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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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– hat gesagt, es ist so einfach, als würde man sich eine Schachtel Zigaretten kaufen. Er meinte, er könnte mir jederzeit auch eine besorgen.«
    »Ich wette, das war Harry Bentley«, knurrte Teddy.
    »Harry?«, rief Emmeline aus, die Augen mit den falschen Wimpern theatralisch geweitet. »Harry könnte keiner Fliege etwas zuleide tun. Höchstens seinem Bruder Tom.«
    »Du kennst die falschen Leute«, sagte Teddy. »Darf ich dich daran erinnern, dass Handfeuerwaffen verboten sind, ganz zu schweigen davon, dass sie äußerst gefährlich sind.«
    Emmeline zuckte die Achseln. »Ich hab schon als kleines Mädchen schießen gelernt. Alle Frauen in unserer Familie können schießen. Großmama hätte uns glatt enterbt, wenn wir es nicht gelernt hätten. Du kannst ja Hannah fragen: In einem Jahr wollte sie sich vor der Fuchsjagd drücken. Sie hat zu Großmama gesagt, sie fände es unrecht, wehrlose Tiere abzuknallen. Da hat
Großmama ihr gehörig die Meinung gesagt. Stimmt’s, Hannah? «
    Hannah hob die Brauen und trank einen Schluck Wein, während Emmeline fortfuhr. »Sie hat gesagt: ›Unsinn. Du bist eine Hartford. Das Schießen liegt dir im Blut.‹«
    »Wie dem auch sei«, schaltete Teddy sich ein. »In meinem Haus dulde ich keine Pistolen. Stellt euch bloß mal vor, was meine Wähler davon halten würden, wenn ich illegale Schusswaffen besäße!«
    Emmeline verdrehte die Augen, als Hannah bemerkte: »Deine zukünftigen Wähler.«
    »Entspann dich, Teddy«, sagte Emmeline. »Wenn du so weitermachst, brauchst du keine Angst mehr vor Schusswaffen zu haben. Dann kriegst du nämlich einen Herzinfarkt. Ich hab ja gar nicht gesagt, ich würde mir eine Pistole besorgen. Ich hab nur gesagt, dass eine Frau heutzutage gar nicht vorsichtig genug sein kann. Wenn Männer und Frauen sich gegenseitig umbringen. Meinen Sie nicht auch, Mrs Christie?«
    Mrs Christie war dem Gespräch schmunzelnd gefolgt. »Ich fürchte, mir sind Schusswaffen nicht sehr sympathisch«, sagte sie. »Ich würde Gift vorziehen.«
    »Das muss ja ziemlich beunruhigend sein, Archie«, sagte Teddy in einem seltenen Anflug von Humor. »Eine Gattin mit einer Vorliebe für Gift?«
    Archibald Christie lächelte schmallippig. »Das ist nur eins von den entzückenden kleinen Hobbys meiner Frau.«
    Ehemann und Ehefrau blickten einander über den Tisch hinweg an.
    »Nicht entzückender als deine morbiden kleinen Hobbys«, entgegnete Mrs Christie. »Aber wesentlich weniger kostspielig.«

    Später am Abend, nachdem die Christies gegangen waren, zog ich mein Buch Das fehlende Glied in der Kette unter der Matratze hervor. Es war ein Geschenk von Alfred, und ich war so darin vertieft, seine Widmung noch einmal zu lesen, dass ich beinahe das Telefon nicht gehört hätte. Mr Boyle muss an den Apparat gegangen und das Gespräch zu Hannah durchgestellt haben. Ich dachte mir nichts dabei. Erst als Mr Boyle an meine Tür klopfte, um mir zu sagen, die Mistress wünsche mich zu sprechen, begann ich, mir Sorgen zu machen.
    Hannah trug immer noch ihr austernfarbenes Seidenkleid, das sich an ihren Körper schmiegte, als wäre es flüssig. Ihr blondes Haar umspielte in großzügigen Wellen ihr Gesicht, und sie trug ein mit Diamanten besetztes Diadem. Sie stand mit dem Rücken zur Tür und drehte sich um, als ich eintrat.
    »Grace«, sagte sie und nahm meine Hände. Die Geste beunruhigte mich. Sie war zu persönlich. Irgendetwas war passiert.
    »Ma’am?«
    »Bitte setz dich.« Sie führte mich zur Chaiselongue, nahm neben mir Platz und schaute mich aus blauen, besorgten Augen an.
    »Ma’am?«
    »Das war deine Tante am Telefon.«
    Sofort war mir alles klar. »Meine Mutter«, sagte ich.
    »Es tut mir so leid, Grace.« Sie schüttelte mitfühlend den Kopf. »Sie ist gestürzt. Der Arzt konnte ihr nicht mehr helfen.«
     
    Hannah sorgte dafür, dass mich jemand nach Saffron Green brachte. Am folgenden Nachmittag fuhr der Wagen vor, und ich nahm auf dem Rücksitz Platz. Es war sehr liebenswürdig von Hannah und mehr, als ich erwartet
hatte. Ich hatte mit dem Zug fahren wollen. Unsinn, hatte Hannah gesagt, es tue ihr nur leid, dass sie mich wegen der Dinnerparty für Teddys Geschäftspartner nicht begleiten könne.
    Ich schaute aus dem Fenster, als der Fahrer erst in die eine, dann in die nächste Straße einbog, als London immer weniger vornehm, immer belebter und schmutziger wurde und schließlich hinter uns zurückblieb. Die Umgebung flog nur so vorbei, und je weiter wir in Richtung

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