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Geheime Macht

Geheime Macht

Titel: Geheime Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Manchmal musste ich trotz allem beschissene Entscheidungen treffen, und ich habe versucht, das Beste daraus zu machen. Also sag mir, Raphael, ob du deiner Mutter und deinem Clan den Rücken zugekehrt hättest, um dem Orden zu helfen.«
    »Nein«, sagte er. Sein Tonfall verriet mir, dass er endlich verstanden hatte. Es gefiel ihm nicht, aber er hatte es kapiert. Der Orden war meine Familie gewesen. Er hatte mich schlecht behandelt, aber man ließ seine Familienangehörigen nicht im Stich, nur weil sie etwas taten, das einem nicht gefiel. Zu guter Letzt waren wir zu einer Verständigung gelangt. Nur schade, dass sie für uns beide zu spät kam.
    »Damit betrachte ich dieses Thema als erledigt.« Ich öffnete die Autotür und trat in die kühle Luft. Kurze Zeit später stieß er zu mir. Wir liefen die Straße entlang auf das Haus zu.
    »Es tut mir leid, was in deinem Büro passiert ist«, sagte Raphael. »Ich hätte Rebecca nicht mitbringen sollen. Das war kindisch.«
    »Schnee von gestern.« Ich winkte ab und sah ihn mit einem netten Lächeln an. »Aber wenn du es noch einmal machst, werde ich euch beide töten.«
    Er lachte unterdrückt. Es war das köstliche verführerische Lachen, an das ich mich so gut erinnerte. »Sei vorsichtig, sonst könnte man dich mit einer dreckigen Bouda verwechseln.«
    »Ich mag Boudas. Man kann mit ihnen viel Spaß im Bett haben.«
    »Mit ihnen?« Raphaels Stimme hatte plötzlich einen gereizten Unterton.
    »Mit ihnen. Da du jetzt offiziell vergeben bist, macht es dir bestimmt nichts aus, wenn ich mit anderen aus dem Clan ein paar Testfahrten unternehme.«
    »Mit wem zum Beispiel?«
    Wir gingen durch das Tor. Der Wachmann im Häuschen warf einen Blick auf mein Kleid und starrte mit offenem Mund. Ich grüßte mit einem freundlichen Lächeln zurück.
    Raphael hielt seine Einladung hoch. Der Wachmann überprüfte sie und winkte uns durch.
    »Viel Vergnügen auf der Party.«
    »Werden wir haben.« Raphaels Tonfall ließ keinen Zweifel, dass die Hölle gefrieren würde, bevor er an irgendetwas Vergnügen hatte.
    Wir gingen auf das Haus zu.
    »Mit wem?«, wollte Raphael wissen.
    Für einen Mann, der sich mit einer anderen Frau verlobt hatte, entwickelte er ein außergewöhnlich starkes Interesse an meinen sexuellen Abenteuern.
    »Ich habe mich noch nicht entschieden. Ich wollte schon immer mal einen Dreier haben.«
    Raphael blieb stehen.
    »Zwei Jungs oder vielleicht ein Junge und ein Mädchen. Da du wesentlich mehr Erfahrung hast als ich, hattest du bestimmt schon beide Versionen. Was hat mehr Spaß gemacht?«
    »Warum willst du dich mit zwei Partnern begnügen?«, sagte Raphael und sprach jedes Wort sehr deutlich aus. »Warum nimmst du nicht gleich ein halbes Dutzend? Du könntest Nummern ausgeben, um nicht den Überblick zu verlieren. Besorg dir ein Schild, auf dem GEÖFFNET steht.«
    Aha, dem verwöhnten Bouda gefiel nicht, was ich sagte. Ganz und gar nicht. »Sei nicht albern. Das wäre stillos.« Ich hielt vor der Tür aus Glas und Schmiedeeisen an und wartete darauf, dass er sie mir öffnete.
    »Stillos?«
    »Ja.«
    Raphael zog die Tür auf. Drinnen erwartete uns eine Lobby, die in das Licht elektrischer Lampen getaucht war, welche den Eindruck alter Gaslichtlaternen erwecken sollten. Ich trat hindurch und nickte einer älteren Frau neben der Tür zu. Sie trug ein Kleid in der Farbe von Rotwein, und ihr Make-up war tadellos. In ihrer Nähe hielten sich zwei Männer auf. Beide sahen aus, als würden sie ihren Lebensunterhalt damit verdienen, Ziegelsteine zu kauen und Kies auszuspucken.
    »Ihre Einladung«, sagte die Frau.
    Raphael reichte ihr das Blatt und ließ ein Lächeln los. Wow! Ascanio wusste es nicht, aber er hatte noch einen weiten Weg vor sich.
    Die Gesichtszüge der Frau entspannten sich. Sie nahm die Einladung mit manikürten Fingern entgegen und lächelte zurück. »Willkommen zur Party.«
    Ob sie sechzehn oder sechzig waren, spielte keine Rolle. Raphael lächelte, und sie seufzten. Und er fragte sich, warum ich ihn für verwöhnt hielt?
    Raphael legte mir eine Hand auf den Rücken und führte mich behutsam in den nächsten Raum. Ein großer Saal breitete sich vor uns aus. Die cremefarbenen Wände stützten eine Decke in gut sieben Metern Höhe. Der Granitboden war poliert, sodass er fast wie ein Spiegel glänzte. Riesige, vier Meter hohe Fenster, die von dünnen weißen Gardinen und dicken goldenen Vorhängen eingerahmt wurden, ließen das sanfte Abendlicht in den Raum

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