Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
einen massigen Körper, der zuvor nicht da gewesen war. Wie elektrisiert blickte sie hoch in die stechenden Augen eines bärtigen Mannes.
»Wen haben wir denn hier?«, fragte er mit einem Grinsen. In seiner Hand hielt er die blutverschmierte Klinge, die das Leben der Flugbegleiterin ausgelöscht hatte.
23:18 Uhr
Eileen stand im Cockpit und sah in die entgeisterten Gesichter der Crew. Flugkapitän, Kopilot und Bordingenieur starrten sie erschrocken und mit sichtlicher Nervosität an, so wie zuvor die Flugbegleiterin, von Eileen genötigt, sie zum Cockpit durchzulassen.
»Das ist nicht Ihr Ernst, Marshal«, sagte der Kapitän.
»Sehe ich so aus, als würde ich Witze machen?«, entgegnete Eileen. In ihrer Hand hielt sie die durchgeladene und entsicherte USP , um ihrer Forderung Nachdruck zu verschaffen, ohne dabei jedoch in eine bestimmte Richtung zu zielen. »Unser Ziel hat sich geändert. Sie werden wie geplant weiterfliegen, aber bevor Sie mit dem Landeanflug beginnen, werden Sie den Tower vom Philadelphia International Airport anfunken und ihm von einem Treibstoffleck berichten, das verhindert, bis nach Dulles zu fliegen. Wir landen dann in Phili.«
»Warum?«, fragte der Kopilot. »Ist das so eine verfluchte Übung, die die Fluggesellschaft mal angekündigt hat?«
»Dies ist mein voller Ernst, Sir.« Eileen deutete mit einer Hand in Richtung Passagierkabine. »Ich habe den begründeten Verdacht, dass sich Terroristen an Bord aufhalten, deren Angriffsziel Dulles International Airport ist. Wenn wir das Ziel ändern, werden wir sie aus der Reserve locken.«
Die Gesichter der Crewmitglieder waren bleich geworden. Eileen bemerkte, wie die Lippe des Flugingenieurs zitterte und der Kopilot sichtlich um Fassung rang.
Sie sprach rasch weiter, damit die Männer überhaupt keine Zeit hatten, genauer darüber nachzudenken. Sie musste sie beschäftigt halten, ganz gleich, was geschah. »Nehmen Sie keinen Kontakt zu irgendeiner Luftfahrtbehörde auf. Wir wissen nicht, wer mit drin hängt. Ich informiere meine Dienststelle, sobald sie in Funkreichweite sind. Wo befinden wir uns, Captain?«
Der Angesprochene zuckte zusammen und blinzelte, als müsste er sich kurz orientieren, wo er sich befand. Er deutete auf die Navigationskarte, die eine schematische Darstellung dessen zeigte, was die Passagiere auf ihren Bildschirmen zu sehen bekamen.
»Wir haben Irland hinter uns gelassen und befinden uns am Rand des Atlantiks«, sagte der Flugkapitän.
Eileen blickte aus den Kanzelfenstern des Flight Decks. Draußen war nichts als Nachtschwärze zu sehen. Gut. Falls einer von Valois’ Leuten aus dem Fenster blickte, konnte er kaum einen Unterschied ausmachen, in welcher Höhe sich die Maschine befand.
»Gehen Sie langsam runter auf 12 000 Fuß«, sagte Eileen.
Der Kopilot wollte etwas einwenden, doch der Kapitän hob beschwichtigend eine Hand. Er hatte verstanden.
»Sie rechnen mit einem Schusswechsel?«, hakte er nach.
»Es ist besser, auf alles vorbereitet zu sein.« Eileen nickte dem Piloten zu und wandte sich dann zum Gehen. Die Pistole ließ sie wieder in ihrem Holster verschwinden. Es war 23:23 Uhr. Sie fragte sich, warum Mrs Stylez so lange benötigte, um die Waffen aus dem Gepäckraum zu holen.
* * *
Zur selben Zeit blickte auch Philippe Valois auf seine Armbanduhr. Sein Mann hätte sich längst zurückmelden müssen. Gab es Schwierigkeiten mit dem Bordpersonal? Auch dann hätte er sich gemeldet.
Der Mann neben ihm bemerkte seinen skeptischen Blick. »Soll jemand nachsehen?«
Valois schürzte die Lippen und schüttelte dann den Kopf. »Geben wir ihm noch fünf Minuten.«
23:25 Uhr
Sie starrten sich eine Zeit lang einfach nur an. Der Geruch von Blut stieg unangenehm in Mrs Stylez’ Nase. Sie glaubte, würgen zu müssen, wagte es jedoch nicht. Wie erstarrt stand sie dem Fremden nur einen Schritt entfernt gegenüber und er rührte sich nicht. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf, doch Gwendolyn war nicht in der Lage, auch nur einen davon festzuhalten, geschweige denn in eine Tat umzusetzen. Wäre Eileen hier, hätte diese sicherlich keine Sekunde gezögert, sich auf den Mann zu stürzen.
Doch Gwen war nicht Eileen. Ihre Stärken lagen im elektronischen Bereich, nicht im körperlichen Kampf.
Der Angriff kam schneller, als Mrs Stylez ihm hätte mit bloßem Auge folgen können. Ihr Körper reagierte im Reflex und sprang zurück, doch die Klinge verfehlte sie nicht ganz. Ein stechender Schmerz
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