Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
Fernsprecher. Spears marschierte zurück zu dem Internetcafé.
Doug hinter dem Tresen erkannte ihn offenbar sofort wieder und grüßte ihn mit einem Wink. »Was vergessen, Bruder?«
Spears schüttelte den Kopf. »Ich muss nur mal telefonieren.«
»Klar, Kabine 3 ist frei.«
Der Laden war um diese Zeit noch ziemlich leer. Auch vorhin hatten nur zwei Gäste am Tresen herumgelungert, während drei oder vier andere neben Spears im Internet stöberten. Inzwischen hatte sich die Besucherzahl nur geringfügig erhöht. Spears passierte die Computerplätze und steuerte die Telefonkabinen an. Aus der ersten drangen Stimmgeräusche, vor der zweiten hing ein Außer-Betrieb-Schild. Spears ging in Kabine 3, schloss hinter sich ab und ließ sich auf dem Hocker nieder. Auf einem Anrichteregal stand ein Tastentelefon, daneben lagen Zettel und Stift, falls man sich während des Gesprächs Notizen machen wollte.
Spears wählte die Nummer aus der SMS . Nach dem ersten Freizeichen wurde abgehoben. »Bevor Sie irgendetwas sagen, Partner, will ich Ihren Namen!«, sagte Spears.
»Sie rufen nicht von einer Telefonzelle aus an«, sagte der andere wieder mit Reibeisenstimme.
»Ich habe keine Box gefunden, die waren nur offen. Ich bin im Internetcafé …«
» Doug’s Dogs & Donuts , ja, ich sehe es. Also schön, das muss genügen. Ich bin Ensign Declan Parsley. Ich arbeite für Admiral Henderson. Dürfte ich jetzt Ihren Namen erfahren?«
»Spears. Reno Spears aus McCune in Kansas. Hören Sie, ich …«
Ensign Parsley fuhr dazwischen. »Sie haben versucht, Mr Ronald Hannigan anzurufen, warum?«
»Er ist ein alter Marinekamerad. Wir haben uns letzten Monat mal per E-Mail darüber unterhalten, ein kleines Wiedersehen zu feiern. Ich … ich wollte nur nachhören, ob es noch dabei bleibt.«
Spears hörte ein leises Hämmern im Hintergrund. Offenbar eine Tastatur.
»Es tut mir leid, Hannigan ist tot.«
»Was? Wie denn? Und … was haben Sie damit zu tun, er ist doch längst aus dem aktiven Dienst ausgeschieden!«
»Ich kann Ihnen am Telefon nicht mehr darüber sagen, Sir«, sagte Parsley.
Spears fuhr sich mit einer Hand durchs Gesicht. Er atmete tief durch. Seine letzte Möglichkeit, sich irgendwem anzuvertrauen, war gerade verschwunden. Sollte er diesem Ensign davon erzählen? Was hatte er schon zu verlieren? Im schlimmsten Fall glaubte er ihm kein Wort oder hetzte das Militär auf ihn. Aber irgendetwas musste Spears tun, um Rose zu helfen.
»Sind Sie noch dran?«
»Ja … ja, bin ich. Sie arbeiten für die Navy?«
»Ja, warum?«
Spears sog scharf die Luft ein. Mit der Hand fuhr er sich erneut über den Mund, während sich die andere spürbar um den Hörer verkrampfte. Er öffnete die Kabinentür einen Spaltbreit und lugte hinaus. Im Internetcafé schien alles ruhig zu sein.
»Haben Sie von McCune gehört?«, fragte Spears.
»Sollte ich?«
»Wissen Sie, was hier los ist? Dass Jets einen Zug in die Luft gejagt haben und die Army die ganze Stadt eingenommen hat? Sie haben Zivilisten erschossen. Einfach so!«
Spears merkte, wie er immer lauter und schneller sprach. Nach dem letzten Wort holte er tief Luft. Seine Hand zitterte. »Ich … hatte gehofft, Ron wüsste irgendwen, an den ich mich wenden könnte.«
»Mr Spears, was sagen Sie da? McCune in Kansas ist von amerikanischen Truppen eingenommen worden?«
Spears seufzte. »Ja. Sie haben Rose. Meine Frau. Wenn sie überhaupt noch lebt. Ich saß in dem Zug … Es ging alles so schnell. Ich …« Die Stimme versagte ihm den Dienst. Er biss die Zähne zusammen, um ein Schluchzen zu unterdrücken.
»Sie müssen da sofort weg, Mr Spears. Die Leitung ist nicht sicher. Rufen Sie mich unter dieser Nummer von einer Fernsprechzelle an. Sagen wir in einer Stunde. Ich überprüfe Ihre Angaben und schicke Ihnen jemanden, der Ihnen helfen kann.«
»Wirklich?« Spears richtete sich auf. »Tun Sie das?«
»Ich gebe mein Bestes, Sir.«
Danach war die Verbindung tot. Spears legte den Hörer auf und sah, als er die Kabinentür öffnete, wie zwei Männer in dunklem Anzug Doug’s Dogs & Donuts betraten. Sicher nicht das Klientel, das ein Internetcafé aufsucht. Einer der beiden blieb an der Tür stehen, der andere wandte sich zielstrebig dem Tresen zu und ließ mit einer lässigen Bewegung seine Ausweismappe aufklappen. Spears fluchte und duckte sich. Er tippte auf Polizei oder gar FBI . Er schob sich geduckt aus der Kabine und huschte zu den Toiletten im hinteren Bereich des
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