Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
das getan haben. Es gibt für alles einen Grund. Ich will wissen, warum sie eine Kleinstadt besetzen, wenn die Gerüchte denn stimmen, und warum sie einen Kleinkrieg in einem Einkaufszentrum entfachen. Findet es heraus!«
Sarajka und Caroline nickten gleichzeitig und verließen das Büro. Nur Veranita blieb zurück.
»Was ist mit Inga?«, fragte sie.
»Darum kümmere ich mich persönlich.« Narwick machte eine Handbewegung, die unmissverständlich andeutete, Veranita solle ihn allein lassen. Mit einem Stirnrunzeln wandte sie sich ab.
»Und beim nächsten Mal klopft ihr, verdammt noch mal!«, rief Narwick ihr hinterher.
Als die Tür zum Büro verschlossen war, klappte Jae Narwick den Displaydeckel seines Laptops hoch, gab seine Kennung und Fingerabdruckmuster ein und startete ein Programm. Er wurde aufgefordert, für einen Retinascan ein Auge in die Nähe der im Deckel des Laptops integrierten Webcam zu bringen. Kurz danach erhielt er Zugang. Auf dem Schirm erschien eine Weltkarte, auf der sich farbige Punkte tummelten. Über zwei Dutzend grüne Punkte an verschiedenen Orten der Welt. Mehr als fünf befanden sich in London, der Rest war rund um den Globus verteilt. Narwick gab Ingas Personalnummer in die Suchmaske ein, und augenblicklich leuchtete einer der grünen Punkte heller als die anderen auf.
»Hab ich dich.« Narwick war nicht überrascht, dass sich dieser Punkt in den Vereinigten Staaten von Amerika befand. Genauer gesagt im Bundesstaat Missouri in der Stadt Springfield. Der Anführer G-Dawns blickte zum Plasmafernseher hoch und sah das Chaos in der Battlefield Mall. »Was zum Henker tust du da, Inga?«
Narwick beschloss, es herauszufinden, und öffnete eine weitere Eingabemaske in dem speziellen Programm. Er hielt die Luft ein, als er die erforderlichen Codes eingab. Zum ersten Mal in der Geschichte G-Dawns musste er etwas tun, das er niemals für nötig gehalten hätte.
McCune, Kansas
12. Dezember, 14:57 Uhr
Die letzten beiden Humvees standen am Ortsausgang und warteten auf den Abzugsbefehl. Major Christian Czerney lehnte mit dem Rücken am Heck seines Fahrzeugs, die Arme vor der Brust verschränkt, und starrte die Straße entlang in den Ort hinein. Nicht zum ersten Mal plagte ihn sein Gewissen. Er hatte sich immer für abgeklärt und unempfindlich gehalten. Ein loyaler Soldat, der jeden Befehl ausführte, ohne ihn infrage zu stellen, geschweige denn zu verweigern. Aber bei all seinen Gedankengängen war es darum gegangen, sein Land zu schützen. Nie hatte er die Möglichkeit in Betracht gezogen, gegen Zivilisten zu kämpfen, die nicht einmal als Gegner zu bezeichnen waren. Die Invasion auf McCune bildete jetzt schon einen dunklen Fleck auf seinen Rangabzeichen. Aber wenn er den Befehl gab, die Stadt auszulöschen, um jegliche Beweise der Invasion zu vernichten, würde er nicht mehr ruhig schlafen können.
Der Fahrer seines Humvees stieg aus und kam zu ihm. »Sir? Die Air Force meldet, dass der B2 sich im Anflug befindet.«
»Welche Bewaffnung?«, fragte Czerney, ohne den Blick von der Stadt zu nehmen.
»Ein taktischer Marschflugkörper, Sir, mit genügend Sprengkraft, um McCune auszuradieren. Es wird radioaktive Strahlung freigesetzt, die ausreicht, um einen Chemiewaffenunfall vorzutäuschen. Das Operations Command hat eine fiktive Route eines Waffentransports der Army ausgearbeitet, die an McCune vorbeiführt.«
»Und?« Czerney drehte sich zu dem Mann um. »Halten Sie das alles für richtig, Sergeant?«
Eine Wimper des Mannes zuckte. Er war offensichtlich von der Frage seines Vorgesetzten überrascht worden und rettete sich in ein hilfloses: »Sir?«
Czerney wusste, dass es keinen Zweck hatte zu diskutieren. Wenn er jetzt einen Rückzieher machte, durfte er seine Männer nicht mit hineinziehen. Man würde sie alle vor das Kriegsgericht stellen und wegen Befehlsverweigerung verurteilen.
Und hinrichten , dachte Czerney. Keine Zeugen.
»Major?«
Lieutenant Cole kam vom zweiten Humvee herüber und wedelte mit einem Blatt in ihrer Hand. »Uns wurden soeben neue Befehle über die sichere Leitung übermittelt, Sir.«
Czerney hob die Brauen und nahm seiner Adjutantin den Zettel aus der Hand. Eine elektronische Mitteilung vom Pentagon, ausgestellt vom Direktor der DIA , der Defense Intelligence Agency, der allen militärischen Nachrichtendiensten übergeordneten Behörde. Czerney überflog den Befehl und atmete innerlich auf. Der Armeestaatssekretär, kurz SecArmy, hatte
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