Geheime Macht
diesem Bad mit ihm vögelte.
Raphael hielt mir die Tür zum Bad auf. Ich trat hinein. Er folgte mir und schloss ab.
Reiß dich zusammen. So etwas kannst du nicht machen. Es war sowieso ein ziemlich blöder Trick.
Er hatte das Gesicht zu einem äußerst selbstzufriedenen Lächeln verzogen. Er hatte gewollt, dass ich unter seinen Berührungen dahinschmolz, und nun genoss er es, dass er mich weichgekriegt hatte. Anscheinend war ich für ihn nicht mehr als ein Spielzeug.
Du Mistkerl. Na gut, mal sehen, wie dir das hier gefällt.
Ich drückte ihn gegen die Tür und küsste ihn erneut, rieb meinen Körper an seinem, knabberte und leckte an ihm, schnurrte in seinen Armen. Er machte mit und ging mir auf den Leim. Ich wartete, bis er seine Jacke abstreifte, dann löste ich mich von ihm.
»Ich glaube, in den Gittern vor dem Fenster ist Silber, oder was meinst du?«
Er hielt mit halb ausgezogener Smokingjacke inne.
»Gut, dass ich Handschuhe mitgebracht habe.«
»Andrea!«
»Was? Ach, du meinst den Kuss? Tut mir leid, ich war noch nicht ganz fertig. Aber jetzt habe ich genug, keine Sorge.« Ich tätschelte seine Brust. »Du bist völlig anständig geblieben. Du musst Rebecca überhaupt nichts beichten. Es war schließlich nur ein Kuss ohne jede Bedeutung.«
Sein Knurren war Musik in meinen Ohren.
Ich wandte mich dem Fenster zu. Knapp unter der Decke war es weit genug, um hindurchsteigen zu können. Die Stäbe bildeten ein rechteckiges Gitter, das matt im Mondlicht schimmerte – so hell, dass es eine Silberlegierung sein musste. Silber bedeutete verbrannte Hände. Ich hatte schon einmal silberne Stäbe mit bloßen Händen berührt. Sie hatten sich angefühlt wie etwas, das in Säure getunkt worden war.
Ich öffnete meine Clutch und nahm meinen Glasschneider und meine Waffe, ein schwarzes Hemd und ein paar Handschuhe aus Stoff heraus. Hinter mir ging Raphael wie ein Tiger im Käfig auf und ab.
Meine Hormonproduktion lief weiterhin auf Hochtouren, und mein ganzer Körper schien zu vibrieren. Meine Hände zitterten leicht.
In der Tasche gab es einen gut verborgenen Reißverschluss, den ich nun aufzog. Wo sich bei einer normalen Handtasche das Futter befand, hatte dieses Exemplar schmale Schulterriemen und zusätzliches Material, sodass sich das Ganze zu einem größeren Rucksack entfalten ließ. Ich hatte das Stück vor einiger Zeit nach meinen Vorgaben anfertigen lassen.
»Toll«, sagte Raphael.
»Freut mich, dass es dir gefällt. Jetzt weiß ich, was ich dir zum Geburtstag schenken kann.«
»Ich hätte meine gern in Blau«, bemerkte er, »damit sie zu meinen Augen passt.«
»Ganz, wie es dir beliebt.« Ich zog die Handschuhe an. »Das Fenster ist verriegelt. Könntest du mich bitte hochheben?«
Er legte die Hände um meine Beine und hob mich ohne ein weiteres Wort an. Doch er hob mich nicht nur an, er umarmte mich, er streichelte mich, ohne die Hände zu bewegen. Ich war immer noch erregt, und als er mich berührte, hätte ich fast geseufzt.
Jetzt war die Sache im Gange. Wir hatten ein kleines sadistisches Spiel begonnen, das ich auf keinen Fall verlieren wollte.
Ich packte das Gitter. Solide. Ich stützte mich mit einem Knie an der Wand ab und riss mit aller Kraft daran, während ich mich gegen Raphael drückte. Das Gitter löste sich. Raphael ließ mich zu Boden gleiten. Ich schob das Gitter hinter den Waschtisch, gleich neben dem Abfalleimer, zog meine Schuhe aus und kehrte ihm den Rücken zu.
»Könntest du mir mit dem Kleid helfen?«
Er berührte mein Genick und zog langsam den Reißverschluss herunter. Ein köstlicher Schauder durchfuhr mich. Ich hatte keine Ahnung, dass so viel Bouda in mir war.
Ich stieg aus dem Kleid. Darunter trug ich einen winzigen schwarzen BH und eine Radlerhose aus Elastan. Ich zog mir das Hemd an, rollte mein Kleid zusammen, packte es zusammen mit meinen Schuhen, meinem Glücksarmreif und meiner Clutch in den Rucksack. Dann schloss ich die Gurte diagonal über dem Brustkorb.
»Eine Schweizer Armeehandtasche«, stellte Raphael fest, und ich nahm seinen vertrauten verspielten Tonfall wahr. Der Kuss schien ihn völlig aus dem Gleichgewicht gebracht zu haben, aber jetzt hatte er sich wieder gefangen, und nun führte er etwas im Schilde. »Hast du auch Handschellen dabei?«
»Nein. Warum? Glaubst du, ich würde welche brauchen?«
»Das hängt davon ab, was du noch vorhast und mit wem.«
Er ging voll darauf ein. Die alte Andrea hätte sich ihm sofort zu Füßen geworfen. Ich
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