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Geheime Macht

Geheime Macht

Titel: Geheime Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Sekunde, um zu verarbeiten, was es sah, und stockte. Meine Körperkoordination versagte. Ich blieb stehen.
    Raphael trug einen schwarzen Smoking. Das Licht des frühen Abends spielte auf seinem Gesicht, ließ die linke Hälfte golden leuchten, während die rechte im kühlen Schatten lag. Er hielt die perfekte Balance zwischen Dunkelheit und Licht. Die elegante Jacke betonte die Kraft seiner breiten Schultern und die geschmeidige Spannkraft seiner schmalen Taille und brachte sowohl die natürliche Schönheit seines Körpers als auch seine Schärfe und Gefährlichkeit zum Ausdruck. Seine blauen Augen überzeugten jeden davon, dass es sehr unklug wäre, ihm Schwierigkeiten machen zu wollen.
    Er trug den Smoking nicht wie ein entspannter Gentleman seinen Abendanzug, aber auch nicht wie ein Ritter seine Rüstung. Raphael trug ihn so, wie ein Meuchelmörder seine Lederkluft und seinen Umhang trug. Er war ein Dolch in schwarzer Scheide. Ich wollte ihn berühren, obwohl ich wusste, dass er mich in Stücke schneiden würde.
    Mein Herz pochte in meiner Brust. Das Ganze war eine sehr schlechte Idee gewesen. Aber es war meine einzige Chance, an Anapa und sein Büro heranzukommen, und ich war es Nick und den Familien der vier toten Gestaltwandler schuldig.
    Raphael sah mich an, und ich stand einfach nur da, ohne mich rühren zu können. Ich musste irgendetwas tun. Irgendetwas sagen.
    Die bedauernswerte Andrea mit ihrem traurigen, gebrochenen Herzen. Habt Mitleid mit ihr!
    Mein Sarkasmus zeigte Wirkung. Die Welt hörte auf, sich schwindelerregend um mich zu drehen, mein Geist nahm den Betrieb wieder auf, und mir wurde schließlich klar, was Raphaels Gesichtsausdruck zu bedeuten hatte. Er war platt. Er war völlig platt, als würde er etwas betrachten, das sein Gehirn nicht verarbeiten konnte.
    »Raphael?«
    Er öffnete den Mund. Aber kein Ton kam heraus.
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    Raphaels Lippen bewegten sich. Er fluchte.
    Ha! Jetzt habe ich dich! Genieß es mit allen Sinnen. Was ist jetzt mit deiner Zwei-Meter-Verlobten?
    »Stimmt etwas nicht mit meinem Kleid?« Reib es ihm unter die Nase …
    Raphael fand endlich seine Sprache wieder. »Nein. Ich habe mich nur gefragt, wo du deine Waffe versteckt hast.«
    Ich zeigte ihm meine riesige Clutch.
    »Ach so«, sagte er. »Die habe ich gar nicht gesehen.«
    Natürlich nicht. Er war viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, mich anzustarren. Es war eine winzig kleine Rache, aber sie schmeckte unglaublich süß.
    Raphael führte mich zu seinem Jeep, den er vom Rudel hatte. Das Ding dröhnte stotternd und rülpste Magie. Er hielt mir die Tür auf. Als ich einstieg, glitt sein Geruch singend über meine Haut.
    Paaart euch! Paart-euch-paart-euch!
    Verdammt!
    Ich nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Doch statt die Tür zu schließen, beugte er sich zu mir herab. Sein Gesicht hatte einen hoch konzentrierten Ausdruck, als wollte er etwas sagen oder etwas Verwegenes tun.
    Mir stockte der Atem. Wenn er mich küsste, würde ich ihm einen Schlag mitten ins Gesicht verpassen. Ich könnte es nicht verhindern.
    Raphael zog sich von mir zurück und schloss die Tür.
    Gut. So war es besser. Wirklich.
    Raphael stieg in den Jeep, warf die Tür zu, dämpfte damit den Lärm des Wassermotors und fuhr los.
    Er griff in das Fach in seiner Tür, zog eine Mappe heraus und warf sie mir in den Schoß. Ich öffnete sie. Es war eine Anwesenheitsliste seiner Arbeiter während der Mordnacht, mit genauen Uhrzeiten. »Wunderbar. Danke.«
    »Keine Ursache.«
    Ich vertiefte mich in die Auflistung.
    Zwanzig Minuten später stand fest, dass keiner von Raphaels Mitarbeitern genügend Zeit gehabt hatte, zur Grabungsstelle zurückzukehren und ihre Freunde und Kollegen zu ermorden. Raphael war der Einzige ohne hieb- und stichfestes Alibi. Nach seinen Angaben war er nach Hause gegangen, anscheinend ohne sein Liebchen. Da ich ihn kannte, hatte ich erwartet, dass sie sich wie die Kaninchen paarten, aber wahrscheinlich konnten sogar Kaninchen ab und zu einen Tag pausieren.
    Ich tippte auf die Unterlagen. »Was ist mit Colin? Laut Jims Akten hat er Schulden.«
    »Er hat Schulden, weil es in seinem Haus einen Brand gab. Er hat ein Notfalldarlehen vom Rudel bekommen. Er arbeitet seine Schulden fleißig ab, und er weiß, dass er zu mir kommen kann, wenn er in Schwierigkeiten geraten sollte.«
    Ich lehnte den Kopf zurück, aber nicht zu sehr – schließlich wollte ich meine Frisur nicht an der Kopfstütze ruinieren.
    »Wir haben

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