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Geheime Depeschen

Geheime Depeschen

Titel: Geheime Depeschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Sturm
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differenzieren?“ Christine hasste es, wenn John eine seiner Floskeln anbrachte. „Kriege werden gemacht, die passieren nicht einfach so. Wozu sonst bräuchten die Supermächte ihre Geheimdienste? Nur zum Abhören und Informationen sammeln? Sie geben es doch offen zu, dass CIA, KGB und wie sie alle heißen, manipulieren. Das ist ja das Unverschämte daran.“
    Christines Wangen waren knallrot, teils von der Diskussion, teils von der sich stauenden Hitze im Bus.
    „Christine, es sind einzelne Menschen, Regierungschefs oder ranghohe Mitarbeiter, die sich Vorteile verschaffen wollen. Sie suchen nach Verbündeten, die genauso denken, profit- und karrieregeil.“
    Gerrit hatte völlig unerwartet mal etwas Vernünftiges gesagt und nicht nur die Sätze anderer wiederholt. Christine und John blickten ihn für eine Sekunde lang verdutzt an.
    „Es muss doch aber möglich sein, die Menschen darüber besser zu informieren, wir sind doch das Volk und wir könnten diesen Spuk auch beenden. Es müssten nur genug mitmachen.“
    Das war Christines Vision von einer besseren Welt. Scotts bessere Welt sah in diesem Augenblick ganz anders aus. Gwen hatte gerade ihren Kopf aus seinem Schoß genommen und wischte sich den Mund ab.
    „Ja, es müssten nur genug mitmachen“ Gerrit verfiel wieder in den Papageienmodus. Er war sozusagen der „Dienstälteste“ innerhalb der Kommune, und das viele Gras zeigte an ihm die Auswirkungen jahrelangen Drogenkonsums. Mit seinem langen grauen Bart, sah er ein wenig aus, wie der leibhaftige Jesus, der die Kreuzigung überlebt hatte.
    „Gerrit hat vollkommen Recht“, betonte John. „Genau das meinte ich, es sind nicht nur die Amerikaner, die ihren Vorteil suchen, es sind die Machthungrigen aller Länder. Und in Afghanistan wollen viele an die Macht.“
    „Und das nutzen Carter und seine Lakaien schamlos aus.“ Christine war sichtlich sauer. „Waffen verkaufen, Einfluss nehmen, Bodenschätze - geht es denn auf unserem Planeten nur um das?“
    „Will jemand?“, unterbrach Gwen, die sich eine Tüte gebaut hatte, den Disput. „Das entspannt!“
    Sie kicherte. Eindeutig schon zuviel Gras, dachte sich William, der angespannt zuhörte, um zu verstehen, um was es hier eigentlich ging. Gwen lächelte ihn an. Sie war sehr hübsch und er genoss ihre Anwesenheit. Im Bus roch es süßlich nach Haschisch, und die Diskussion ging unvermindert weiter.
    Auch wenn William noch nicht allzu viel von Politik verstand, eine Sache ging ihm nicht aus dem Kopf: Wie konnte man herausfinden, was wirklich in der Welt passierte? Wer steckte hinter welchem Ereignis, das man an der Oberfläche serviert bekam? Das sollte ihn Zeit seines Lebens nicht mehr loslassen.

Im Hotel, London, 06.12.2010
    Es klopfte an der Tür. William wurde aus seinen Gedanken gerissen.„Ja!“, rief er laut.
    „Ich bin es. Christian!“
    Den Termin mit seinem Anwalt hatte er völlig verdrängt. Zum Glück gab es einen Türspion, durch den er sich überzeugen konnte, dass es wirklich Christian war.
    „Es gibt Neuigkeiten“, rief dieser durch die Tür.
    William öffnete und begrüßte ihn herzlich. Er war sich bewusst, dass er in seiner momentanen Situation nur noch ihn hatte, der ihm helfen konnte, der sein Sprachrohr war.
    „Lass uns ein Stück spazieren gehen“, entgegnete Christian, „ich traue diesem Zimmer nicht.“
    William nickte und warf sich schnell den Mantel über.
    Draußen war es schon dunkel. William war gespannt, wie seine Beobachter reagieren würden, wenn er mit seinem Anwalt spazieren ging. Wie auffällig würden sie sich verhalten? Christian blieb unbeeindruckt.
    „Komm, wir bleiben in Bewegung“, sagte er. „Sei doch froh, dass jemand auf dich aufpasst!“
    „Du hast gut reden … Aber erzähl, was gibt’s Neues?“ William blickte zurück, es ließ ihm keine Ruhe,.er wollte seine Bewacher identifiziert wissen und war überzeugt, dass der schwarze Lexus ihnen irgendwann folgen würde. Sie liefen ein Stück entlang der Earls Court Road.
    „Ich habe die Aufhebung des Haftbefehls beantragt“, begann Christian, „jedoch ohne Erfolg.“
    „Das heißt, ich werde demnächst mit meiner Verhaftung rechnen müssen?“ William schaute ihn ungläubig an und blieb stehen.
    „Nicht nur das, du musst morgen zur Polizei, wir haben eine Ladung. Und so, wie es ausschaut, werden sie dich verhaften.“ Christian legte seine Arme auf Williams Schultern. „Aber wir werden den Prozess gewinnen, so wie alle anderen auch, mach dir

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