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Geheimes Verlangen

Geheimes Verlangen

Titel: Geheimes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Redfern
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Laune seines Ständers nur durch schiere Kraft und Hast beheben ließe. Sie öffnet bereitwillig die Beine, muss lachen – nicht über ihn, sondern über ihre Sucht nach ihm, über sich selbst. Dieser Mann ist für sie von geradezu absurder Kostbarkeit. Niemals hätte sie das zulassen dürfen. Sie überlegt, wie sie seinen quälenden Verlust überleben soll, oder ist sie bereits jetzt eine Untote, die an einem rasierklingendünnen Seil baumelt?
    Als er schließlich den sturmumtosten Gipfel erreicht, drängt er sich immer leidenschaftlicher an sie, stammelt ihr Koseworte ins Ohr. Sie hält ihn eng umschlungen, er soll spüren, dass er nicht allein ist. Sie spürt, wie eine Welle der Kraft ihn durchschaudert, wie er pumpt und dann seine Wärme in ihr verspritzt. Sie umarmt ihn, wiegt ihn. Sie liebt ihn; sie ist dumm.
    Während er sich erholt, bringt sie ihm auf einem Teller eine makellose Mandarine, die er gekonnt schält und ihr Stück für Stück in den Mund schiebt. Der Raum ist unversehens von dem kristallinen Duft der Zitrusfrucht erfüllt. So muss es am Anbeginn der Zeit gerochen haben, glaubt er. Sie stimmt ihm zu: ein wundervoller Geruch. Doch später legt sie sich die Hand auf das Gesicht und lässt seinen – ihr noch lieberen – erdigen Geruch auf sich wirken. Wenn er einmal fort ist, wird sie ewig nach ihm suchen. Sie stellt sich vor, wie er im Flugzeug wohlig schläft, auf Flügeln zurückreist in der Zeit.

S ie steht in einer Wolke aus heißem Dampf, berührt das mit Kondenswasser beschlagene Glas. Sie könnte etwas auf die milchige Scheibe schreiben, tut es aber nicht. Denn sie weiß nur zu gut, dass sich Worte nicht so einfach wieder auslöschen lassen, dass sie nicht verloren gehen, auch wenn hinter dem Dampfschleier allmählich der fahle Tag zum Vorschein kommt und das Glas der Duschkabine wieder klar wird. Doch die Worte würden trotzdem bleiben: Geisterlettern auf dem Glas, die je nach Lichteinfall noch länger zu lesen sein würden. Sie möchte nicht, dass jemand sieht, was sie – vielleicht in einem schwachen Moment – schwungvoll auf das Glas geschrieben hat. Wenn er gemeinsam mit ihr in dieser Dusche stehen würde, könnte sie es vielleicht riskieren, um ihm zu gefallen, um in seinen Augen das Vergnügen zu erkennen, das ihre Gedanken in ihm auslösen. Doch sie beschränkt sich darauf, ihre Finger an der Scheibe herunterrutschen zu lassen – wie eine Katze, die an einer Tür kratzt. Dabei hinterlassen ihre Fingerspitzen Spuren, die sich allmählich verlieren und nichts bedeuten. Und trotzdem verschafft es ihr eine merkwürdige Befriedigung, eine sichtbare Spur zu hinterlassen.
    Wenn er nicht da ist, reihen sich die Tage fein säuberlich aneinander. Sie kann nur eins tun: warten. Im Licht seiner Abwesenheit erscheint alles andere zweitrangig. Sie lacht, redet, denkt, fasst Entschlüsse. Sie kann sich unterhalten, die Zeitung durchblättern, sich etwas zu essen kochen. Sie probiert Kleider an, geht mit dem Hund spazieren, schaut sich den Mittagsfilm an. Doch dies alles geschieht in einem Zustand der Dumpfheit, wie unter Wasser, wird stets von dem Bewusstsein überlagert, dass er woanders, dass er fern von ihr ist. Dieses Wissen bestimmt darüber, in welcher Farbe oder wie blass ihr die Welt erscheint. Dieses Wissen löscht alles andere aus. Ein Zustand, den man als Kummer bezeichnet, so viel ist ihr klar. Ein Leben in der Versenkung, ein ständiger Kampf um Sauerstoff. Ein Gefühl permanenter innerer Leere.
    Sie schaut an sich hinab, sieht das Wasser, das sich zu ihren Füßen gesammelt hat. Obwohl ihr Körper völlig gesund ist und sie bislang nie im Stich gelassen hat, ist sie noch nie stolz darauf gewesen. Vielmehr sieht sie in ihrem Körper vor allem einen liebenswerten Komplizen. Mag er auch hundert Schwächen haben, sie ist sich dennoch bewusst, dass er stets sein Bestes tut. Sie kümmert sich weniger um sich selbst als um ihre Tiere. Sie isst nicht, was sie essen sollte, sie reibt sich nicht mit Sonnencreme ein, sie verschwendet keinen Gedanken auf ihr Aussehen, es sei denn, es gilt, jemanden zu beeindrucken, aber ihr Körper macht tapfer immer weiter: unbeirrt, großmütig, unerbittlich. Ihre Beine sind stark, ihre Füße stehen sicher nebeneinander. Ihre Arme werden an der hellen Unterseite von blauen Adern durchzogen. Ihre Hände sind mit Sommersprossen übersät – eine Folge jahrelanger Gartenarbeit -, die Nägel kurz geschnitten. Ihre Brüste sind alles andere als spektakulär;

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