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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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im Erdboden versunken, wie immer, wenn Emmeline mich so gebieterisch ansah. »Niemand weiß es.«
    Emmeline nahm sich ein Glas Limonade. »Irgendjemand muss es doch wissen«, sagte sie großspurig. »Ich dachte, Lord Gifford. Warum sonst war er heute hier, wenn nicht, um über Großvaters Vermögen zu sprechen? «
    »Was ich meinte ist, es kommt darauf an, Miss.«
    »Worauf?«
    Hannah mischte sich ein. »Auf Tante Jemimas Baby. « Sie schaute mich an. »Das ist es doch, nicht wahr, Grace?«

    »Ja, Miss«, sagte ich leise. »Ich glaube zumindest, dass sie das gesagt haben.«
    »Es hängt von Tante Jemimas Baby ab?«, fragte Emmeline.
    »Wenn es ein Junge wird«, sagte Hannah nachdenklich, »dann ist er der rechtmäßige Erbe. Wenn nicht, wird Papa Lord Ashbury.«
    Emmeline, die sich gerade eine Erdbeere in den Mund gesteckt hatte, lachte. »Stell dir das mal vor, Papa als Lord Ashbury. Das ist doch wirklich zu komisch!« Das pfirsichfarbene Band, das ihren Unterrock hielt, hatte sich am Brunnenrand verfangen und war eingerissen. Ein langer Zickzackfaden hing an ihrem Bein herunter. Ich nahm mir vor, das Band später zu flicken. »Glaubst du, er würde wollen, dass wir hier wohnen?«
    O ja, dachte ich hoffnungsvoll. Im vergangenen Jahr war es auf Riverton so ruhig gewesen. Nichts zu tun außer in leeren Zimmern Staub zu wischen und sich dabei nicht zu sehr um diejenigen zu sorgen, die im Feld kämpften.
    »Ich weiß nicht«, sagte Hannah. »Aber ich will es nicht hoffen. Es ist schon schlimm genug, den ganzen Sommer lang hier festzusitzen. Auf dem Land sind die Tage doppelt so lang, und es gibt nur halb so viel zu tun.«
    »Er würde bestimmt wollen, dass wir hier wohnen.«
    »Nein«, erwiderte Hannah nachdrücklich. »Papa könnte es nicht ertragen, so weit entfernt von seiner Fabrik zu sein.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Emmeline. »Wenn es etwas gibt, was Papa noch mehr am Herzen liegt als seine blöden Automobile, dann ist es Riverton. Es ist sein liebster Platz auf der ganzen Welt.« Sie schaute in den Himmel. »Andererseits, wie jemand es genießen kann, am Ende der Welt zu hocken, wo es niemanden gibt, mit dem man
reden kann …« Sie unterbrach sich verdutzt. »Hannah, weißt du, was mir gerade eingefallen ist? Wenn Papa ein Lord wird, dann werden wir doch Ladys, oder?«
    »Ich glaube schon«, sagte Hannah. »Aber was soll das schon wert sein?«
    Emmeline sprang auf und verdrehte die Augen. »Es ist eine Menge wert.« Sie stellte ihr Glas auf dem Tisch ab und stieg auf den Brunnenrand. »Die ehrenwerte Lady Emmeline Hartford von Riverton. Das klingt doch großartig, findest du nicht?« Sie drehte sich um, machte einen Knicks vor ihrem Spiegelbild, schlug die Augen nieder und streckte ihre Hand aus, wie um einen Handkuss zu empfangen. »Erfreut, Sie kennenzulernen, Sir. Ich bin die ehrenwerte Lady Emmeline Hartford.« Sie lachte vor Vergnügen über ihren kleinen Sketch, hüpfte über den Brunnenrand, die Arme zum Balancieren ausgestreckt, während sie die Vorstellung mehrmals laut prustend wiederholte.
    Eine Weile sah Hannah ihr amüsiert zu. »Hast du Schwestern, Grace?«
    »Nein, Miss«, sagte ich. »Und auch keine Brüder.«
    »Wirklich nicht?«, fragte sie, als könnte sie sich ein Leben ohne Geschwister nicht vorstellen.
    »Ich habe nicht so viel Glück gehabt, Miss. Ich lebe mit meiner Mutter allein.«
    Sie schaute mich an, die Augen gegen das Sonnenlicht zusammengekniffen. »Deine Mutter. Sie hat früher hier gearbeitet.«
    Es war eher eine Feststellung als eine Frage. »Ja, Miss. Bis ich geboren wurde, Miss.«
    »Du bist ihr sehr ähnlich. Äußerlich, meine ich.«
    Ich war verblüfft. »Miss?«
    »Ich habe ein Foto von ihr gesehen. In Großmutters Familienalbum. Auf einem Familienfoto aus dem letzten
Jahrhundert.« Wahrscheinlich spürte sie meine Verwirrung, denn sie beeilte sich fortzufahren: »Nicht dass ich danach gesucht hätte, keine Sorge, Grace. Ich war auf der Suche nach einem Foto von meiner Mutter, als ich darauf gestoßen bin. Aber die Ähnlichkeit mit dir ist mir sofort aufgefallen. Das gleiche hübsche Gesicht, die gleichen freundlichen Augen.«
    Ich hatte noch nie ein Foto von meiner Mutter gesehen – zumindest kein Jugendfoto von ihr –, und Hannahs Beschreibung passte so ganz und gar nicht zu der Mutter, die ich kannte, dass ich plötzlich ein unbändiges Verlangen verspürte, es zu sehen. Ich wusste, wo Lady Ashbury ihr Familienalbum aufbewahrte – in der linken Schublade ihres

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