Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
Atlanta-Dienststelle?«
»Ja.« Mrs Stylez nickte. »Der Server ist verschlüsselt und in nicht vorhersehbaren Abständen wird der ganze Datenbestand in Paketen auf anderen gesicherten Servern abgelegt. Die Datenübertragung wird so verteilt, dass sie nicht auffällt. Das Back-up dauert dadurch mitunter einige Tage, aber es ist ausgeschlossen, dass irgendjemand Unbefugtes darauf Zugriff nimmt.«
»Hat jeder Standort des Verbunds so einen Server?«, fragte Eileen.
»Nein. Als sich abzeichnete, dass mein General gegen seine Brüder agieren wird, hat er veranlasst, dass ich diese Server-Cloud anlege. Für alle Fälle.«
»Goldrichtige Entscheidung, wie sich im Nachhinein erweist.« Eileen deutete mit dem Daumen nach hinten. »Die Typen wissen, wer wir sind, und die haben nach allem, was wir bisher erlebt haben, sicher nicht den Auftrag, uns nur zu beschatten. Angriff ist die beste Verteidigung. Ich werde den FBI -Typen mal einen Besuch abstatten und ein paar Fotos von ihnen schießen; vielleicht findest du über die Datenbank heraus, wer sie sind.«
Mrs Stylez runzelte die Stirn. »Du rechnest doch hoffentlich nicht mit einer Schießerei an Bord, oder?«
Gott bewahre! , dachte Eileen, und ihr Blick nahm nachdenkliche Züge an und irritierte Mrs Stylez genauso wie die folgende Anweisung, die sie ihr gab: »Lass dir von einer Flugbegleiterin zeigen, wo dein Diplomatengepäck steckt. Falls sie sich weigert, sag ihr, du arbeitest mit dem Sky Marshal zusammen. Und dann organisiere uns aus der Reisetasche ein paar Waffen.«
»Ich hasse es, wenn du von Waffen sprichst«, sagte Mrs Stylez und rollte dabei die Augen. »Danach passiert meistens was. An welche Waffen hast du gedacht?«
Eileen deutete aus dem Fenster. »Irgendwas, das nicht gleich einen Druckabfall auslöst, wenn es wirklich zu einer Schießerei kommt. Wir haben aus dem Depot auch Pistolenarmbrüste mitgenommen. Nimm dir davon zwei und ein paar Wurfmesser. Und eine Rauchgranate, aber keine Blendgranate, ich weiß nicht, ob die Fenster der Schallschockwelle standhalten. Wir sind hier ja nicht an Bord der Air Force One.«
Mrs Stylez stand auf. »Viel Glück.«
»Dir auch.«
Eileen wartete drei Minuten, nachdem Gwen verschwunden war, leerte ihre Kaffeetasse und erhob sich dann aus dem Sitz. Im Gegensatz zu Gwen, die in Richtung Aufgang zur First Class gegangen war, nahm sie den Weg zu den hinteren Sitzreihen der Business Class.
22:50 Uhr
Philippe Valois ahnte nicht, dass sein Long Island Icetea eigentlich für einen Passagier der First Class bestimmt gewesen war und dieser sogar an dem Glas genippt hatte. Offenbar dachte die Flugbegleiterin, dass der von Mrs Stylez verschmähte Drink zu schade zum Wegschütten wäre, als sie ihn Valois servierte. Den dezenten Klecks Lippenstift am Glasrand bemerkte er erst beim zweiten Ansetzen. Valois fluchte leise auf Französisch und erntete einen fragenden Blick seines Sitznachbarn, dem vermeintlichen Gefangenen.
Sein Auftrag lautete, Hannigan und Stylez unbemerkt zu begleiten und in Dulles International dem CIA -Agenten Callahan in die Arme zu spielen. Sein Trupp bestand aus fünf Mann. Er selbst und zwei seiner Mitarbeiter gaben sich als FBI -Agenten aus. Die Ausweise waren in aller Eile vom General in London gefälscht worden. Der vierte Mann stellte den zu überführenden Gefangenen dar. Der fünfte indes war jemand, von dem nicht einmal der General wusste, dass Valois ihn an Bord geschleust hatte. Wenn sein Dienst beim französischen Marinekommando Hubert ihn eines gelehrt hatte, dann war es, stets auf Nummer sicher zu gehen und auch die Eventualitäten mit einzurechnen, die völlig ausgeschlossen waren. Der fünfte Mann saß in der Economy Class und hatte als Techniker einer Anlagenbaufirma eingecheckt. Das war notwendig, um Werkzeuge als Gepäck aufgeben zu können.
Valois hatte nicht vor, bis Washington zu warten. Er wusste, dass Callahan den Auftrag hatte, Hannigan und Stylez ohne Verhör aus dem Verkehr zu ziehen. Warum also das Risiko eingehen und warten? Nach einer Landung konnte zu viel geschehen, was nicht einzukalkulieren war. Aber hier oben in der Luft, in über 12 000 Metern Höhe, saßen die beiden Frauen wie Ratten in der Falle. Allerdings war es nicht ratsam, an Bord eines Fliegers Schusswaffen zu benutzen. Um dennoch einen Vorteil über Feuerkraft zu erhalten, hatte er für den Inhalt der Werkzeugkiste im Laderaum gesorgt. Er brauchte seinem Mann in der Economy Class nur das vereinbarte
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