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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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beschrieb mit dem Handgelenk kleine Achten, sodass ihre Finger abwechselnd in das Wasser tauchten. Kleine Wellenkreise entstanden und berührten einander.
    Hannah saß neben ihrer Schwester, ein Bein unter sich gezogen, das andere angewinkelt, sodass sie das
Kinn aufs Knie stützen und mit den Zehen im Wasser spielen konnte. Das angewinkelte Bein mit beiden Armen umschlungen, hielt sie in einer Hand ein Blatt hauchdünnes Papier, das im Sonnenlicht beinahe transparent wirkte.
    Ich zog meinen Arm zurück, rollte meinen Ärmel herunter und atmete tief durch, um meine Fassung wiederzuerlangen. Mit einem letzten sehnsüchtigen Blick auf das kühle Nass nahm ich mein Tablett vom Brunnenrand.
    Als ich mich den beiden näherte, konnte ich hören, worüber sie sprachen.
    »… Ich finde, er ist schrecklich dickköpfig«, sagte Emmeline. Zwischen ihnen auf dem Brunnenrand lagen Erdbeeren, die sie gepflückt hatten, und sie nahm eine davon, steckte sie sich in den Mund und warf den Stängel in den Garten.
    Hannah zuckte die Achseln. »Papa ist schon immer stur gewesen.«
    »Trotzdem«, erwiderte Emmeline. »Sich so anzustellen, ist einfach albern. Wenn David sich schon die Mühe macht, uns aus Frankreich zu schreiben, kann er den Brief wenigstens lesen.«
    Hannah betrachtete die Statue mit schief gelegtem Kopf, und das glitzernde Wasser zauberte tanzende Reflexe auf ihr Gesicht. »David hat Papa wie einen Narren dastehen lassen. Er hat sich hinter seinem Rücken zum Kriegsdienst gemeldet und genau das getan, was Papa ihm verboten hatte.«
    »Gott, das ist doch jetzt schon ein Jahr her.«
    »Papa ist sehr nachtragend, und das weiß David ganz genau.«
    »Aber der Brief ist so lustig . Lies mir noch mal die Stelle über die Kantine vor, das mit dem Pudding.«

    »Nein, das werde ich nicht tun. Ich hätte ihn schon die ersten drei Male nicht vorlesen sollen. Wie er sich ausdrückt ist viel zu derb für deine jungen Ohren.« Sie hielt Emmeline den Brief hin, der einen Schatten auf ihr Gesicht warf. »Hier. Lies es selbst. Auf der zweiten Seite hat er noch eine erläuternde Zeichnung hinzugefügt.« Ein leichter Windstoß ließ das Blatt Papier flattern, so dass ich eine kleine, schwarze Zeichnung in der oberen rechten Ecke erkennen konnte.
    Der Kies knirschte unter meinen Füßen. Emmeline blickte auf und sah mich hinter Hannah stehen. »Ah, Limonade«, rief sie erfreut und zog ihren Arm aus dem Wasser. Mit einem Mal war der Brief vergessen. »Wunderbar. Ich sterbe schon vor Durst.«
    Hannah drehte sich um und steckte sich den Brief in den Bund ihrer Unterhose. »Grace«, sagte sie lächelnd.
    »Wir verstecken uns vor dem lüsternen alten Grapscher«, verkündete Emmeline und setzte sich auf. »Ah, die Sonne ist köstlich. Sie macht mir den Kopf ganz heiß.«
    »Und die Wangen«, sagte Hannah.
    Emmeline schloss die Augen und hielt ihr Gesicht in die Sonne. »Das ist mir egal. Ich wünschte, es wäre das ganze Jahr lang Sommer.«
    »Ist Lord Gifford wieder gegangen, Grace?«, fragte Hannah.
    »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete ich und stellte das Tablett auf dem Brunnenrand ab. »Aber ich glaube schon. Er war im Salon, als ich den Morgentee aufgetragen habe, und Lady Violet hat nichts davon erwähnt, dass er bleiben würde.«
    »Hoffentlich nicht«, sagte Hannah. »Es gibt im Moment schon genug Unangenehmes hier, auch ohne dass der mir den ganzen Nachmittag auf den Busen starrt.«

    Ich holte einen kleinen schmiedeeisernen Tisch heran, der zwischen rosa und gelb blühenden Sträuchern stand, drückte seine Tatzenfüße vorsichtig in den Kies, stellte das Tablett darauf und füllte zwei Gläser mit Limonade.
    Zwischen Daumen und Zeigefinger ließ Hannah eine Erdbeere an ihrem Stiel kreiseln. »Du hast nicht zufällig etwas von dem mitbekommen, was Lord Gifford gesagt hat, oder, Grace?«
    Ich zögerte. Es schickte sich nicht für mich, den Gesprächen zuzuhören, während ich den Tee servierte.
    »Über Großvaters Vermögen«, sagte sie. »Über Riverton. « Sie wich meinem Blick aus, als wäre sie ebenso verlegen wie ich.
    Ich schluckte und stellte die Kanne ab. »Ich … ich weiß nicht, Miss …«
    »Sie hat es gehört!«, rief Emmeline. »Ich sehe es ihr an – sie wird ja ganz rot. Du hast was gehört, stimmt’s?« Sie beugte sich vor, die Augen erwartungsvoll geweitet. »Erzähl es uns. Was wird geschehen? Wird Papa das Vermögen erben? Können wir bleiben?«
    »Ich weiß es nicht, Miss«, sagte ich und wäre am liebsten

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