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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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hören.
    Ich fragte mich, was ihn in Hannahs Zimmer geführt hatte. Was er ihr am Abend vor der Hochzeit sagen musste, das nicht beim Abendessen oder anschließend im Salon hätte gesagt werden können. Ich verließ das Zimmer, zog die Tür hinter mir zu, stellte, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, das Tablett auf dem Fußboden ab und legte mein Ohr an die Tür.
    Lange herrschte Schweigen, und ich befürchtete schon, die Tür sei zu dick und ich würde Mr Frederick nicht verstehen können. Aber dann hörte ich, wie er sich räusperte.
    Er sprach schnell, mit gesenkter Stimme. »Von Emmeline hatte ich erwartet, dass ich sie verlieren würde, sobald sie in das Alter käme. Aber du?«
    »Du verlierst mich nicht, Papa.«
    »Doch«, erwiderte er in scharfem Ton. »Erst David, dann meine Fabrik, jetzt dich. Alles, was mir lieb und teuer war …« Offenbar versuchte er seine Fassung wiederzuerlangen, aber als er weitersprach, klang seine Stimme, als könnte sie ihm jeden Moment versagen.
»Ich weiß, dass ich meinen Teil dazu beigetragen habe.«
    »Papa?«
    Einen Moment lang war alles still, dann hörte ich die Bettfedern quietschen. Als Mr Frederick wieder das Wort ergriff, kam seine Stimme aus einer anderen Richtung, und ich vermutete, dass er jetzt auf dem Fußende von Hannahs Bett saß. »Du darfst das nicht tun«, sagte er hastig. Erneutes Quietschen. Offenbar war er wieder aufgestanden. »Allein die Vorstellung, dass du bei diesen Leuten lebst. Sie haben meine Fabrik einfach verkauft …«
    »Papa, es gab keine anderen Interessenten. Diejenigen, die Simion gefunden hat, haben einen guten Preis dafür gezahlt. Stell dir doch die Demütigung vor, wenn die Bank ihr Geld zurückgefordert hätte. Sie haben dich davor bewahrt.«
    »Davor bewahrt? Sie haben mich ausgeplündert. Sie hätten mir helfen können. Ich könnte immer noch im Geschäft sein. Und jetzt läufst du zu denen über. Das lässt mein Blut … Nein, das steht nicht zur Debatte. Ich hätte mich durchsetzen sollen, bevor mir das ganze Geschäft aus der Hand genommen wurde.«
    »Papa …«
    »Ich habe David nicht rechtzeitig aufgehalten, aber ich will verdammt sein, wenn ich denselben Fehler noch ein zweites Mal mache.«
    »Papa …«
    »Ich lasse dich nicht …«
    »Papa«, sagte Hannah, diesmal wesentlich entschlossener. »Ich habe meine Entscheidung getroffen.«
    »Mach sie rückgängig«, schrie er sie an.
    »Nein.«
    Ich bekam Angst um Hannah. Mr Fredericks Wutausbrüche waren legendär auf Riverton. Er hatte jeden
Kontakt mit David verweigert, nachdem dieser es gewagt hatte, ihn zu hintergehen. Wie würde er jetzt reagieren, wo Hannah ihm offen die Stirn bot?
    Seine Stimme zitterte vor Wut. »Willst du dich etwa deinem Vater widersetzen?«
    »Wenn ich glaube, dass er sich irrt, ja.«
    »Du bist eine halsstarrige Närrin.«
    »Ich bin wie du.«
    »Lass dir eins gesagt sein, mein Mädchen«, entgegnete er, »deine Willensstärke hat mich immer zum Nachgeben bewogen, aber diese Heirat werde ich nicht tolerieren. «
    »Das ist nicht deine Entscheidung, Papa.«
    »Du bist mein Kind, und du wirst tun, was ich dir sage. « Als er nach kurzem Zögern weitersprach, lag ein ungewollter Anflug von Verzweiflung in seiner Stimme. »Ich befehle dir, ihn nicht zu heiraten.«
    »Papa …«
    »Wenn du ihn heiratest«, seine Stimme überschlug sich, »will ich dich hier nie wieder sehen.«
    Mir blieb vor Schreck beinahe das Herz stehen. Denn obwohl ich Mr Fredericks Gefühle verstand und sein Bedürfnis teilte, Hannah auf Riverton zu halten, wusste ich nur zu gut, dass sie durch Drohungen nicht dazu zu bewegen war, ihre Entscheidung rückgängig zu machen.
    Als sie antwortete, klang ihre Stimme stahlhart und entschlossen. »Gute Nacht, Pa.«
    »Du Närrin«, sagte er mit der Verblüffung von jemandem, der nicht fassen kann, dass er das Spiel verloren hat. »Du stures, törichtes Kind.«
    Seine Schritte näherten sich der Tür, und ich hob eilig das Tablett auf. Ich wollte mich gerade zurückziehen, als ich Hannah sagen hörte: »Ich werde mein Dienstmädchen mitnehmen, wenn ich gehe.« Mir blieb beinahe das
Herz stehen, als sie fortfuhr: »Nancy wird sich um Emmeline kümmern.«
    Ich war so überrascht, so erfreut, dass ich kaum Mr Fredericks Antwort hörte. »Die kannst du gern mitnehmen. « Er riss die Tür so plötzlich auf, dass mir um ein Haar das Tablett aus den Händen gefallen wäre, und stürmte in Richtung Treppe. »Die brauche ich hier weiß Gott nicht

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