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Geheime Melodie

Geheime Melodie

Titel: Geheime Melodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
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Ansätzen eingeweiht.
    »Die ganze Insel war verwanzt, Sir. Sogar der Pavillon auf dem Hügel. Immer wenn Philip der Meinung war, daß die Verhandlungen einen kritischen Punkt erreicht hatten, wurde eine Pause eingeschoben, und ich mußte schnell runter in den Heizungskeller, lauschen. Den Inhalt habe ich dann zusammengefaßt und nach oben an Sam durchgegeben, damit Philip und Maxie nach der Pause einen Informationsvorsprung hatten. Und sich bei Bedarf über Satellitentelefon mit dem Syndikat und Philips Freunden beraten konnten. Und so ist dann Haj in unser Visier geraten. Besser gesagt in Philips Visier. Wobei Tabizi vermutlich mitgeholfen hat. Ich war nur das ahnungslose Werkzeug. «
    »Und wer ist Haj, wenn man fragen darf?«
    Kaum zu fassen, aber wahr! Es war genau, wie ich es vorhergesehen hatte. Lord Brinkley hatte nicht die leiseste Ahnung, was f ür Taten unter seiner Ägide verübt wurden. Und das, obwohl er der einzige war, der ja sagen konnte.
    »Haj war einer der Delegierten, Sir.« Offenbar mußte ich mich ganz langsam herantasten. »Sie waren zu dritt. Zwei Milizenführer – Kriegsherren, wenn Sie so wollen – und Haj. Der Mann, der Ihnen die drei Millionen Dollar extra abgeluchst hat«, erinnerte ich ihn mit einem bedauernden Lächeln, das sich in seiner Miene widerzuspiegeln schien. Sehr verständlich, nachdem er seiner moralischen Entrüstung über das Satellitentelefon so klar und deutlich Ausdruck verliehen hatte.
    »Und die beiden anderen Milizenführer waren wer?« fragte er, noch immer verwirrt.
    »Franco von den Mai Mai und Dieudonné, ein Munyamulenge. Haj verfügt über keine Miliz in dem Sinn, aber wenn er eine braucht, kann er jederzeit eine auf die Beine stellen. Außerdem hat er ein Mineralienkontor in Bukavu, einen Bierkonzern und einen Haufen Hotels und Nachtclubs, und seinem Vater Luc gehört halb Goma. Aber das wissen Sie ja, oder?«
    So wie er nickte und l ächelte, war klar, daß wir uns verstanden. Unter normalen Umständen hätte er inzwischen sicher längst auf ein Knöpfchen am Schreibtisch gedrückt und den glücklosen Mitarbeiter herbei zitiert, der den Schlamassel angerichtet hatte, aber da er dazu keinerlei Anstalten machte, sondern im Gegenteil das Kinn auf die gefalteten H ände stützte, als ob er sich auf eine längere Geschichte gefaßt machte, erzählte ich sie ihm eben doch von Anfang an, ähnlich wie bei Hannah, nur in wesentlich komprimierterer Form und mit weniger Rücksicht auf die Empfindlichkeiten meiner verehrten Zuhörerschaft, vielleicht sogar zu wenig, wie mir schwante, als wir uns dem verheerenden Augenblick der Wahrheit näherten, nämlich den Mißhandlungen, die man Haj zugefügt hatte.
    »Und wie soll es Ihrer Meinung nach jetzt weitergehen?« fragte er, noch immer verständnisinnig lächelnd. »Was schwebt Ihnen vor, Salvador? Gehen wir damit direkt zum Premierminister? Zum Präsidenten der Vereinigten Staaten? Zur Afrikanischen Union? Oder am besten gleich zu allen?«
    Ich gestattete mir ein tr östliches Lachen. »Das dürfte wohl nicht nötig sein, Sir. Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, daß wir so weit gehen müssen.«
    »Da bin ich aber erleichtert.«
    »Ich denke, es würde genügen, die Operation auf der Stelle abzubrechen, das aber mit aller Konsequenz. Wir haben noch zwölf ganze Tage, bevor es losgehen soll. Wir müssen die Kriegspläne stoppen, den Mwangaza auf Eis legen, bis er Unterstützer mit der richtigen ethischen Einstellung findet – Männer wie Sie, Sir –, den Vertrag zerreißen …«
    »Ach, es gibt einen Ve r t r a g ?«
    »Aber ja! Und zwar einen sehr dubiosen, wenn Sie mich fragen, Sir. Aufgesetzt von einem Monsieur Jas per Albin aus Besan çon – der schon früher einmal für Sie tätig war und den Ihre Leute wahrscheinlich auch deshalb für diesen Auftrag ausgesucht haben – und ins Swahili übertragen von niemand anderem als von meiner Wenigkeit.«
    Inzwischen konnte ich mich kaum noch bremsen. Wahrscheinlich stieg mir der Gedanke zu Kopf, da ß es nur noch wenige Minuten dauern konnte, bis ich zusammen mit Hannah aus dem Schatten treten würde, hinein in ein ganz normales Leben.
    »Besitzen Sie zufälligerweise eine Kopie dieses Vertrags?«
    »Nein, aber ich habe ihn natürlich gesehen. Und mir große Teile davon eingeprägt – was bei mir so etwas wie eine Berufskrankheit ist.«
    »Und wieso halten Sie ihn für dubios?«
    »Er ist getürkt. Hören Sie, ich habe schon viele Verträge gesehen. Er ist hypothetisch.

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