Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
Eileen spürte, wie ihr Herz pochte und das Blut in ihren Adern rauschte. Obwohl sie selbst dermaßen verblüfft war, dass ihr Verstand fieberhaft zu begreifen versuchte, was soeben mit ihr geschehen war, reagierte sie wie eine Maschine und erfasste die Gefahr, in der sie alle immer noch schwebten. »Das klären wir später. Wir müssen hier raus!«
Sie sah sich um und entdeckte im hinteren Bereich des Zeltes einen weiteren Ausgang, der offenbar zum Palmenhain führte. Doch etwas anderes erregte ihre Aufmerksamkeit. Das Zelt war spartanisch mit einem Schreibtisch und Holzhocker, einer chemischen Toilette und einer Pritsche sowie einem Metallregal eingerichtet. Tageslicht fiel durch die hochgezogenen Fensterscharten. Eine Öllampe hing von einer Querstrebe. Doch in der Mitte des Zeltes sah Eileen etwas, das wie ein Bohrloch vom Durchmesser eines Kanalisationseinstiegs aussah.
»Dort hinein.« Sie deutete auf die Stelle.
Inga starrte sie mit einem Ausdruck an, als zweifele sie an ihrem Verstand. Die Schwedin strich sich eine Strähne aus der Stirn hinter das Ohr und deutete auf den zweiten Ausgang. »Wir könnten versuchen, durch den Palmenhain zu entkommen. Hier scheinen wir ohnehin nichts zu finden. Hardy ist nicht da, und von einer Ausgrabungsstätte ist weit und breit nichts zu sehen.«
Meryem Taha ging an Eileen vorbei, blieb direkt vor dem Bohrloch stehen und leuchtete mit dem Taclight des AN-94 in die Tiefe. »Eine Leiter. Es scheint demnach, als befände sich die Ausgrabungsstätte unter der Erde.«
Der Gedanke war Eileen sofort gekommen, als sie das Loch im Boden sah. »Wie gesagt, dort hinunter!«
Weder Inga noch Captain Dallmer machten Anstalten vorzugehen. Sie wechselten einen Blick und starrten dann sowohl Eileen als auch Meryem entgeistert an.
»Was bitte soll dort sein?«, fragte Dallmer.
Inga bemerkte, dass es Eileen und Meryem ernst war, und fügte vorsichtig hinzu: »Gibt es dort irgendetwas, das wir nicht sehen?«
Eileen zog die Brauen zusammen. »Moment. Ihr könnt das Loch im Boden nicht sehen?«
Die beiden schüttelten den Kopf.
»Ich schon«, sagte Meryem und begann mit dem Abstieg.
11:03 Uhr
Die Luft stand nicht nur sprichwörtlich in Flammen. Viele Trümmerteile der vernichteten Hubschrauber wurden durch Sekundärexplosionen in Treibstofftanks und Waffensystemen brennend in die Luft geschleudert, wirbelten umher, entzündeten spritzendes Kerosin und tauchten den Himmel über der Lichtung in ein loderndes Feuermeer.
Der General war von seinem Sitz aufgesprungen und stand auf der Türschwelle zum Cockpit. Seine Assistentin hockte auf dem Sitz des Bordingenieurs, während Pilot und Kopilot hektisch dabei waren, die Osprey unter Kontrolle zu halten. Immer wieder wurde das Flugzeug mit den Kipprotoren von einer Druckwelle oder von Aufwinden, ausgelöst durch die enorme Hitze der Explosionsbrandherde, kräftig durchgeschüttelt.
»Landen Sie!«, befahl der General.
»Sir, ich habe nicht mal einen geeigneten Vektor!«, rief der Pilot, ohne seinen Blick von den Instrumenten zu nehmen. »Das Beste wäre, ich fliege uns aus dem Hain raus und lande außerhalb.«
»Sie landen unverzüglich auf der Lichtung, sonst wird es Ihr Kopilot tun, da Sie mit fehlender Hirnmasse nicht mehr dazu in der Lage sein werden.«
Der Pilot fluchte, dann nickte er unter seinem Flughelm und ließ ein angespanntes »Ja, Sir!« vernehmen.
»Chief Galenberg, kommen Sie mit.«
Der General drehte sich um und kehrte in die Passagierkabine zurück. Er sah Callahan und Gainsworth an, nickte dann dem Ranger-Captain zu.
»Wir gehen rein. Wie wir beim Anflug sehen konnten, haben wir es mit vier Gegnern zu tun. Der Mann, die Blonde und die Schwarzhaarige sind zu eliminieren. Hannigan und Hardy will ich lebend. Haben das alle verstanden?«
Die Mitglieder des Einsatzteams der Operation Arrowhead nickten einhellig. Nur Callahan hob eine Hand.
»Sollten wir nicht herausfinden, wer die anderen sind?«, fragte er.
»Die Blonde passt zu einem Profil von G-Dawns Leuten. Der Mann und die andere Frau sind unwichtig.«
Callahan blickte skeptisch, doch da kam ihm Chief Galenberg unerwartet zu Hilfe. Sie nahm die kabellose Tastatur eines Bordrechners aus einer Halterung unter dem großen Bildschirm und gab etwas ein. Das Bild flimmerte, dann zeigte es die aufgezeichneten Videos der Außenkameras in dem Moment, in dem das dritte Quad aus dem Palmenhain preschte. Galenberg stoppte die Aufnahme und zoomte das Gesicht der
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