Geheimnis der Leidenschaft
nicht um, Liebes.« Butter zischte in der Pfanne. »Nichts ist diesen Einsatz wert.« Er warf ein schweres Steak in die heiße Pfanne. »Wir wissen doch beide, dass je länger du mit dem Verkauf wartest, desto weniger werden die Rinder wiegen. Das natürliche Futter ist aufgebraucht, und es wächst nichts mehr nach, wenn kein Regen fällt.«
Masons Bemerkung machte Hope wütend. Nicht, weil er Unrecht hatte, sondern weil er Recht hatte.
»Dann werde ich eben Futter holen«, erklärte sie mit angespannter Stimme.
Er schüttelte den Kopf, doch er sagte nichts. Er wusste, selbst wenn sie beide rund um die Uhr arbeiten würden, konnten sie es nicht schaffen, sowohl Futter als auch Wasser für die Rinder zu holen.
Dafür waren es zu viele Rinder.
Und es gab nicht genügend Stunden am Tag.
Sie beide zusammen hatten nicht genügend Muskelkraft.
Doch Hope war noch jung. Sie würde ihre eigenen Grenzen noch kennen lernen müssen. Er hatte die seinen schon vor langer Zeit erfahren, und je älter er wurde, desto mehr fühlte er sich eingeschränkt.
Er starrte auf seine geschwollenen Fingerknöchel und fluchte leise. Er war nicht seinetwegen wütend auf das Leben, sondern ihretwegen. Für sie hätte er die Qualen erduldet, noch einmal jung zu sein, nur um die Kraft zu haben, ihr zu helfen, ihre Träume zu verwirklichen. Sie war die Tochter, die er nie gehabt hatte. Er hätte für sie Berge versetzt, wenn er das gekonnt hätte.
Er konnte es nicht. Er konnte sie nur lieben.
Schweigend hob Mason das Steak an der einen Seite an, stellte fest, dass es durchgebraten war, und drehte es um.
Nach einer Weile hörte Hope auf, weiter die Sauce umzurühren und stellte die Bohnen und den Salat auf den Tisch. Sie häufte etwas von beidem auf die Teller. Dann öffnete sie die Tür des Ofens und schnüffelte.
Der verlockende Duft von Knoblauch stieg in ihre Nase. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da hatte Mason darauf bestanden, dass Knoblauchbrot etwas Fremdes sei, mit dem man auf keinen Fall die gute Rindfleischsauce der Amerikaner vom Teller tunken dürfe. Doch dann war auch er dem köstlichen Zeug verfallen.
»Iss, ehe sich der Saft setzt«, sagte er und stellte das dampfende Fleisch vor sie.
Sie drückte mit der Gabel auf das Steak. »Hast du das gehört?«
»Was denn?«
»Es hat noch gemuht.«
Mason wollte empört etwas erwidern, ehe er das Lachen in ihren Augen sah. Er musste lächeln, dann zerzauste er ihr das gerade erst gekämmte Haar und ging zurück zum Herd.
Ein leises, süßes Muuuuh folgte ihm.
Schnell wandte er sich um. Eine engelhaft aussehende Hope schnitt gerade ein Stück von ihrem blutigen Steak ab, den Ausdruck offensichtlicher Zufriedenheit in ihrem Gesicht.
»Mm«, meinte sie und kaute das Fleisch. »Mason, niemand kann ein Steak so gut braten wie du.«
Lächelnd und leise singend, briet ein zufriedener Mason sein eigenes Steak. Er brauchte dazu noch weniger Zeit als für ihres.
Schon bald waren die einzigen Geräusche in der Küche das Klappern des Bestecks auf den Tellern, ab und zu das Knarren eines alten Stuhls, wenn sich einer von ihnen vorbeugte, und das schnelle Blubbern der Kaffeemaschine, während die Flüssigkeit in ihrem Inneren immer dunkler wurde und immer stärker duftete.
Als Hope keinen Bissen mehr essen konnte, hatte sie endlich Mitleid mit dem geduldigen Mason und erzählte ihm von dem Abkommen, das sie mit Rio getroffen hatte.
Mason lauschte schweigend, nickte an den richtigen Stellen und lächelte wie eine Katze, aus deren Maul noch die Federn hervorlugten. Als Hope zu Ende erzählt hatte, wischte er seinen Mund mit der Papierserviette ab und stieß den Stuhl vom Tisch zurück.
»Dann werden wir wohl besser den Badeofen heizen«, meinte er.
Sie starrte ihn an, als hätte er vorgeschlagen, einen der Eichenstühle zum Nachtisch zu verspeisen. »Wovon redest du überhaupt?«
»Möchtest du denn nicht baden, Mädchen?«
»Natürlich möchte ich das, aber ...«
»Dann halte mich nicht hier auf und sieh mich nicht mit offenem Mund an, wenn das Badewasser längst heiß werden könnte«, unterbrach er sie fröhlich.
»Mason.« Sie sprach langsam und sorgfältig, als sei er taub oder dumm oder ein wenig verrückt. »Wenn ich jetzt ein Bad nehme, dann werden wir morgen nicht mehr genügend Wasser zum Trinken haben.«
»Sicher werden wir das. Eine ganze verdammte Wagenladung voll.«
Sie starrte ihn mit offenem Mund an.
Er schnaufte. »Sieh doch nur, du wirst gleich Fliegen
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