Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
Alternative«, sagte Valois. »Der Kopilot und der Ingenieur sind tot. Wenn ich den Piloten töte, kann niemand mehr diese Maschine fliegen.«
»Ich kann sie fliegen.« Eileen bluffte nicht. Zwar war ein Jumbojet eine andere Größenordnung als ein Transporthubschrauber oder eine kleinere Frachtmaschine, aber sie hatte genügend Flugerfahrung, um sich auch an den fetten Wal der Lüfte zu wagen.
»Ich werde sie ins Meer stürzen lassen«, sagte Valois. »Mein Auftrag lautet, Sie zu beseitigen.«
»Sie würden sich selbst opfern, um Ihren Auftrag zu erledigen?«, fragte Eileen. Ihre Finger krümmten sich um die Abzüge beider Waffen. Sie hatte eine vage Ahnung, dass jeden Moment etwas geschehen musste. »Kommen Sie, Valois, Sie sterben keinen Märtyrertod. Ihre Auftraggeber sind so undurchsichtig, wie eine geheime Organisation nur sein kann. Was wissen Sie über die? Über die Generäle. Misty Hazard . Hat man Ihnen auch nur andeutungsweise etwas verraten?«
Rede weiter , sagte sie sich.
»Valois. Philippe, Sie sind ein Opfer, kein Held. Ein Opfer wie alle anderen Hazarder. Wir haben mehr miteinander gemein, als die Generäle es ahnen werd…«
In diesem Moment flog die Tür vom Cockpit auf. Eileen war vorbereitet. Beide Zeigefinger krümmten sich ganz und lösten die Waffen aus. Das Projektil der Halbautomatik erwischte Valois an der Schulter. Der Stahlstift der Nagelpistole fand sein Ziel in seiner Brust. Im Fallen blitzte seine Pistole zweimal auf. Eine Kugel verfing sich im Vorhang, die andere schlug in die Decke ein.
Eileen stürmte vor, beide Waffen auf Valois gerichtet. Er lag vor ihr und wand sich vor Schmerzen. Eileen kickte seine Pistole fort, blieb selbst auf Sicherheitsabstand, damit er sie nicht durch einen Tritt oder Feger überraschen konnte.
»Seien Sie kein Narr, Philippe. Sie wissen absolut nichts über das, was man mit Ihnen angestellt hat. Und der General, der Sie aktiviert hat, weiß genauso wenig. Was glauben Sie, warum man Ihnen nichts über dieses Experiment verraten hat? Weil man selbst nichts darüber weiß. Wer immer das mit uns angestellt hat, gehört nicht zur Organisation der Generäle.«
Valois verzog die Mundwinkel. Er hielt sich die Brust und versuchte, den Nagel herauszuziehen. Beide Schüsse waren nicht tödlich, wenn sie behandelt wurden. Eileen fragte sich, warum sie dem Kerl überhaupt eine Chance gab. Was erhoffte sie sich? Ihn auf ihre Seite zu ziehen?
Das konnte sie sich aus dem Kopf schlagen. Der Mann hatte Zivilisten getötet. Kaltblütig. Hinter ihr erklangen Schritte. Gwen.
»Hey, alles okay?«, fragte Mrs Stylez.
Eileen nickte, ohne den Blick von Valois zu nehmen. »Was ist mit dem Typen unten?«
»Immer noch bewusstlos. Ich habe ihn gefesselt. Was ist mit dem da?«
Eileen fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Die Pistole machte einen leichten Schwenk und zielte jetzt direkt auf Valois’ Stirn. Es gab keine Möglichkeit, den Hazarder irgendeiner Gerichtsbarkeit zu unterstellen. Gnade kam ebenfalls nicht infrage.
»Scheiße!«, sagte Eileen und drückte ab.
Der Körper Valois’ bäumte sich einmal auf, dann brachen die Augen und unter seinem Kopf breitete sich eine dunkle Lache aus.
Aus der Flugkabine hörte sie ein erleichtertes Aufatmen. »Ich war nie für die Todesstrafe, Ma’am«, sagte der Pilot. »Aber dieses Schwein … dieses Schwein hat es verdient.«
Er fing an zu schluchzen und vergrub sein Gesicht in die Hände.
Eileen sog scharf die Luft ein und sah die beiden hingerichteten Crewmitglieder. Sie verstand, was der Kapitän meinte. Als sie Gwens Blick begegnete, nickte diese nur.
Es gab kein Wort mehr über die Sache zu verlieren. Sie mussten das Flugzeug und die restlichen Passagiere in Sicherheit bringen.
»Gwen, trommle die überlebenden Flugbegleiter zusammen. Sie müssen die Passagiere beruhigen und versorgen, so gut es geht.«
»In Ordnung.« Mrs Stylez verschwand wieder die Treppe hinunter.
Eileen stieg über Valois’ Leiche hinweg und ging ins Cockpit. Sie blieb neben dem Sitz des Flugingenieurs stehen.
»Sir, Sie müssen sich zusammenreißen.«
Der Kapitän schniefte. Er rieb sich über die Augen und wischte sich die Tränen mit den Ärmeln seines Hemdes aus dem Gesicht. »Ja … ja, Sie haben recht.«
Eileen trat einen Schritt näher, bis sie direkt hinter seinem Sessel stand. »Wie ist die Lage?«
»Wir haben ein Triebwerkausfall«, sagte der Kapitän. »Und bei dieser Flughöhe und dem verminderten Tempo reicht der
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