Geheimnis am Holunderweg
mischte sie. Unterdessen erzählte Dicki von Herrn Grimms Besuch.
„Ich verstehe nicht, wie du höflich zu ihm sein konntest, nachdem er Purzel totschießen wollte”, sagte Flipp.
„Na so besonders höflich war ich wohl nicht”, erwiderte Dicki. „Ich fürchtete auch, daß er mich fragen könnte, was wir am Holunderweg suchten. Hättest du bloß nicht den Lederlappen liegenlassen, Rolf! Wenn Wegda nun den Garten durchsucht und ihn findet?”
„Das wäre schlimm. Mutti fragt dauernd nach dem Lappen. Ich wollte schon einen neuen kaufen, aber die Dinger sind furchtbar teuer. Gina und ich haben uns heute in einem Laden erkundigt. Ich muß noch einmal in den Garten gehen und den Lappen holen.”
„Du darfst aber nicht am hellen Tag hingehen”, sagte Dicki bestimmt. „Ich werde heute abend gehen, wenn es dunkel ist.”
„Bei Helligkeit wäre ich sowieso nicht zum Holunderhaus gegangen”, erwiderte Rolf etwas gekränkt. „Ganz so dumm bin ich ja auch nicht. Aber es ist wirklich besser, wenn du den Lappen holst. Ich kann abends nicht so leicht fort. Du hast immer die Ausrede, daß du Purzel ausführen mußt.”
„Ja, ich mache vor dem Schlafengehen immer noch einen kleinen Gang mit ihm. Heute abend gehen wir eben zum Holunderweg. Morgen bringe ich dir dann deinen Lederlappen.”
„Hör mal, Dicki, wollen wir uns nun mit der Aufklärung des Diebstahls beschäftigen, oder überlassen wir das Herrn Grimm?” fragte Gina. „Es ist ja nur ein kleines Geheimnis.”
„Eigentlich ist es überhaupt kein Geheimnis. Entweder das Geld ist noch da und Herr Schauer hat nur vergessen, wo er es versteckt hat, oder jemand, der das Versteck kannte, hat es gestohlen. Dann könnte es wohl nur ein Verwandter von ihm sein. Es ist ein einfacher Fall.”
Gina nickte. „Die besten Auskünfte über die Besucher von Herrn Schauer könnte jedenfalls Monsieur Henri geben. Er liegt ja den ganzen Tag auf der Couch und beobachtet die Leute, die vorbeigehen. Und die Tür vom Holunderhaus kann er von seinem Platz aus gut sehen.”
„Ja, du hast recht. Monsieur Henri würden wir als ersten befragen, wenn wir den Fall aufzuklären versuchten. Aber wir wollen lieber die Finger davon lassen. Womöglich taucht noch die Frage nach einem Fensterputzer auf. Es könnte ja sein, daß jemand Rolf gesehen hat. Wie würden wir dastehen, wenn es herauskäme, daß er die Fenster vom Holunderhaus geputzt hat!”
„Ich fand den Einfall gleich von Anfang an ziemlich albern”, sagte Rolf.
„Na ja, besonders gut war er wohl nicht”, gab Dicki zu. „Aber nun ist nichts mehr daran zu ändern. Kommt, wir wollen vor dem Tee noch ein Spiel machen.”
Während die Kinder Karten spielten, entdeckte Purzel, daß er von einem Stuhl aus an den Hundekuchen heranreichte. Nach und nach fraß er den ganzen Teller leer, ohne daß die Kinder es bemerkten. Dann sprang er vom Stuhl herunter und legte sich still neben Betti.
Betti streichelte ihn. „Purzel ist ja heute so brav. Sonst ärgert er sich immer, wenn wir Karten spielen und uns nicht um ihn kümmern. Beim letztenmal hat er mir sogar mit der Pfote die Karten aus der Hand geschlagen.”
„Wau!” bellte Purzel leise. Er hatte ein sehr schlechtes Gewissen. Als Rolf ihn kitzelte, sprang er nicht wie sonst auf, sondern blieb still liegen.
Rolf beugte sich zu ihm hinunter. „Nanu, Purzel, was ist denn mit dir los? Du wedelst ja nicht einmal mit dem Schwanz.”
Der Hund rührte sich nicht. „Purzel, bist du krank?” rief Betti besorgt. „Komm, steh auf und wedle mit dem Schwanz!”
Purzel stand auf, ließ den Schwanz jedoch trübselig herunterhängen und senkte den Kopf. Die Kinder streichelten und klopften ihn und redeten ihm gut zu, aber es half alles nichts.
„Wir müssen ihn zum Tierarzt bringen”, sagte Betti endlich. „Ob ihm etwas wehtut, Dicki?”
„Warte, ich werde ihm mal ein Stück von seinem Kuchen anbieten”. Dicki stand auf, und da sah er den leeren Teller.
„Purzel! Du gieriger Köter! Wie kannst du dich so schlecht betragen, wenn du eingeladen bist! Ich muß mich ja für dich schämen. Geh in die Ecke!”
„Was hat er denn getan?” fragte Betti, während Purzel in eine Ecke ging und sich dort mit dem Kopf zur Wand hinsetzte.
„Er hat seinen ganzen Kuchen aufgefressen, während wir Karten spielten. Böser Purzel! Nein, Betti, geh jetzt nicht zu ihm. Guck dir mal die Kuchenschüssel neben seinem Teller an. Es sieht so aus, als hätte er auch noch an den Makronen
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