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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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    Warum hat Hannah Teddy geheiratet? Nicht weil sie ihn liebte, sondern weil sie bereit war, ihn zu lieben. Sie war jung und unerfahren – womit hätte sie ihre Gefühle vergleichen sollen?
    Wie auch immer, für Außenstehende passten sie gut zueinander. Simion und Estella Luxton waren entzückt, und den Dienstboten erging es ebenso. Selbst ich freute mich, jetzt, wo ich wusste, dass ich die beiden begleiten sollte. Und Lady Violet und Lady Clementine hatten letztlich recht behalten, nicht wahr? Trotz all ihrer jugendlichen Aufsässigkeit würde Hannah heiraten, und Teddy war schließlich nicht die schlechteste Partie, oder?
    Sie heirateten an einem regnerischen Samstag im Mai 1919, und eine Woche später brachen wir nach London auf. Hannah und Teddy saßen im vorderen Wagen, während ich im zweiten Wagen mit Teddys Kammerdiener und Hannahs Koffern folgte.
    Mr Frederick stand auf der Treppe, steif und bleich. Von meinem Platz im zweiten Wagen aus konnte ich zum ersten Mal sein Gesicht genau betrachten: ein schönes aristokratisches Gesicht, jedoch vom Leid gezeichnet.
    Links neben ihm stand die Dienerschaft nach Rang aufgereiht. Selbst Nanny Brown hatte man aus dem Kinderzimmer geholt. Sie stand neben Mr Hamilton, halb so
groß wie er, und wischte sich mit einem weißen Taschentuch die Tränen fort.
    Nur Emmeline fehlte. Sie hatte sich geweigert, Hannah zu verabschieden. Dennoch entdeckte ich sie, kurz bevor wir abfuhren. Ihr bleiches Gesicht tauchte hinter dem bleiverglasten Fenster des Kinderzimmers auf. Zumindest meinte ich sie zu erkennen. Es konnte aber auch eine optische Täuschung gewesen sein. Einer der kleinen Geister, die auf ewig im Kinderzimmer herumspukten.
    Ich hatte mich längst von allen verabschiedet. Von den Dienstboten, auch von Alfred. Seit der Nacht auf der Treppe zum Park hatten wir zögerliche Annäherungsversuche unternommen. Wir gingen sehr vorsichtig miteinander um, und Alfred behandelte mich mit einer höflichen Zurückhaltung, die mich ebenso befremdete wie es zuvor seine Wutausbrüche getan hatten. Trotzdem hatte ich ihm versprochen zu schreiben. Und ihm die Zusage entlockt, es ebenso zu halten.
    Und am Wochenende vor der Hochzeit hatte ich meine Mutter besucht. Zum Abschied überreichte sie mir ein kleines Päckchen: einen Schal, den sie Jahre zuvor gestrickt hatte, und eine Schachtel mit Nadeln und Wolle für meine Flickarbeiten. Als ich mich bei ihr bedankte, zuckte sie nur mit den Schultern und meinte, die Nadeln wären nutzlos für sie; mit ihren steifen Fingern könne sie sie ohnehin nicht mehr benutzen. Bei diesem letzten Besuch stellte sie mir viele Fragen zu der Hochzeit und Mr Fredericks Fabrik und Lady Violets Tod. Ich war überrascht, wie wenig sie der Tod ihrer früheren Herrin berührte. Erst vor Kurzem war mir bewusst geworden, dass meine Mutter ihre Jahre auf Riverton genossen hatte, doch als ich von Lady Violets letzten Tagen berichtete, kam ihr keinerlei Beileid über die Lippen, nicht die
Spur einer herzlichen Erinnerung. Sie nickte nur langsam, und ihr Gesicht bekam einen gleichgültigen Ausdruck.
    Aber ich kam nicht auf die Idee, sie darauf anzusprechen, denn meine Gedanken drehten sich nur noch um London.
     
    Das dumpfe Dröhnen weit entfernter Trommeln. Ich kann es noch immer hören.
    An dieser Stelle meiner Geschichte ist Robbie Hunter drauf und dran, in Hannahs Welt zurückzukehren. Es bestand ja nie der geringste Zweifel, dass das geschehen würde, oder? Seit dem Tag ihrer ersten Begegnung auf Riverton war klar, dass er seine Rolle zu spielen hat. Dies ist weder ein Märchen noch eine Romanze. Die Hochzeit stellt nicht das glückliche Ende der Geschichte dar, sondern lediglich einen neuen Anfang, die Überleitung zu einem weiteren Kapitel.
    In einer weit abgelegenen grauen Ecke von London wacht Robbie Hunter auf. Schüttelt seine Albträume ab und zieht ein kleines Päckchen aus der Tasche. Ein Päckchen, das er seit den letzten Kriegstagen in der Brusttasche gehütet und dessen sichere Ablieferung er einem sterbenden Freund gelobt hat.

Teil 3

The Times
    6. Juni 1919
     
     
     
     
    Der Immobilienmarkt Lord Sutherlands Villa
     
    Wie The Times bereits gestern berichtete, stellt der Privatverkauf der Villa Haberdeen, Familiensitz von Lord Sutherland, durch Messrs. Mabbett and Edge die wichtigste Transaktion dieser Woche dar. Das Haus Grosvenor Square Nr. 17 wurde an den Bankier Mr S. Luxton verkauft und soll bewohnt werden von Mr T. Luxton und

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