Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
einen Weiterflug nach Washington gebucht. Da Gwen sich als Kongressmitarbeiterin ausgab, flog sie in der First Class auf dem Upper Deck. Für einen Sky Marshal, den Eileen darstellte, war ein Flug in der First Class sicherlich nicht angemessen.
Der Abflug in Heathrow war wegen einer Gefangenenüberführung des FBI verzögert worden. Natürlich erfuhren die Passagiere nichts über den wahren Grund des späteren Starts, aber der Flugkapitän hielt es für richtig, den Sky Marshal zu informieren, wenn er schon einmal einen der Flugsicherheitsbegleiter an Bord hatte.
»Was darf ich Ihnen bringen, Miss?«, fragte die Flugbegleiterin.
»Einen starken Kaffee, bitte. Und eine Zeitschrift.«
»Cosmopolitan für die Dame?«
Eileen vermied es, die Augen zu verdrehen. Sie setzte ein Lächeln auf und sagte: »Sie haben sicherlich die Washington Post da?«
»Selbstverständlich. Bringe ich Ihnen.«
Kurz darauf schlenderte Gwen Stylez den Gang entlang, entdeckte Eileen und kam zu ihr herüber. Sie ließ sich in den leeren Sitz am Gang fallen.
»Und wie fliegt es sich in der ersten Klasse?«, fragte Eileen. »Du hast ja richtig leuchtende Augen.«
»Die betüddeln einen von vorn bis hinten. Etwas zu viel für meinen Geschmack. Ich hab einen Long Island Icetea bestellt, aber … ich sollte wohl lieber nüchtern bleiben, oder?«
Eileen nickte, setzte sich aufrecht hin und blickte hinter sich. Sie saß im Bug der Maschine. Die FBI -Agenten, die den Gefangenen überführten, befanden sich zwar ebenfalls in der Business Class, allerdings irgendwo in der Nähe der Triebwerke.
»Wieso eigentlich Sky Marshal?«, fragte Mrs Stylez.
Eileen lachte und breitete erklärend die Hände aus. »Das ist der britische Ausdruck für unseren Air Marshal. Und da dies hier eine britische Fluggesellschaft ist, muss man sich anpassen. Dient der besseren Tarnung.«
»Aha.« Mrs Stylez sah aus, als mache sie sich eine gedankliche Notiz. »Was hast du vor, wenn wir in Washington gelandet sind?«
Die Flugbegleiterin kehrte zurück, servierte Eileen den Kaffee und gab ihr die Abendausgabe der Washington Post . Sie erkundigte sich bei Gwen, ob sie ihr auch etwas bringen dürfe, doch diese verneinte. Nachdem die Frau gegangen war, beugte sich Eileen so weit über die Seitenlehne, dass, wenn sie flüsterte, nur Mrs Stylez sie verstand.
»Wir versuchen, Admiral Henderson zu erreichen und ein Treffen mit ihm zu arrangieren. Falls das nicht klappt, werde ich ins Pentagon gehen.«
»Du bist verrückt.«
»Ich weiß.« Eileen lächelte. »Aber … ich glaube, wir haben vorher noch ein anderes Problem. Durch dein in Stuttgart abgesetztes Notsignal wissen die Generäle mittlerweile, dass du lebst, und werden ihre Rückschlüsse ziehen.«
Mrs Stylez seufzte. »Du hast bewusst auf einen Maskenball verzichtet, erinnerst du dich? Du wolltest sie wissen lassen, dass wir wieder im Geschäft sind.«
»Das war vielleicht ein Fehler.« Eileen griff nach der Kaffeetasse, schenkte etwas Milch nach und rührte die Hälfte eines Zuckertütchens hinzu, ehe sie die Tasse an die Lippen setzte und langsam schlürfte.
»Wir sind sicher durch den Checkpoint am Flughafen gekommen«, sagte Mrs Stylez. »Wenn man eine Fahndung ausgeschrieben hätte, wären wir sofort verhaftet worden. Die moderne Gesichtserkennungssoftware der Überwachungskameras ist sehr zuverlässig.«
Eileen nickte und nippte erneut am Kaffee. »Nur mal angenommen, die haben uns schon vor dem Einchecken entdeckt und keine Fahndung ausgeschrieben, weil sie damit gerechnet haben, dass wir entkommen könnten.«
Mrs Stylez’ Augen weiteten sich. »Was so gut wie unmöglich in 12 000 Metern Höhe ist. Du meinst, diese Startverzögerung vorhin könnte dazu genutzt worden sein, jemanden an Bord zu schleusen?«
»Es war reichlich merkwürdig, dass sich ausgerechnet unser Flug verzögert hat, oder? Der Kapitän hat mir gesagt, dass drei FBI -Agenten und ein Gefangener an Bord gebracht worden sind. Drei Agenten. Auch merkwürdig. Sie haben Sitze in der Business Class, das bezahlt ihnen Uncle Sam normalerweise nicht. Die Maschine ist nicht ausgebucht, also wären normalerweise die letzten Reihen der Economy Class für sie reserviert worden. Notfalls hätte man Economy-Gäste in die Business Lounge umgesiedelt.«
Mrs Stylez sah Eileen eine Weile schweigend an. Dann fragte sie: »Was können wir tun?«
»Als Erstes: herausfinden, wer unsere Gegner sind. Du hast immer noch Kontakt zum Cloudserver deiner alten
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