Geheimnis der Leidenschaft
an. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf die störrische Verbindung gerichtet. Als er endlich fertig war, kroch er unter dem Wagen hervor und lehnte den Schlüssel gegen einen Reifen. Wortlos zerrte er den steifen, schweren Schlauch aus seiner Halterung und hängte ihn in den Trog.
Das Vieh brüllte und drängte sich um den Wassertank. Obwohl sie es versuchten, konnten sie sich nicht zwischen den Wagen und den Trog zwängen. Rio und Hope würden nicht niedergetrampelt werden, so lange sie sich im Schutz von Behemoth aufhielten.
Er hob die Stimme, damit man sie über dem Lärm der Rinder noch hören konnte. »Fertig.«
Als Hope nicht antwortete und der Schlauch schlaff blieb, blickte er über die Schulter. Sie hatte sich gegen den staubigen Wagen gelehnt, die Augen geschlossen, und sog die wenigen Augenblicke der Ruhe in sich ein, wie Sand trockenes Wasser aufsaugt. Vor dem klobigen Wagen wirkte sie sehr klein, beinahe zerbrechlich.
»Hope?«
Sie öffnete die Augen und lächelte zu ihm auf. Mit einer Anmut, die die tiefen Schatten unter ihren Augen Lügen strafte, nahm sie den schweren Schlüssel, befestigte ihn an dem
Ventil und setzte dann ihren ganzen Körper ein, um das Ventil zu öffnen.
Wasser rann aus dem Tank und floss in den Schlauch, donnerte hart und schnell in den leeren Trog. Die Rinder brüllten und drängten sich noch näher, sogar der große Wagen bewegte sich. Als Rio sicher war, dass der Schlauch nicht aus dem Trog gleiten würde, kroch er unter den alten Armeewagen und setzte sich neben Hope.
»Gierige kleine Teufel.« Hope lächelte, und ihre Augen strahlten vor Stolz über ihre Rinder.
Nach einer Zeit ließen sich die Tiere, die als Erste am Trog gewesen waren, von den anderen beiseite schieben. Die Rinder, die sich schon bei der ersten Fahrt von Behemoth an dem Wassertank sattgetrunken hatten, standen am Rande der Herde oder grasten zwischen den riesigen Salbeibüschen und dem verstreuten Pinon, der auf dem sanft geschwungenen Land wuchs. Die grasenden Rinder waren dieselben, die morgen früh die eifrigsten sein würden, ganz vorn in der Menge, die drängen und brüllen würden für das erste Wasser am Tag.
Hope verschwendete ihre Energie nicht darauf, ihre Stimme so laut zu erheben, dass sie über dem Gebrüll der Tiere zu hören war. Mit einem halb entschuldigenden Lächeln zu Rio legte sie sich auf den Rücken in den Staub, den Hut unter ihrem Kopf, die Augen geschlossen. Sie fühlte sich schwindlig vor Erleichterung, ihre angespannten Muskeln ausstrecken zu können.
Dies war einer der Augenblicke, auf den sie wartete, wenn die harte Arbeit des Wasserholens hinter ihr lag und nur noch der Schlauch abgeschraubt und eingerollt werden und sie mit Behemoth zum Ranchhaus zurückfahren musste. Manchmal zog sie, ehe sie nach Hause fuhr, ihre Kleidung aus und glitt in den riesigen Trog. Langsam paddelte sie eine Weile, ehe sie die Arme auf den Rand des Troges stützte und sich treiben ließ.
Dabei betrachtete sie die glänzenden Sterne in den nachtblauen Tiefen des Abends.
Mit einem eigenartigen Lächeln beobachtete Rio, wie Hope völlig unbefangen neben ihm lag. Er wusste nicht, ob sie zu müde war für den üblichen Flirt oder den direkten Annäherungsversuch der Frauen, den er in der Vergangenheit erlebt hatte, oder ob sie ihn ganz einfach nicht als Mann sah, weil er keine weiße Hautfarbe hatte.
Doch dann erinnerte er sich an die Momente, als er sich umgewandt und festgestellt hatte, dass sie ihn beobachtete, an den Blick weiblicher Anerkennung in ihren Augen. Sie war erschöpft, nicht arrogant.
Er war versucht, sich neben ihr auszustrecken, den Schatten des Wagens zu nutzen und sich dabei ein wenig auszuruhen. Sein Tag hatte schon vor der Morgendämmerung begonnen, als er Dusk eingefangen und gesattelt und dann einige der scheuen Vollblüter von Turner zusammengetrieben hatte. Die Pferde waren so elegant wie Tänzerinnen, und auch genauso nutzlos, um mit ihnen Vieh zu treiben.
Es waren die Quarter-Pferde von Turner, die Rio wirklich gefielen. Sie waren muskulös, kannten sich mit Rindern aus, waren schnell und perfekt für die Arbeit mit den Rindern. Wenn er mit ihnen fertig war, würde John Turner einige der besten Pferde in Nevada besitzen.
Und dann würde Turner seine Quarter-Pferde ruinieren, indem er versuchen würde, in Rodeos mit ihnen einige glänzende Gürtelschnallen zu gewinnen. Der Mann besaß nicht mehr Verstand im Umgang mit Pferden als im Umgang mit seinen Arbeitern,
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