin führte, entzog sich Narwicks Kenntnis. Aber dies ließ sich jederzeit ändern. Er brauchte lediglich seinen letzten Trumpf auszuspielen und würde über alles informiert sein. Doch der Trumpf bedeutete auch, sich zu offenbaren. Wenn er diese Karte ausspielte, konnte er diesen Joker nicht wieder einsetzen. Er musste ihn mit Bedacht wählen – und dazu war jetzt noch nicht der richtige Zeitpunkt. Allerdings befand sich eine seiner Agentinnen in Syrien und würde somit eine größere Hilfe sein. Er hatte Amandine beauftragt, nach der Hazarderin Taha aus dem Libanon zu suchen und sie für G-Dawn zu gewinnen. Zuletzt hatte sich Amandine aus Syrien gemeldet und die Nachricht hinterlassen, dass sie sich an Tahas Fersen geheftet hatte.
Es wurde Zeit, Amandine von der Hazarderin abzuziehen und auf Hannigan anzusetzen. Und auf Inga.
Narwick griff nach dem Telefon, um über eine Satellitenverbindung Amandine zu kontaktieren. Noch während er sich ins Iridium-Netz einbuchte und die Nummer wählte, sah er auf dem Bildschirm den zweiten hellgrünen Punkt einmal kurz grell aufleuchten und dann erlöschen.
Amandines Ortungspunkt in Syrien.
Narwick legte auf und starrte fassungslos auf den Bildschirm.
Amandine war soeben gestorben.
Östliches Mittelmeer
Vier Meilen vor der syrischen Küste
14. Dezember, 03:05 Uhr
Admiral Hendersons Kontakte zur U.S. Navy und damit verbunden auch dem United States Marine Corps erwiesen sich als äußerst hilfreich bei der Planung der letzten Strecke. Gemeinsam mit Captain Lars Dallmer und Inga Persson saß Eileen Hannigan im Besatzungsraum eines EFV -Prototypen. Das Expeditionary Fighting Vehicle war vom Marine Corps in Auftrag gegeben worden, um amphibische Landungsoperationen durchzuführen. Es handelte sich dabei um ein gepanzertes, schwimmfähiges Gefährt mit einem Maschinenkanonengeschützturm und genug Platz für siebzehn Marineinfanteristen in voller Montur. Während die Standardversion mit einer Geschwindigkeit von knapp zwanzig Knoten nur etwa zwei Meilen schwimmend überbrücken konnte, war diese Spezialanfertigung in der Lage, bis zu fünf Meilen auf dem Wasser zu verbringen und die Geschwindigkeit je nach Seegang mit fast fünfundzwanzig Knoten beizubehalten.
Statt den Plan beizubehalten, die türkisch-syrische Grenze an Land zu überqueren, hatte sich Henderson bei Eileen gemeldet, als sie in Iskenderun eintrafen, und ihnen einen Hubschrauber geschickt. Mit diesem waren sie zum amphibischen Kommandoschiff U.S.S. Blue Ridge , das derzeit im Mittelmeerraum operierte, übergesetzt und hatten ein kurzes Briefing zu ihrem Einsatz erhalten. Neben Eileens Leuten befanden sich noch zwei Fahrer und ein Schütze der Marines an Bord des EFV , das in dieser Version bis zum Rand mit Elektronik vollgestopft war. Satellitenkommunikation war ebenso möglich wie Zielmarkierung von Marschflugkörpern oder die Steuerung von unbemannten Drohnen zur komplett elektronischen Kriegsführung.
Gwen Stylez war an Bord der Blue Ridge geblieben, um den Einsatz über eine gesicherte Satellitenverbindung zu koordinieren und notfalls Unterstützung zu schicken. Diese kam dann von der U.S.S. Essex , einem amphibischen Angriffsschiff der Wasp -Klasse, die Marine-Spezialverbände, genügend Hubschrauber und Luftkissenboote
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