Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
frischem Material zu versorgen. Er war gerade bei einer Tasse Earl Grey in einen Abschlussbericht einer der Vertragsfirmen vertieft, als ohne Vorwarnung die Tür zu seinem Büro aufgerissen wurde.
Narwick zuckte zusammen und sah auf. Veranita stürmte in Begleitung Sarajkas und einer Rothaarigen das Büro. Für einen Lidschlag rechnete der Lord mit einer Meuterei. Er sah vor seinem inneren Auge die Frauen ihre Waffen ziehen, auf ihn anlegen und … Er verdrängte den Gedanken, schob die Teetasse beiseite und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
Veranita hatte sich unmittelbar vor seinem Schreibtisch aufgebaut und die Fernbedienung des Plasmaschirms an sich genommen, während sich Sarajka und die Rote neben ihr postierten. Beide blickten ernst drein, als sei etwas Furchtbares und Unglaubliches geschehen. Die Rothaarige war noch nicht allzu lange im Team von G-Dawns Elite. Narwick fiel endlich ihr Name ein: Caroline aus der Provence. Die Haare waren gefärbt und wirkten im Licht des Büros knallig. Sie trug sie stoppelkurz, was ihr in Kombination mit dem engen Nanofasercatsuit ein ziemlich martialisches Aussehen bescherte. G-Dawn hatte sie von einem der französischen Geheimdienste rekrutiert. Sie war über drei Ecken mit Amandine bekannt, und der Sekretär des französischen Innenministeriums bürgte für sie.
»Was ist passiert, das euch eure Manieren vergessen lässt?«, fragte Narwick.
»Zu viel!«, sagte Veranita und schaltete den Plasmafernseher ein. Ähnliche Bilder von CNN , die zur selben Zeit auch in einer geheimen, nicht allzu weit von Narwicks Büro entfernten Basis über die Schirme flimmerten, erschienen auf dem riesigen Display. Ein Einkaufszentrum in Trümmern und in Flammen. Militärhubschrauber in der Luft. Panzer auf einem Parkplatz. Narwick sah die Einblendung im unteren Bereich des Schirms: CNN – Breaking Live News. Springfield, MO. U.S. Army verhöhnt Heimatschutz.
»Was geht da vor sich?«
Sarajka drehte sich zu Narwick um. »Wir haben den Kontakt zu Inga verloren. Sie ist mit einem unserer Jets nach Island aufgebrochen, um Hannigan aufzuspüren. Nach ihrer Landung in Keflavik ist der Kontakt zu ihr abgebrochen. Sie hat den Transponder der Maschine deaktiviert. Wir können sie nicht mehr aufspüren. Entweder hat Hannigan sie gestellt oder …«
Die unausgesprochenen Worte elektrisierten Narwick. Oder Inga war zur anderen Seite übergelaufen. Das war eine Sache, die sich leicht feststellen ließ. Aber dazu brauchte er keine Zeugen. Er blickte zum Fernseher.
»Und das da?«
»Amerikanische Truppen haben nach Zeugenaussagen drei Humvees verfolgt, in denen zivil gekleidete Personen saßen«, sagte Veranita. »Die Flüchtlinge sind ins Einkaufszentrum gestürmt, nachdem die Humvees von den Apaches unter Beschuss genommen wurden.«
»Und die schicken Panzer?« Narwick starrte auf die herangezoomte Aufnahme eines Bradley-Schützenpanzers, dessen Waffentürme in Richtung eines Ausgangs der Mall gerichtet waren. »Panzer in einer Einkaufszone? Wer … wer tut denn so was?«
Veranita hob die Schultern. »Wir haben die Situation analysiert, haben allerdings niemanden in der Nähe, der uns genauere Berichte liefern kann. Offensichtlich steht diese Army-Gruppe in Verbindung mit einer Invasion auf eine Kleinstadt in Kansas. Es gibt allerdings nur durchgesickerte Gerüchte, dass Truppen einen Ort namens McCune besetzt gehalten haben sollen. Offizielle Statements wurden nie abgegeben.«
»Woher stammen die Gerüchte?« Narwick faltete die Hände ineinander.
»Anrufer bei der Polizei oder der Presse, die Explosionen gesehen haben wollen, die ihre Verwandten oder Freunde nicht mehr erreichen können. Straßensperren, hohe Militärpräsenz.«
»Der Verbund«, sagte Narwick und holte tief Luft. »Nur die Generäle können eine solche Operation anordnen und hoffen, sie anschließend vertuschen zu können. Eine Kleinstadt, das typische Szenario für einen fingierten Chemieunfall. Aber das da«, er deutete auf den Schirm, »wie in Teufels Namen wollen die das kaschieren?«
»Sollen wir reagieren?«, fragte Caroline, die sich das erste Mal zu Wort meldete. Sie sah Narwick direkt an. In ihren Augen funkelten Kampfeswillen und Einsatzbereitschaft.
»Nein.« Narwick legte den Kopf schief und dachte nach. »Die Generäle haben sich diesen Schlamassel eingebrockt und werden die Suppe auslöffeln müssen. Wenn sie sich dabei entblößen, umso besser für uns. Wir müssen lediglich herausfinden, warum sie
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