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Geheime Macht

Geheime Macht

Titel: Geheime Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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zehntausend Dollar Investitionskredit vom Rudel, genauso wie jeder andere, und ich habe diese Summe fünffach zurückgezahlt. Jetzt unterstütze ich den gesamten Bouda-Clan. Niemand hat mir eine Sonderbehandlung zukommen lassen. Inwiefern bin ich verwöhnt?«
    Ich sah ihn blinzelnd an. »Im Ernst?«
    »Ja. Bitte kläre mich auf.«
    »Erinnerst du dich, wie du letztes Jahr eine Woche Urlaub auf den Keys machen wolltest?«
    Er sah mich wieder von der Seite an. »Willst du mir diesen Urlaub jetzt zur Last legen? Dir hat es sehr gefallen.«
    So war es. Nur er und ich und das Meer. »Erinnerst du dich auch an diese Bouda-Familie, die etwa zur gleichen Zeit dem Bouda-Clan beitreten wollte? Die Familie De La Torre?«
    Wenn sich ein einzelner Gestaltwandler dem Rudel anschließen wollte, war das eine relativ einfache Angelegenheit. Er stellte sich den Alphas des betreffenden Clans vor, und wenn sie einverstanden waren, unterstützten sie seinen Antrag vor dem Rudel. Bei Familien und kleinen Rudeln war die Sache etwas komplizierter. Die Lebensgeschichten aller Beteiligten wurden überprüft, und später gab es Einzelgespräche. Eine Sondersitzung musste einberufen werden, bei der die Alphas oder Betas der anderen Clans anwesend sein mussten.
    Raphael zuckte mit den Schultern. »Was ist mit den De La Torres?«
    »Tante B hatte die Sondersitzung anberaumt, und du solltest neben ihr als Fürsprecher auftreten.«
    »Ja.«
    »Und du hast zu deiner Mutter gesagt, dass sie tun sollte, was auch immer sie für richtig hält, aber du würdest jetzt in Urlaub fahren.«
    »Ich hatte zwei Monate lang ununterbrochen sieben Tage pro Woche gearbeitet.«
    Ich zeigte ihm meine gefletschten Zähne. »Lässt du mich jetzt endlich ausreden, oder muss ich dich beißen, damit du mich nicht ständig unterbrichst?«
    »Wenn du mich beißt, werde ich zurückbeißen. Und ich habe größere Zähne als du.«
    Ach, darum geht es also! »Aber ich bin viel stärker motiviert als du.«
    Er knurrte. Ich knurrte zurück und schnappte mit meinen menschlichen Zähnen nach ihm. Ein leicht wahnsinniges Funkeln blitzte in Raphaels Augen auf, aber mir war nicht klar, was es bedeutete. Früher hatte ich ihn besser durchschauen können. Ich hatte immer genau gewusst, was er dachte – es zeigte sich auf seinem Gesicht, und wenn nicht, sagte er es mir. Jetzt war er verschlossener, beherrschter und geheimniskrämerischer. Ich bemerkte eine stählerne Entschlossenheit und eine Andeutung von Gefahr knapp unter der Oberfläche. Raphael war unberechenbarer geworden. Das war aufregend. Aber Aufregung war eine Emotion, die ich im Moment nicht gebrauchen konnte.
    »Was ist? Mehr hast du dazu nicht zu sagen?«, fragte er.
    »Ich warte ab, ob du etwas tun wirst oder nur deine hübschen Zähne fletschst.«
    »Provoziere mich nicht.«
    Ich stieß einen gespielten Seufzer aus. »Ich würde es sehr gern tun. Aber dann müsste ich deinen übel zugerichteten Körper zu deiner Verlobten bringen, und ich kann hysterische Anfälle nicht ausstehen. Oder meinst du die andere Art von Provokation?«
    Raphael lachte. Es war ein wildes Lachen, das alle möglichen bösen Dinge versprach. Böse Dinge, die Spaß machten.
    Etwas Großes tauchte vor uns auf.
    »Ein Bus!«, rief ich.
    Er blickte durch die Windschutzscheibe und scherte aus. Er verfehlte den umgestürzten Bus um wenige Zentimeter.
    Winzige Nadeln aus Adrenalin stachen in meine Haut. Ich erschauderte und versuchte, sie abzuschütteln. Meine Nackenhärchen sträubten sich. Schemenhafte Punkte tauchten knapp unter meiner Haut auf und hinterließen leichte Flecken auf meinen Armen.
    »Warum hast du das Thema Urlaub angesprochen?«, wollte Raphael wissen.
    »Deine Mutter hat sämtliche Planungen umgeschmissen. Weil Curran ihr noch etwas schuldig war, holte sie sich eine Sondergenehmigung von ihm, damit die Familie eine Woche länger im Territorium des Rudels bleiben konnte. Sie überredete Valencia, ihre Ballettprobe zu verlegen, und vierzig Schüler mussten ihren Terminplan ändern. B hat intrigiert und alles hin und her geschoben. Es spielte keine Rolle, wie viele Leute deswegen Schwierigkeiten bekamen, Hauptsache, ihr Baby konnte in Ruhe Urlaub machen.« Ich lachte. »Ich war zufällig dabei, als sie sich mit Valencia stritt. Fast wäre Blut geflossen. Als ich ihr anbot, den Urlaub zu verschieben, starrte sie mich an, als wäre mir ein Weihnachtsbaum auf dem Kopf gewachsen.«
    Ich ahmte Tante B’s Stimme nach. »Aber nein, meine Liebe.

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