Geheime Macht
vereinbart, Informationen auszutauschen«, sagte Raphael.
»Ich habe nicht viel anzubieten. Ich war den ganzen Tag in der Bibliothek, um nach Hinweisen auf Jamars Kunstsammlung zu suchen. Ich habe acht Stücke gefunden, die nicht im Tresorraum waren, einige mit Fotos. Aber es ist nichts Außergewöhnliches dabei. Dann habe ich Fingerabdrücke gefunden, die zu keinem deiner Beschäftigten gehören, aber sie tauchen nirgendwo in den Datenbanken auf. Und ich habe eine Tonne Beweismaterial analysiert, ohne irgendwelche Spuren zu entdecken.«
»Du wirst das Rätsel lösen«, sagte er. »Wenn Jim dir diesen Auftrag nicht erteilt hätte, hätte ich darum gebeten, dich einzuschalten.«
»Danke für das Vertrauensvotum. Also kann niemand bestätigen, dass du nach Hause gefahren bist?«
Raphael zuckte mit den Schultern. »Nein. Hätte ich gewusst, dass ich ein Alibi brauche, hätte ich dafür gesorgt, dass ich die Nacht nicht allein verbringe.«
»Es überrascht mich, dass du es getan hast.«
Er ließ sich nicht auf den Köder ein. »Es ist achtundvierzig Stunden her, und wir haben keine Spur.«
Seinem Tonfall entnahm ich, dass es nicht als Kritik gemeint war. Seine Leute waren getötet worden. Raphael war wütend, frustriert und verletzt. »Das würde ich nicht sagen. Du weiß, wie es läuft – der Langsame und Beharrliche gewinnt das Wettrennen.«
»Ich weiß.« Er blickte auf die Straße. »Ich musste heute die Anträge auf das Sterbegeld unterschreiben.«
Das war bestimmt nicht angenehm gewesen. »Nick war bei mir. Er hat es im Moment nicht leicht.«
»Er ist nicht der Einzige«, sagte Raphael. »Ich hätte von diesem Tresor wissen müssen. Ich hätte wissen müssen, dass da noch etwas ist.«
»Mach dir keine Vorwürfe«, sagte ich zu ihm. »Ich habe den ganzen Tag lang Jamars Presseerklärungen gelesen, und nirgendwo wurde ein Tresorraum erwähnt. Du hast nichts übersehen. Die Information war einfach nicht da.«
»Glaubst du wirklich, dass Anapa etwas damit zu tun haben könnte?«
»Ich weiß nicht, ob er es war. Er hat keine Vorstrafen. Nicht mal Strafzettel wegen Falschparken. Seine Firma ist blitzsauber, obwohl ich noch keine Gelegenheit hatte, sie mir genauer anzusehen. In der Bibliothek habe ich mich heute auch eine Stunde lang mit ihm beschäftigt, aber nichts gefunden. Er wollte nicht mit mir reden, obwohl er weiß, dass ich ihn im Visier habe. Auch seine Leute wussten, wer ich bin.«
Raphael warf mir einen Seitenblick zu.
»Sein Sprachrohr legte großen Wert darauf, mich daran zu erinnern, dass ich nicht mehr für den Orden arbeite.«
»Aha.«
Aha was? Aha, schade? Aha, verstehe? Aha, geschieht dir recht? »Sie wissen, wer ich bin, und sie wissen, dass ich hartnäckig bin. Warum hat er sich keine zehn Minuten Zeit genommen, um meine Fragen zu beantworten? Danach wäre ich einfach gegangen, und alle wären zufrieden.«
»Du glaubst, er hat etwas zu verbergen?«
Ich seufzte. »Ich weiß es nicht. Ich sammle Informationen und bin plötzlich auf eine Straßensperre gestoßen. Ich könnte es mit einem Einbruch versuchen, aber diese Party scheint mir die bessere Lösung zu sein.«
Raphael schnaufte. »Einbruch? Du?«
»Ich habe ernsthaft darüber nachgedacht. Ich glaube, sein Dach ist mit starken Wehren gesichert, und es gibt eine Menge Überwachungskameras. Er hat einen netten kleinen Zugang offen gelassen, der nicht komplett von den Kameras erfasst wird. Also bin ich davon überzeugt, dass dieser Weg mit Fallen gepflastert ist. Ich würde wahrscheinlich durch den Keller reingehen. Aber da er sich nur selten im Büro aufhält, wäre eine solche Aktion wohl ziemlich sinnlos.«
Raphael starrte mich an. Ich wünschte, er würde damit aufhören. Jedes Mal, wenn er sich zu mir umdrehte, versuchte mein Herz, mit einer Pirouette aus meiner Brust zu springen, um sich ihm vor die Füße zu werfen. Gleichzeitig wollten sich meine Hände um seinen Hals legen und ihn würgen. Es war gut, dass mein Gehirn den Oberbefehl hatte.
»Wer bist du, und was hast du mit Andrea gemacht?«
»Ich bin die neue, etwas mehr verkorkste Version. Oder die verbesserte, je nachdem, wie man es betrachtet.«
Er starrte geradeaus. »Ich dachte immer, wir beide wären gleichermaßen verkorkst.«
»Nein, ich hatte immer die Arschkarte. Du bist das verwöhnte Kind.«
Raphaels Kinn wurde hart. »Ich habe seit meinem sechzehnten Lebensjahr gearbeitet, sechs Tage pro Woche. Ich habe meine Firma aus dem Nichts aufgebaut, mit nur
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