Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
ging plötzlich vom Handgelenk aus. Mrs Stylez taumelte rückwärts und sah den Blutstriemen. Sie hielt sich mit der anderen Hand am Gepäcknetz fest, um nicht zu fallen.
Der Kerl lachte hässlich auf und machte einen raschen Schritt vor. Wieder schwang er die Klinge, doch diesmal entging Mrs Stylez dem Hieb. Sie ließ sich nach hinten fallen, wurde von einem Gepäckhaufen gestoppt und kam sofort wieder auf die Beine. In der gleichen Bewegung riss sie die SIG Sauer aus dem Gürtel und legte auf den Angreifer an.
Beim Anblick der Waffe stoppte er sofort und fixierte die Mündung mit seinem stechenden Blick. Dann grinste er.
»Sie schießen doch sowieso nicht«, sagte er mit einer leisen, fistelnden Stimme.
»Was macht Sie da so sicher?« Mrs Stylez schluckte und wurde sich bewusst, dass sie die grundlegenden Regeln nicht beachtet hatte. Die Waffe war weder geladen noch entsichert. Rasch korrigierte sie den Fehler, zog den Schlitten zurück und legte den Bügel am Griffstück um, worauf sie ein spöttisches Lächeln ihres Gegners erntete.
»Wir sind hier in einem Flugzeug, Süße. Schon mal was von explosiver Dekompression gehört?«
Er versucht, dich zu verunsichern. Denk nach, was Eileen jetzt tun würde.
Eileen hätte den Typen vermutlich längst abgeknallt. Mrs Stylez war jedoch nicht so abgebrüht. Sie atmete tief durch und hielt die Waffenmündung auf die Stirn des Gegners gerichtet.
»Auf die Entfernung schieße ich kaum daneben«, sagte Mrs Stylez. »Sie können sich ihre explosive Dekompression dort hinschieben, wo noch Platz dafür ist.«
Das Grinsen des Mannes wurde breiter. Er machte einen Schritt vor. Wie ein Donner hallte der Schuss durch den Frachtraum. Die Kugel schlug in die Schulter des Kerls ein und warf ihn herum. Im selben Augenblick schleuderte er das Messer aus dem Handgelenk. Gwen wirbelte herum, doch sie vermochte der Klinge nicht vollständig auszuweichen. Sie streifte an ihrem Handrücken entlang. Der Schmerz lockerte den Griff um die Pistole. Sie ließ sie fallen, packte den Beutel und floh um den Gepäckturm herum.
»Ich krieg dich, verdammte Schlampe!«
Mrs Stylez hörte nicht auf ihn. Geduckt lief sie weiter und hielt erst an, als sie direkt vor der Bordwand stand. Sie suchte nach dem Aufzug, der in die Küche der First Class führte, stellte dann jedoch fest, dass sie in die vollkommen falsche Richtung gelaufen war. Sie befand sich im hinteren Bereich des Frachtraums. Auch hier musste es einen Aufzug geben. Aber wo?
Die Schritte und das Fluchen des Gegners näherten sich. Mrs Stylez drückte sich hinter ein Gepäcknetz. Sie saß in der Falle.
23:27 Uhr
Philippe Valois entschied sich, nicht länger zu warten. Er stand auf, gab dem Mann vor ihm durch ein Schulterklopfen zu verstehen, dass er sich neben den vermeintlichen Gefangenen setzen solle, und ging mit schnellen Schritten über den Gang, als habe er es eilig, die Toilette aufzusuchen. An der Bordküche für die Business Class stieß er mit Eileen Hannigan zusammen.
23:28 Uhr
Eileen beschloss, selbst im Frachtraum nachzusehen, wo Mrs Stylez steckte. Es war möglich, dass sie ihr Gepäck einfach noch nicht gefunden hatte. Aber mit vier Killern an Bord war es genauso gut möglich, dass ihr etwas zugestoßen war. Sie kam den Aufgang vom Upper Deck hinunter, nickte einer der Flugbegleiterinnen zu und wollte sich dem Frachtlift widmen, als direkt vor ihr Philippe Valois stand, offensichtlich mit der gleichen Absicht.
Sie starrten sich an. Zwei Sekunden. Vielleicht drei. Dann überwanden sie fast gleichzeitig ihre Überraschung.
Eileen lächelte.
Valois grinste sie an und wies auf die Tür zur Toilette. »Nach Ihnen, Marshal.«
»Oh!« Eileen schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin emanzipiert. Nach Ihnen.«
Wieder vergingen zwei wertvolle Sekunden, in denen sich die beiden einfach nur anstarrten und Mrs Stylez um ihr Leben rang.
Eileen ahnte, dass die Lunte längst brannte. Valois kannte sie und musste wissen, wozu sie fähig war. Wenn er auch nur den leisesten Verdacht schöpfte, dass sie ihn enttarnt hatte, würde er zuschlagen. Bevor das Pulverfass explodieren konnte, gab Eileen einem Impuls nach.
»Danke«, sagte sie und steuerte die Toilette an. Sie zog die Tür auf, warf Valois einen letzten Blick zu und verschwand mit einem Lächeln in der Kabine. Als sie den Riegel vorschob, verschwand das Lächeln sofort von ihren Lippen. Sie zog die Heckler & Koch USP aus dem Holster und zählte in Gedanken bis vier.
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