Geheimnis am Holunderweg
geleckt.”
„O Purzel, wie konntest du nur! Aber besser, er ist unartig als krank”. Betti nahm sich vor, ihrem Liebling beim Tee ein Stück Makrone zuzustecken.
Der Scotchterrier stöhnte erbärmlich und ließ den Kopf noch tiefer sinken.
„Laßt ihn jetzt in Ruhe”, sagte Dicki. „Wenn wir noch ein Wort sagen, bricht er womöglich in Tränen aus.”
Betti kicherte. „Hunde können doch nicht weinen! Purzel hat ja auch kein Taschentuch und müßte seine Tränen mit der Zunge ablecken.”
„Nenne jetzt nicht mehr seinen Namen. Er ist in Ungnade. Also – wer gibt Karten?”
Beim Tee gab es viel Gelächter. Schließlich fiel Flipp vor Lachen vom Stuhl und riß eine Kuchenschüssel mit.
Gleich darauf guckte Frau Hillmann ins Zimmer.
„Was war das für ein Krach? Ist einer von euch hingefallen? Flipp, was machst du denn auf der Erde? Und überall liegt Kuchen herum! Steh sofort auf und bewirte deine Gäste anständig.”
„Sei wirtlich, Flipp”, sagte Betti kichernd, und alle brachen von neuem in Gelächter aus. Purzel kam hoffnungsvoll aus seiner Ecke und schnupperte auf dem Boden herum. Aber Flipp schob ihn fort.
„Nein, Purzel! Der Fußboden ist ganz sauber. Wir können den Kuchen selber essen. Ist Mammi wieder fort? Gut! Ich finde, Purzel hat jetzt genug gesühnt und braucht nicht mehr in der Ecke zu sitzen.”
Also wurde Purzel wieder in Gnaden aufgenommen.
Die Kinder spielten noch etwas. Darüber verging ihnen die Zeit allzu schnell. Als Dicki zufällig auf die Uhr im Zimmer guckte, rief er erschrocken: „Kinder, es ist gleich sieben! Ihr eßt doch um sieben Abendbrot, nicht wahr, Flipp?”
„Ja. Und wir müssen uns noch die Hände waschen. Tut mir leid, daß ich euch rauswerfen muß, aber ihr wißt ja, bei uns geht alles nach dem Glockenschlag. Gleich wird es zum Essen gongen.”
Gina, Rolf und Dicki verabschiedeten sich hastig und gingen hinaus. Es wurde schon dunkel. „Schade, daß wir kein Geheimnis aufzuklären haben”, meinte Rolf, während sie ihre Räder auf die Straße schoben. „Ich würde mich gern wieder einmal als Detektiv betätigen.”
„Wer weiß, vielleicht bekommst du bald Gelegenheit dazu”, erwiderte Dicki.
Die drei Kinder fuhren mit brennenden Lampen durch die dunkle Straße. An der nächsten Ecke trennte sich Dicki von Gina und Rolf. Er gähnte. In der vergangenen Nacht hatte er vor Sorgen um Purzel wenig geschlafen, und nun war er recht müde. Er nahm sich vor, früh ins Bett zu gehen.
Gewöhnlich blieb Dicki gern lange auf. Aber an diesem Abend ging er schon kurz nach neun in sein Zimmer, und bald darauf lag er im Bett. Er nahm noch ein Buch vor, schlief jedoch beim Lesen ein und hatte nicht einmal das Licht ausgemacht. Es schlug zehn, es schlug halb elf, es schlug elf. Auch die anderen Hausbewohner waren inzwischen schlafen gegangen. Nur in Dickis Zimmer brannte noch Licht.
Purzel, der bisher ruhig in seinem Korb gelegen hatte, begann unruhig zu werden. Wollte Herrchen ihn denn heute abend gar nicht ausführen? Er sprang am Bett hoch und weckte Dicki auf.
Dicki fuhr in die Höhe. „Ach, du bist es! Ich dachte schon, es wären Einbrecher im Haus. Du willst doch nicht etwa jetzt noch raus? Es ist ja schon halb zwölf.”
Gerade wollte Dicki das Licht ausknipsen, da fiel ihm ein, daß er vergessen hatte, Rolfs Lederlappen zu holen.
Er überlegte ein wenig. Sollte er jetzt noch zum Holunderhaus gehen? Er hatte es Rolf versprochen, und dann war es auch wichtig. Kurz entschlossen sprang er aus dem Bett und zog sich an. „Wir sind bald wieder zurück”, sagte er zu Purzel.
Aber Dicki sollte nicht so schnell zurückkehren, wie er dachte. Ihn erwartete ein seltsames nächtliches Erlebnis.
Seltsame Geschehnisse
Leise ging Dicki mit Purzel die Treppe hinunter. Purzel, der immer genau wußte, wann er keinen Lärm machen durfte, schien den Atem anzuhalten.
„Durch die Hintertür!” flüsterte Dicki, und der Hund lief voraus. Dicki riegelte behutsam die Tür auf, schloß sie dann ebenso behutsam hinter sich und schlich durch die hintere Gartenpforte hinaus.
Auf der Straße sprang Purzel an ihm hoch und leckte ihm die Hand. Er liebte nächtliche Ausflüge. In der Nacht waren die Gerüche stärker als am Tage, die Schatten geheimnisvoller.
„Wir gehen zum Holunderweg”, sagte Dicki zu ihm.
„Ich will dort etwas holen. Wenn ich es nicht finde, mußt du mir suchen helfen.”
„Wau!” bellte Purzel glücklich und lief wieder voraus. Der Himmel war mit
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