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Geheimnis der Leidenschaft

Titel: Geheimnis der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Frauen oder dem Land selbst. Er nahm immer nur und gab nichts zurück. Er hatte nicht einmal eine Ahnung davon, dass er das eigentlich tun sollte.
    Rio rutschte noch mehr nach unten und lehnte den Kopf gegen den staubigen Reifen; seine Beine zog er aus der Reichweite der Rinder. Er hätte schlafen können, doch das tat er nicht. Stattdessen genoss er den Frieden dieses Augenblicks, in dem die Rinder ihren Durst stillten, die Frau sich nur wenige Zentimeter von ihm entfernt ausruhte, und er genoss die Erinnerung an ihre Brüste, die sich gegen seinen Arm gepresst hatten.
    Mit einem leisen Fluch sagte er sich, was er für ein Dummkopf war, Hope auch nur anzusehen. Sie ist keine Frau, mit der man heute ins Bett gehen und die man dann morgen wiederverlassen kann. Also hör auf, daran zu denken, wie sie ausgesehen hat, als sie sich dem Himmel entgegengestreckt und ihre Bluse sich so an ihren Körper geschmiegt hat, wie ich das gern tun würde.
    Selbst wenn sie zu mir käme, nach mir verlangte, würde ich sie nur verletzen. Ist es das, was ich will? Möchte ich ihr die Hand reichen, wenn sie am Boden liegt und mich braucht, und sie dann ins Bett zerren, als wäre sie nur ein weiteres Mädchen für einen Samstagabend?
    Teufel, diese Art von Sex habe ich schon hinter mir gelassen, seit ich alt genug war, Alkohol zu trinken.
    Grimmig lauschte Rio den Worten in seinem Inneren. Jedem einzelnen Wort stimmte er zu und kämpfte doch gleichzeitig mit all seinen Sinnen dagegen. Doch trotz seines wilden männlichen Verlangens machte er keine Anstalten, sich Hope zu nähern.
    Mit keinem Wort. Mit keiner Geste. Nicht einmal mit einem sehnsüchtigen Blick.
    Instinktiv wusste er ohne jeglichen Zweifel, dass sie sich nicht beiläufig einem Mann hingeben würde. Genauso sicher wusste er auch, dass er sich überhaupt keiner Frau hingab, nicht wirklich, nicht in dem Sinn, der wichtig war. In den letzten drei Jahren hatte er sehr viel über sich selbst gelernt. Ein Teil davon war, dass Bruder des Windes mehr war als nur ein Name. Es war sein Schicksal, und das hatte er endlich akzeptiert.
    Er hatte sein ganzes Leben lang nach etwas gesucht, das mächtiger, dauerhafter, schöner, bezwingender war als die endlosen Weiten des Landes im Westen. Er hatte keinen Ort gefunden, keinen Menschen, dem es gelungen war, ihn zu halten, wenn sein Bruder, der Wind, ihn rief, wenn er ihm Dinge zuflüsterte von geheimen Quellen und schattigen Canyons, in die kein Mensch sich verirrte.
    Das andere, was Rio über sich selbst erfahren hatte, als er erwachsen wurde, war die Tatsache, dass ihn weiße Frauen nicht wollten, obwohl er als Weißer geboren und aufgewachsen war, bis er zwölf Jahre alt war, und bis nach seinem sechzehnten Lebensjahr als Weißer erzogen worden war. Weiße Frauen wollten sein Schweigen nicht und auch nicht sein tiefes Verständnis des Lebens und des Landes.
    Und auf keinen Fall wollten weiße Frauen ein Kind bekommen, das nicht so weiß war wie sie selbst.
    Er machte ihnen deswegen keinen Vorwurf. Nach dem, was er hatte erdulden müssen, konnte er ein Buch darüber schreiben, wie es war, nicht weiß zu sein, kein Indianer zu sein, eigentlich gar nichts zu sein, für niemanden.
    Rio zog den Hut über die Augen und sperrte so den Anblick von Hopes verletzlichem Körper aus, der sich in Reichweite seiner hungrigen Hände befand. Er unterdrückte sein Verlangen mit der gleichen eisernen Disziplin, mit der er sein wildes Temperament unterdrückt hatte, als er aufwuchs und blonde Kinder ihn gequält hatten, ihn Halbblut und Wollkopf genannt hatten. Er hatte seine Quälgeister mit eisiger Heftigkeit bekämpft, doch hatte er keinen von ihnen umgebracht.
    Und das hätte er gekonnt, schon damals.
    Als er erwachsen war, hatten die meisten Männer, die ihn bedrängten, sich darauf verlassen, dass sie in der Überzahl waren oder dass sie Waffen hatten, die sie stark machten. Rio hatte gelernt, sich nie auf etwas anderes oder jemand anderen zu verlassen als auf sich selbst. Dies verlieh ihm eine Rücksichtslosigkeit, die seine Gegner zuerst überraschte und dann überwältigte.
    Und es machte ihn auch sehr einsam. Auch das hatte er akzeptiert. Bruder des Windes.
    Die Rinder drängten einander zur Seite, Staub wirbelte auf, der die Luft wie Messing schimmern ließ. Wasser rauschte aus Behemoth und donnerte in den Trog. Der Geruch der Rinder, des Wassers und des Staubes vermischte sich mit dem Geruch der Sonne, des Pinons und des Salbeis.
    Diese Gerüche

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