Geheimnis am Holunderweg
ist?” fragte Dicki.
„Haben Sie es denn nicht auf der Bank oder auf der Sparkasse?”
„Bank! Sparkasse! Denen traue ich nicht. Ich hatte es versteckt. Aber nun ist es fort.”
„Wo hatten Sie es denn versteckt?” fragte Rolf.
„Was sagst du?” Der alte Mann hielt die Hand ans Ohr. „Sprich lauter!”
„Wo hatten Sie Ihr Geld versteckt?” wiederholte Rolf laut.
Da glitt ein schlaues Lächeln über das Gesicht des Alten. „Das verrate ich euch nicht. Das ist mein Geheimnis. Es war so gut versteckt. Aber nun ist es fort.”
„Sagen Sie uns das Versteck, dann werden wir noch einmal gründlich nachschauen”, schlug Gina vor.
Aber der alte Mann schüttelte eigensinnig den Kopf.
„Holt die Polizei. Ich will, daß die Polizei herkommt. Sie wird dafür sorgen, daß ich mein Geld zurückbekomme.”
Dicki hatte keine Lust, Herrn Grimm zu benachrichtigen. Der Polizist würde die Spürnasen aus dem Haus jagen und nicht erlauben, daß sie sich an der Aufklärung des Falles beteiligten. Er würde sich wer weiß wie sehr aufspielen und doch nichts erreichen.
„Wann haben Sie denn bemerkt, daß das Geld fort ist?” fragte er.
„Jetzt eben”, antwortete der Alte, „vor ein paar Minuten. Ich suchte danach – und fort war es. Man hat mich armen alten Mann bestohlen. Holt die Polizei.”
„Ja, das wollen wir tun”, sagte Dicki beruhigend. „Ich möchte nur gern noch eins wissen. Wann haben Sie das Geld zuletzt gesehen? Können Sie sich noch daran erinnern?”
„Natürlich!” Der alte Mann rückte seine Nachtmütze zurecht. „Gesehen habe ich es zwar nicht, ich bin fast ganz blind. Aber ich habe es gefühlt.”
„Und wann ist das gewesen?”
„Letzte Nacht, so um Mitternacht rum. Ich konnte nicht schlafen und sorgte mich um mein Geld. Seitdem meine Tochter fort ist, bin ich ja ganz allein. Ich stand auf, ging hier ins Zimmer und fühlte nach dem Geld. Es war noch da.”
„Also muß es danach verschwunden sein. Ist heute schon jemand bei Ihnen gewesen?”
„Ja, sicher.” Der alte Mann griff sich an den Kopf.
„Meine Enkelin war hier. Sie kommt jeden Tag zu mir und macht sauber. Aber wer sonst noch da war, weiß ich nicht mehr genau. Holt die Polizei. Sie wird das Geld schon finden.”
Betti hatte großes Mitleid mit dem alten Mann. Hier wohnte er nun ganz allein und sorgte sich um seine Ersparnisse. Ob das Geld wirklich gestohlen worden war? Vielleicht hatte er nur das Versteck vergessen. Wenn er ihnen doch erlauben wollte, daß sie ihm suchen halfen!
„Wir werden Herrn Grimm benachrichtigen müssen”, sagte Dicki. „Schade! Unter Umständen hätten wir die Sache selber aufklären können.”
In diesem Augenblick ertönten draußen Schritte. Dann wurde laut an die Tür geklopft, und gleich darauf kam ein flott gekleideter junger Mann ins Zimmer. Überrascht starrte er auf die fünf Kinder. Purzel bellte ihn an.
„Hallo!” rief er. „Wer seid denn ihr? Besucht ihr meinen Großonkel? Tag, Onkel! Wie geht es dir?”
„Bist du es, Wilfried?” Der alte Mann streckte tastend seine Hand aus. „Denk nur, Wilfried, mein Geld ist fort.”
„Fort? Wie meinst du das? Ich habe ja immer gesagt, du sollst es mich auf die Bank bringen lassen.”
„Es ist fort, fort!” rief der Onkel klagend und wiegte den Kopf hin und her.
Wilfried sah sich im Zimmer um. „Wo hattest du es denn aufbewahrt? Vielleicht ist es gar nicht fort. Ich wette, du hast nur das Versteck vergessen. War es im Kamin – oder unter einem Dielenbrett?”
„Das sage ich dir nicht. Die Polizei soll kommen und mir mein Geld wiederbeschaffen.”
„Wir werden die Polizei anrufen”, erbot sich Dicki.
„Im Nachbarhaus ist sicherlich ein Telefon.”
„Was sucht ihr eigentlich hier, Kinder?” fragte Wilfried.
„Nichts. Wir hörten, wie Ihr Onkel nach der Polizei rief, und wollten ihm helfen.” Dicki hielt es für überflüssig, dem jungen Mann zu sagen, daß Rolf ein Fensterleder holen wollte, das er im Gebüsch liegengelassen hatte, und dabei die Hilferufe des alten Mannes gehört hatte. „Kommt, Kinder, wir gehen telefonieren. In ein paar Minuten ist die Polizei hier.”
Betti rief dem alten Mann einen Abschiedsgruß zu, aber er hörte es nicht. „All mein Geld!” stöhnte er.
„Was soll ich bloß machen? Alles fort, alles fort!”
Die Spürnasen verließen ihn und gingen zum Haus Baumgrün. Die Haustür war grün gestrichen. Auf Dickis Klingeln öffnete eine freundliche Frau. Sie sah sehr französisch
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