Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
Fernglas mit Spezialfiltern. Das grelle Hell der Feuerherde wurde ausgeblendet und zeigte die Personen, die aus dem Kipprotorflugzeug stürmten und auf das Zelt zuhielten. Die Gestalt machte sieben Leute aus, ausnahmslos Männer. Einer davon war ein massiger Hüne mit Glatze, den der Beobachter als den General identifizierte. Als die ersten Männer des Einsatzteams das Zelt stürmten, entschied die Gestalt hinter den Palmwedeln, dass es an der Zeit war, Meldung zu machen. Sie senkte das Fernglas und aktivierte die Satellitenfunkverbindung, die sie direkt mit ihrem Boss in London verband. Ihre Nachricht war kurz und knapp. Sie wartete die Bestätigung ab und wusste anschließend, dass sie sich noch etwas gedulden musste. Veranita und die anderen waren auf dem Weg hierher, doch bevor sie eintrafen, konnte es bereits zu spät sein.
Die Beobachterin unterdrückte den Impuls, alles auf eine Karte zu setzen und die Deckung zu verlassen. »Keine Alleingänge!«, hatte Narwick ihr eingeschärft. Sie wusste, dass sie trotz ihrer Ausbildung keine Chance gegen die Übermacht des Einsatzteams hatte. So wartete sie geduldig und behielt das Zelt im Auge. Irgendwann musste jemand ja wieder herauskommen.
11:06 Uhr
Von einer Sekunde auf die andere verschwanden die Satellitensignale vom Bildschirm. Gwendolyn Stylez verschluckte sich an dem Kaffee, den ihr der Kommunikationsoffizier freundlicherweise gebracht hatte, stellte den Becher ab und machte sich sofort über die Tastatur.
»Eileen, kannst du mich hören?« Keine Antwort, nicht nur die Sendefrequenz der Satelliten war gestört, sondern auch die Funksignale. Was immer in Syrien vorging, Eileen und die anderen waren wie vom Erdboden verschluckt.
London, 09:06 Uhr GMT
Jae Narwick hatte das Ortungsprogramm seiner Assistentinnen entsprechend abgeändert, um ständig einen Überblick über das syrische Einsatzteam zu haben. Ingas Markierung wurde jetzt gelb hervorgehoben, die von Veranita und den anderen drei Frauen leuchteten hellblau auf dem Bildschirm seines Laptops. Narwick nippte an seinem Earl Grey. Neben ihm auf dem Tisch lagen über ein Dutzend Berichte der Forschungsabteilungen G-Dawns, die er durchsehen und absegnen musste. Doch seine Aufmerksamkeit galt einzig und allein dem Display vor sich.
Veranita befand sich bereits in einem Firmenjet in der Luft, doch sie würde erst in einigen Stunden in Syrien eintreffen. Die drei anderen Assistentinnen waren weitaus früher am Treffpunkt. Zwei der hellblauen Punkte bewegten sich auf Palmyra zu, einer aus libanesischer Richtung, der andere aus türkischer. Ein dritter Punkt befand sich bereits vor Ort: Relana. Die gebürtige Halbiranerin war jetzt seit zwei Jahren Mitglied in G-Dawns Team und hatte bisher gute Geheimdienstberichte aus dem Großraum des Nahen Ostens geliefert. Sie war erfahren, galt aber als hitzig und musste oftmals ermahnt werden, nicht überstürzt zu handeln.
Narwick wusste nicht, ob sie eine gute Wahl für das Team war, aber sie war am nächsten am Zielort gewesen. Er hob die Tasse an die Lippen, hielt inne und stellte sie wieder ab. Seine Kinnlade klappte herunter. Ungläubig starrte er auf den Bildschirm. Der gelbe Punkt war soeben vom Schirm verschwunden.
Inga.
Palmyra, Syrien
14. Dezember, 11:08 Uhr
Der General betrat das Zelt und sah die Verwüstung. Ihm fiel sofort der hintere Ausgang auf, der offen stand. Er brauchte nicht erst den Befehl zu geben, sondern sah, wie zwei der Teammitglieder die Zeltbahnen teilten und mit Waffen im Anschlag ins Freie stürmten. Die anderen beiden sowie Callahan und Gainsworth blieben im Inneren, schoben den Tisch beiseite, stöberten in den umgestürzten Sachen herum und standen unschlüssig da, bis Gainsworth den beiden anderen Männern auch ein Zeichen gab, draußen zu suchen.
»Sieht so aus, als wären Sie uns entwischt, Sir«, sagte der Ranger-Captain. »Irgendwie …«
Er verzog den Mund und wurde bleich. Der General spürte es selbst. Es gab keinen besonderen Geruch, der die plötzliche Übelkeit verursachte. Er spürte ein flaues Gefühl im Magen und das Bild vor seinen Augen flimmerte. Gainsworth traf es jedoch härter. Er stürzte vor und schaffte es noch durch den Hinterausgang, ehe er sich übergab. Nur Callahan schien nicht betroffen zu sein. Der Hazarder sah dem Captain hinterher, zuckte die Achseln und suchte weiter nach brauchbaren Hinweisen.
»Wenn das hier das Basiszelt des Professors ist, wo befindet sich dann die
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